: Volksmusik
„Schau mal aus dem Fenster, wie der Himmel lacht...“ — Stammesritual der Eingeborenen ■ Von Gabriele Goettle
„...Hallo, Frau Nachbarin! Du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn, ein Rendezvous mit Dir wär schön, wenn dein Mann nicht mein Nachbar wär. Ja, so ist das Leben, ja so ist das Leben, wenns am schönsten wird, muß man oft gehn, doch es kommt die Zeit,“ (singt Herzbube Wolfgang und stößt seinen Zeigefinger hoch in die Luft) „die Gelegenheit“, (ergänzt Herzbube Wilfried und reckt ebenfalls seinen Zeigefinger, woraufhin sie sich komplizenhaft zuzwinkern und im Duett fortfahren) „wo i mir von Dir a klanes Bussl stehl!“ usf.
Oben auf der Bühne des rammelvollen Festzeltes stehen zwei kugelrunde Männer, bekleidet mit roten Westen, weißen Blusen und Kniebundhosen, schwarzen Trachtenschuhen und grünen Filzhüten. Der Vollbärtige lächelt behäbig, der Schnauzbärtige zückt erneut den Zeigefinger, ruft „jaooo!“, dann verneigen sie sich synchron, soweit es die Bäuche zulassen. „Ach, ist das schön bei euch, total!“ schluchzt das Duo in die Mikrofone und wiederholt den Satz noch viermal in den stürmischen Applaus hinein, wie Liebhaber im Sinnenrausch. „Ich hab auch einen Nachbarn“, ruft einer der Herzbuben und räuspert sich umständlich, „57, seine Frau ist 27. Vor einiger Zeit ham sie einen Sohn bekommen und ihn Hamlet getauft... sein, oder nicht sein...“ Nach kurzer Stille und einer kleinen Assistenz vom anderen Herzbuben tost das Gelächter los.
Umbrandet vom Applaus warten die Wildecker Herzbuben geduldig aufs Abklingen der Begeisterung. Zusammen bringen sie in etwa das Gewicht einer leptosomen Großfamilie auf die Waage. 200.000 Autogrammwünsche jährlich werden registriert und beantwortet, ihr Auftritt kostet eine fünfstellige Summe, die jeder Veranstalter klaglos bezahlt, weil sich auch ihm die Kassen füllen. Seit dem Hit „Herzilein“ nimmt ihre Beliebtheit stetig zu. „Hallo, Frau Nachbarin“ kam etwa ein Jahr nach der Maueröffnung heraus und ist seitdem ein Dauerbrenner in Ost- und Westdeutschland.
„Danke, danke“, rufen die Herzbuben und beginnen, sich einander ins Wort fallend, eine umständlich auf die Pointe zusteuernde Geschichte zu erzählen. Die Kurzfassung ist folgende: Herzbube trifft früheren Schulkameraden und sagt: „Du siehst aus, als hätten wir eine Hungersnot“, woraufhin dieser antwortet: „Und Du siehst aus, als wärste dran schuld.“ Doch noch bevor sich die Lachenden so richtig entfalten können, stimmen sie ein Lied an, das jedes Figurproblem hintan stellt, denn auf dem Lande, da zählen die inneren Werte und einfachen Freuden des Lebens noch: „Schau mal aus dem Fenster, wie der Himmel lacht, fröhlich spielen Kinder unter Blütenpracht, selbst der alte Mann dort, der so selten grüßt, winkt mit seinem Strohhut und pfeift ein schönes Lied. Scheint die Sonne, dann ist die Welt wunderschön, Wald und Wiesen sind grün, es ist Sommer. Scheint die Sonne, dann lacht dein Herz jeden an...“ usw. Die Herzbuben, nicht jung, nicht alt, geschlechtslos, wie Gartenzwerg und Stehaufmännchen, strotzend vor Biederkeit, schwingen leicht hin und her, schaun sich ab und zu beseligt an. Die Stimmen schmelzen dahin auf den höheren Tönen, das Auge verschwimmt, der Gesichtsausdruck nimmt debile Züge an.
