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Volkszählung 2011Religion ist freiwillig

In der am 9. Mai beginnenden Volkszählung werden auch Fragen zu Religion und Weltanschauung gestellt. Der Datenschutzbeauftragte des Bundes ist alles andere als erfreut.

Sag, wie hälst du's mit der Religion? Passanten in der Gelsenkirchener Innenstadt. Bild: dapd

HAMBURG afp | Kurz vor dem Start der diesjährigen Volkszählung hat der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, Zweifel an dem Aufwand für die Befragung geäußert. "Ob sich die hohen Kosten für den Zensus rechnen, werden wir wohl erst dann wissen, wenn die Ergebnisse vorliegen", sagte Schaar dem Hamburger Abendblatt vom Mittwoch. Er frage sich aber schon, "warum nicht eine Erhebung allein aus den Registern ausgereicht hätte."

Ab Montag werden im Rahmen des Zensus 2011 rund 7,9 Millionen zufällig ausgewählte Bürger in einer Haushaltsbefragung zu ihrer Lebens- und Erwerbssituation oder ihrem Bildungsstand befragt. Insgesamt gibt es 46 Fragen.

Zuletzt gab es 1987 eine Volkszählung. Der Zensus 2011 beruht vor allem auf Daten aus Verwaltungsregistern.

Schaar kritisierte zudem eine Frage nach der Religion in dem Zensus-Fragebogen. Weder die Abfrage der Religionszugehörigkeit noch die des Glaubensbekenntnisses sei europarechtlich vorgegeben, sagte der Datenschützer. Er habe die Aufnahme dieser Frage bei den Beratungen des Zensusgesetzes kritisch bewertet - "leider ohne durchschlagenden Erfolg". Er forderte daher, die Befragten darauf hinzuweisen, "dass die Angabe des Glaubensbekenntnisses freiwillig ist."

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7 Kommentare

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  • D
    docvonstock

    Spätestens seit Elena hat sich der Staat, also das Marionettenregime in Berlin, öffentlich dazu bekannt, wozu die Datensammelwut dient. Zur Überwachung und Kontrolle der Bürger. Gleichzeitig wird der Bürger besänftigt, indem heute öffentlich verkündet wurde, dass die Daten weder an das Finanzamt noch an die Sozialämter weitergereicht werden. Wer so etwas glaubt, hat auch den Osterhasen vor zwei Wochen beim Eierlegen beobachtet.

     

    Wenn die Daten nicht zum Abgleich mit bestehenden dienen, wozu dann das bußgeldbewehrte Getöse um falsche Antworten? Wozu die diskriminierende Personalisierung der Fragebögen und deren Archivierung über 4 Jahre? Was mich immer wieder ärgert, dass dieses Marionettenregime offenbar glaubt, der Rest der Bevölkerung sei geistig behindert. Bei der Kanzlerin kann ich das ja noch nachvollziehen, da sie manchmal einen recht mongoloiden Eindruck vermittelt - aber so dumm kann doch der Rest in Berlin nicht sein, dass er die Intelligentia dieses Landes mit Idioten gleichsetzt, deren Lebensziel es ist ihr Leben im Big-Brother-Container zu verbringen.

     

    Es ist ein Kennzeichen von Kriminellen, die vomn perfekten Verbrechen träumen, weil sie glauben, dass der Rest der Menschheit viel dümmer als sie selbst seien.

  • T
    Torsten

    Also wenn ich mir insgesamt anschaue, wie stark die Daten beim Zensus personalisiert werden, dann muss man sich schon wundern. Wozu müssen solche Daten gekoppelt und zusammengeführt werden. Meine Religion ist meine Sache. Ich glaube das Internet hat hier der Gesellschaft nicht geholfen. Früher sind da noch tausende Menschen auf die Straße gegangen, um ihre Daten nicht zu offenbaren und heute kommen kaum ein paar hundert zusammen, weil man eben überall in der Welt gezwungen ist Auskunft zu geben. Evtl. Hätte man einfach nur mal bei Facebook oder Amazon anfragen müssen, die haben vermutlich all diese Daten längst erfasst und man hätte sie günstig einkaufen können.

  • S
    Steffi

    Als nichtreligiöser Mensch kann ich da vielleicht nicht mitreden, aber ich verstehe nicht, was an der Frage nach der Religion schlimmer oder weniger relevant sein soll als an anderen Fragen.

     

    Solche Angaben wie "In Europa leben X Hindus, davon Y in Deutschland" interessieren dann ja doch wieder alle. Auch die Datenschützer wollen das wissen und solchen Angaben vertrauen können.

     

    Als Nichtreligiöse würde ich außerdem großen Wert darauf legen, dass wir, wenn man die christlichen Konfessionen einzeln zählt, die größte Konfession sind. Wenn das auch im Rahmen einer Volkszählung nochmal ausdrücklich rauskäme, fände ich das sogar sehr geil.

  • V
    vic

    Ich bekenne mich zu meiner nichtvorhandenen Religion. Aber nur jetzt und hier.

  • Z
    Zähler

    Werde selber aktiv bei der Volkszählung teilnehmen und von Tür zu Tür laufen. Es steht sowohl auf dem Bogen, und wurde uns auch gesagt, dass die Frage zur Glaubensbekenntnis nicht beantwortet werden muss und dass wir die Betreffenden darauf hinweisen sollen. Die Religionzugehörigkeit ist ohnehin durch die Gemeinde erfasst worden.

     

    Versteh den ganzen Zrikus um die Zählung nicht. Zuerst meckern die Kommunen und Bürger darüber, dass sie zu wenig Gelder bekommen, bzw. die anderen zu viel, und Infrastruktur und Bildung verwarlost sind, und dann regen sich die Bürger darüber auf, dass eine Zählunf stattfindet ... Bitte mal das sog. "Doomsday book" googeln.!

  • RU
    Rainer Unsinn

    Der Bundesdatenschutzbeauftragte hat auf voller Linie versagt!, nicht nur beim Thema Zensus. Dass ihm seine Kritik erst jetzt einfällt sagt ja schon alles. Der Kerl lebt im letzten Jahrtausend.

  • C
    Copieur

    Als ich zum ersten mal in Deutschland eine Steuererklärung füllte, war ich sehr überrascht, dass ich gleich auf der ersten Seite eine Angabe über (m)eine Religion machen sollte. (Das Konzept von Kirchensteuer war für mich noch unbekannt). Ich habe das Kästschen einfach durchgestrichen, da "gläubiger Atheist" bzw. "es ist nicht dein Bier" nicht reinpasste. Nie wieder davon gehört. Scherz beiseite, das ist noch bedenklicher als auf dem Zensus.