so war’s
: Vom Korn geküsst

Nach bald 20 Jahren als Blaumeier-Aktrice hat Gisela Meyer ihr erstes Stück zu Papier gebracht: “Hereinspaziert!“. Auf den eigenen Leib ist die Rolle der allürengeschwängerten Alt-Diva Giselle geschrieben, Hoffnungsträgerin hochfliegender Kulturentwicklungspläne im norddeutschen Plattland.

Wobei auch Protagonist Sigfried Wagner nach den Sternen greift: Seine Landkaschemme soll Künstlerlokal werden. Bislang wird der Laden allerdings von zockenden Landpomeranzen und Tresenroutiniers in Beschlag genommen (besonders ausdauernd: Hans-Jürgen Andreas). Die Kneipe selbst ist en detail als Anti-Ort zu Sigfrieds ästhetischen Ambitionen gestaltet. Sein Pendant heißt Sieglinde. Die steht mehr auf Kartoffel an Fisch, der Interessengegensatz des Wirtspaares köchelt auf zum ersten Duett.

Auch sonst setzen die Regisseurinnen Imke Burma und Barbara Weste erfolgreich auf Musik: Mit Chören aus den Kulissen und einem wunderbar locker swingenden Männerquartett unter dem charmanten „Chefchen“ (Thomas Fährmann). Was braucht man noch zur Künstlerclub-Eröffnung? Einen sinistren Türsteher und einen Elektromeister, der – natürlich per Ballade – Frauen und Kabel für gleichermaßen verhedderungsträchtig erklärt. Zwischendurch erinnert die Stammbelegschaft mit einer Tupper-Party noch mal an den eigentlichen Kulturbegriff vor Ort – doch die Diva ist schon engagiert und führt das Quasi-Musical zum allseits befriedigenden Showdown. Henning Bleyl

„Hereinspaziert“ ist erst wieder im Herbst zu sehen. Karten hingegen kann man kaum früh genug bestellen: ☎ 0421/ 39 53 40