Das Publikum, drei- bis viertausend Hessen und einige Auswärtige, ist nach rhythmischem Klatschen ins Schunkeln verfallen. Die Festzeltgarnituren erzittern, Biergläser kommen ins Schwanken, hier und da ergießt sich ein Getränk in einen Trachtenschoß. Es ist soweit, der von den Akteuren so heftig erarbeitete Funke ist übergesprungen. Aber er hat kein Feuer entzündet, die Masse wogt hin und her und in den Gesichtern spiegelt sich unaufhörlich atemlose Erwartung des großen Augenblicks wider, ungeachtet dessen, daß er bereits gekommen und fast schon wieder vorbeigegangen ist. Niemand gerät außer Rand und Band. Es ist, als wäre lediglich ein Räderwerk in Gang gesetzt worden, damit sich die Figuren bewegen. Das Publikum genießt mit eisiger Inbrunst, schließlich geht es hier um fröhlich zelebrierte Triebunterdrückung. Bei den Endzwanzigern bis Endfünfzigern überwiegt das Kleinbürgerliche in Aussehen und Bekleidung. Trachtenmode von der Stange, geblümte Kleider, gediegene Freizeitkleidung, aber auch Jeans mit Seidenhemd sind zu sehen, ebenso altmodische Anzüge und Kostüme. Viele der älteren Frauen tragen wie auf Verabredung Halsketten aus Zucht- oder Kunstperlen, modische Brillen und Ohrklips zur professionellen Lockenfrisur. Man zückt die Pocketkamera mit eingebautem Blitz und Autofokus, um den Moment festzuhalten fürs Familienalbum.
Auf der Bühne hat man sich nach einer kleinen Pause über den weiteren Programmverlauf verständigt und beginnt damit, eine Geschichte zu erzählen. Einer der Herzbuben tritt vor: „Da ist ein Mann und dieser Mann ist sowas von eifersüchtig... er ist von Beruf Handelsvertreter. Kommt immer nur übers Wochenende nach Hause. Wegen der Eifersucht hat er sich einen Hund zugelegt – einen Dackel. Diesen Dackel hat er abgerichtet, der muß nämlich die ganze Woche über aufpassen, was sich während seiner Abwesenheit zu Hause abspielt. Und so wurde ich... na sagen wir drei Wochen sind es her, Zeuge eines Gespräches zwischen Herrchen und Hund. Ein später Freitagnachmittag, der Mann fährt mit seinem Opel auf den Hof rein, macht das Tor hinter sich zu und ruft: ,Schau Waldi, schau, Herrchen ist wieder da‘. ,Iuuuuuuh‘, macht der Dackel (der Herzbub schürzt lasziv die Lippen) ,Sag, Waldi, hatten wir Besuch?‘ ,Huuuuuuh‘. ,Sag Waldi, war dieser Besuch ein Mann?‘ ,Huuh!‘ ,Ein Mann bei uns zu Besuch? Waldi, sag, ist dieser Mann auch ins Haus gegangen?‘ ,Huuuuuuuihuuuh!‘“ (Die Erregung von Tausenden schlägt sich an den Zeltplanen nieder, das Kondenswasser tropft von der Decke, die Luft ist ein Schwirren, so als würde sich ein gewaltiger Schwarm Möwen gleich hinunterstürzen in eine fischreiche Bucht.) „Dieser Mann ist also ins Haus gegangen, Waldi? Und was hat er da gemacht?“ Der Herzbub reißt nach einer dramatischen Pause feixend das Mikrofon ganz nah an die Lippen, legt den Kopf in den Nacken, schließt die Augen und hechelt. Das Hecheln dröhnt aus den mannshohen schwarzen Lautsprechern, fegt durchs Festzelt und wird verschlungen von dem kollektiven Aufbrüllen. Man erhebt sich von den Plätzen, um sich beim Lachen biegen zu können. Die Köpfe röten sich, in den aufgerissenen MÜndern funkeln Goldzähne und Brücken, der Sauerstoffgehalt nimmt ab. Auch die Herzbuben beben vor Lachen vor der schlecht gemalten Fachwerkkulisse, tupfen sich mit weißen Tüchlein den Schweiß von den Stirnen. Und rufen dann: „Meine Damen und Herren, wir wollten Ihnen eigentlich heute abend auf dieser Bühne noch ein ganz besonderes Schauspiel zeigen, wir wollten nämlich ein Spagat machen...“ „Pflatsch, Schwanensee, Sie wissen schon...“ (ruft der andere Herzbube dazwischen) „wir haben aber unsere Ballettschuhe vergessen, Sie können also ganz beruhigt sein. Ach, laßt uns jetzt lieber wieder singen, sonst wird das nachher noch zu schlimm...!“
