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Volkswagen lässt AfD abblitzenKeine Rabatte für Dienstfahrzeuge

VW will der niedersächsischen AfD-Fraktion keine Pkws zu Sonderkonditionen verkaufen: Die Partei stehe konträr zu den Werten des Konzerns.

Schaut besorgt auf die AfD: Hiltrud Dorothea Werner, VW-Vorstand für Integrität und Recht Foto: dpa

Hamburg taz | Stets stellte sich die AfD in der Abgas- und Dieselaffäre vor den Autohersteller Volkswagen. Etwa, als sie wegen Klagen in den USA von einem „amerikanischen Schurkenstück“ schrieb und die Zerschlagung des Konzerns befürchtete. Nun wünscht sich die AfD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag Dienstfahrzeuge und möchte diese von VW in Wolfsburg beziehen – zu Sonderkonditionen. Daraus aber wird nichts.

Einen VW kann die Fraktion um Dana Guth zwar erwerben, aber nur zum vollen Preis. Wenn die Fraktion überhaupt noch einen VW haben möchte. Denn der Konzern lehnte ab, der Partei eine Sonderrabatt zu gewähren – und das mit klaren Worten.

„Wir sind grundsätzlich neutral, aber nicht gleichgültig“, erklärt der Konzern in einem Statement. Das AfD-Programm trage aus Sicht von VW „völkisch-nationalistische Züge“, die Partei würde die europäische Integration infrage stellen und fordere ein Verlassen des Euro-Raums. Mit diesem Selbstverständnis und dieser Forderung stehe die AfD kon­trär zu grundlegenden Werten des Volkswagen-Konzerns, der für Chancengleichheit und Gleichbehandlung stehe, für ein respektvolles und partnerschaftliches Miteinander, Vielfalt und Toleranz. Der Konzerne habe sich deswegen auch bundesweit entschieden, „Amts- und Mandatsträgern der AfD oder einer AfD-Fraktion keine Sonderkonditionen im Fahrzeuggeschäft Deutschland zu gewähren“.

Im Februar und März hatte die AfD-Fraktion zwei schriftliche Ablehnungen durch den Konzern erhalten. Sonderkonzessionen sind für Parteien nicht unüblich, ebenso bei Großabnehmern, Unternehmen, karitative Einrichtungen und Behörden.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Problem in den Betrieben

Aus der Konzernführung waren schon vorher kritische Stimmen gegen die AfD und einen gesellschaftlichen Rechtsruck zu hören. Zuletzt warnte gerade aus dem VW-Vorstand Hiltrud Werner vor dem Erstarken der AfD insbesondere in Ostdeutschland. „Wir schauen mit Sorgen sehr genau hin, wie viele Arbeitnehmer die AfD erreicht. Es wäre schrecklich, wenn die Menschen die Wahlen 2019 nur nutzen, um der Regierung eins auszuwischen“, sagte sie. Die AfD werde auch zunehmend in den Betrieben „zum Problem“.

Bei vielen Ostdeutschen wirke bis heute das Verramschen des ehemaligen DDR-Volkseigentums durch die Treuhand nach, so Werner. Die Politik nehme immer noch nicht die Sorgen, Nöte und Lebensleistungen der Ostdeutschen ernst. Die IG Metall nimmt eine Stimmung gegen „die da oben“, inklusive Gewerkschaftsführung, schon länger auch in den Westbetrieben des Konzerns wahr.

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9 Kommentare

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  • die werte ...

    schützenswert, allemal.

    auch die abgaswerte.



    gestern mit einer manipulierten software.



    heute mit einem update.

    kundenwert ?



    irrelevant.

    firmenwert, aktienwert, eigene reputation ?



    schützenswert.

  • "Die Partei stehe konträr zu den Werten des Konzerns."

    Hätte nie vermutet, daß die AFD rechtschaffen und gesetzestreu ist.

  • wo ist das Problem? Jede Firma - auch VW - kann entscheiden, wem sie einen Rabatt gibt und wem nicht. Problematisch finde ich nur, daß ein Privatunternehmen jetzt auch noch Politik machen will. Und die AfD kann sich leicht einen anderen Anbieter suchen, es gibt in D. reichlich davon.

    • @schoenerrhein:

      Schauen wir mal. Wenn ein anderer Anbieter jetzt der AfD Rabatte einräumt kommt er damit vermutlich in die (negativen) Schlagzeilen. Und das ist gut so!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @schoenerrhein:

      Ich finde es gut. Je mehr sagen, mit denen wollen wir nichts zu tun haben, desto besser.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Yeah, das dachte und tat man bei Trump auch, das Ergebnis erleben wir alle seit 2 Jahren.

  • Konträr zu den tatsächlichen oder den manipulierten Werten von VW?

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Wurstprofessor:

      Das war auch mein erster Gedanke.

      Aber trotzdem:

      Alerta, alerta, VW antifascista!

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Ich auch, ich auch ...