Um nach dem Klischee der bösen Ehebrecherin nun auch das vom lieben Frauchen auszumalen, stimmen die herzensguten Buben ein entsprechendes Lied an: „Wer bringt mir morgens den Kaffee rauf – (und alle mitsingen!) wer, wer, wer? Wer kauft mir die Zeitung und schlägt sie mir auf (alle!) wer, wer, wer? Wer bringt mich immer zur Gartentür und gibt mir ein Küßchen, ich weiß nicht wofür? Das macht alles mein Frauchen, das macht alles mein Schatz, wie gut, daß ich mein Frauchen, mein liebes Frauchen hab... was wär ich ohne mein Frauchen, was wär ich ohne Dich, mein Herz? Wer stellt mir abends was Feines hin?“ (Die Herzbuben halten schweigend die Hand ans Ohr und lauschen zum Publikum hinunter, aber von dort kommen nur ein paar dünne Stimmchen, die sich dennoch mit dirigierenden Armbewegungen begleiten) „Wer hält mich im Arm und knuddelt mich, und wenn ich nicht da bin, wer denkt an mich? Das macht alles mein Frauchen...“ usf. Und was macht der weibliche Teil des Publikums? Komplizenhaft schunkeln die Frauchen im Takte mit. Und so geht es dahin, den ganzen Abend, bis die Herzbuben unter dem Jubel des Publikums sich verabschieden und hinter der Bühnendekoration eine gehörige Zeit abwarten, bis sie zur Zugabe wieder hervorkommen. Während sie noch singen, stehen draußen unterm sternenklaren Himmel mehrere Männer mit vollen Blasen und urinieren ans Festzelt. Eine lallende Frau, die gestürzt ist im Dunkeln, wird von zwei Rettungssanitätern zum Einsatzfahrzeug geführt. Bald werden alle herausdrängen und mit dem Gefühl nach Hause fahren, daß es sich gelohnt hat, die Wildecker Herzbuben mal „live“ gesehen zu haben.
Was ist Schlimmes an solch harmlosen Vergnügen? Kann man nicht froh sein, wenn die Leute in Zeiten eines gesamtgesellschaftlichen Rechtsruckes, handgreiflichen Fremdenhasses und wirtschaftlicher Unsicherheit so friedlich bleiben? Ist es nicht gut, wenn sie mal was anderes sehen als Familiensendungen im Fernsehen, „Reality-Shows“, Softpornos, Krimis, Kriegsfilme, Psychothriller? Fachmann und Laie sind sich weitgehend darin einig, daß es einen Zusammenhang gibt zwischen inflationärer Gewaltdarstellung im Fernsehen und zunehmender Gewalt auf Straßen, in Familien und Schulen. Irgendwoher muß sie es ja haben, die Jugend, die, wie jedes Raubtier, den Todesbiß von den Erwachsenen erst lernen muß.
Mörder, Todesschreie, echte Sterbende und Filmleichen umspülen den Einschlafenden nach einem regulären Fernsehabend. Aber macht ihn das roher, als er schon ist? Eher vielleicht ängstlicher. Nicht die Film-Brutalität ist gefährlich, behaupte ich, viel gefährlicher sind die zahllosen Volksmusiksendungen, die zur Gewalt aufstacheln, auf eine sehr perfide Weise. Ihr Auftrieb in Festzelten, Mehrzweckhallen und besonders im Fernsehen ist enorm. Mit Sendungen wie „Lustige Musikanten“, „Volkstümliche Hitparade“, „Heino“, „Schlagerparade der Volksmusik“, „Musikanten- Stadl“, „Goldene Hitparade der Volksmusik“ überbieten sich die Sendeanstalten gegenseitig und kommen damit einem in Gesamtdeutschland geradezu unersättlich gewordenen Zuschauerbedürfnis nach heimatgerechter Unterhaltung entgegen. In keinem anderen Land der Welt gibt es Volksmusikveranstaltungen als immer wiederkehrende und abendfüllende Unterhaltungssendung im Fernsehen.
Gefährlich an dieser Art exzes
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Fortsetzung
siver Heimattümelei und sturer Pseudo-Brauchtumspflege ist nicht die unendlich triviale und klischeehafte Präsentation von Form und Inhalt, sondern deren soziale und politische Realisierung. Von Oggersheim bis Hünxe, von Rostock bis Hoyerswerda herrscht ein Klima dummdreister Ignoranz und verkitschter Rührseligkeit. Andersartigen und Fremden gegenüber wird kalte Strenge an den Tag gelegt. Der materiell geschmierte Rücknahmevertrag mit Rumänien zur Deportation der Roma hat beispielsweise folgende Konvention geschaffen: Romafrauen und Kinder, die in den Geschäftsstraßen vor den Kaufhauseingängen auf der Erde sitzen und betteln, wird nichts mehr gegeben. Wer es dennoch tut, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von irgendwelchen mit Einkaufstüten überladenen Passantinnen oder Passanten, barsch zur Ordnung gerufen oder gar bedroht.
Latente Gewaltbereitschaft liegt in der Luft, ist allgegenwärtig, im Straßenverkehr ebenso spürbar wie auf Ämtern, in Supermärkten, am Arbeitsplatz. Täglich fragen sich sturzbetroffene Politiker, Pädagogen und jene besserverdienenden Eltern, die bereits mit Bienenwachskerzen in der Lichterkette standen, um die Zustände zu bekämpfen, woher denn nur diese viele Gewalt so plötzlich kommt. Aber alle Erklärungen schieben zweitrangige Gründe vor, vielleicht solche, bei denen sich noch was ändern ließe. Mit der Gewalt ist es im Grunde ganz einfach. Sie ist ja nur ein Mittel zum Zweck. Doch was ist der Zweck? Es geht immer um dasselbe uralte Spiel. Um territoriale Ansprüche. Um die Verfügungsgewalt rivalisierender Männchen übers eigene und fremde Revier, über den Schoß der Frauen, die Familie, das öffentliche Leben und den ganzen Rest möglichst auch. Schon die kleinsten Buben kritzeln heute ihr Namenskürzel überall hin. In Zeiten, wo die Männer zu gleicher Bedeutungslosigkeit herabsinken wie die Frauen, werden Panik und Verfolgungswahn offenbar besonders groß. Die patriarchale Hierarchie sorgt für massive Repression, Xenophobie (gr. Fremdenhaß). So kommt eine Heimat zusammen, ein Vaterland. Durch Verwandlung fremder Länder in eigene, oder in Schutt und Asche.
Eindringlinge frühzeitig als solche zu erkennen und abzuwehren ist oberstes Gebot, seis nun der auswärtige Rivale des Handelsvertreters oder der Fremde mit dem Asylbegehren. Ja, selbst den Massen, die angeblich alle zu uns unterwegs sind aus dem Osten, wird mit Infrarotgrenzen entgegenphantasiert, und mit anderen Abschreckungsszenarien. Hinter all dem steckt neben der Angst auch hier die Schreckensvision, der Fremde könnte bei uns womöglich eine „zweite Heimat“ finden, sich wohlfühlen, wohler, als der Einheimische es je vermochte.
Die Volksmusiksendung ist im Grunde nichts anderes als der zum Ritual erstarrte Versuch heimzukehren, in eine phantomhafte Heimat, wo jeder seine Identität und Geschichte hat. Die süßlich obszöne Beseelung der Provinz zur pittoresken Dorfgemeinschaft, in der Freud und Leid gerecht geteilt werden, wo alles nur so lacht vor Pracht, gehört zur Grundausstattung der Klamotte, ebenso das vor Fachwerkkulisse singende Duo. Die Wildecker Herzbuben, mit ihrer bis ins Groteske gesteigerten Pausbäckigkeit, verkörpern die Fälschung besonders deutlich. Beide stammen vom Dorf. Der eine kommt aus Hönebach bei Wildeck, der andere aus Willinghausen in der Nähe von Schwalmstadt. Ihre Kostüme sind einer alten Schwälmer Festtags-Burschentracht nachempfunden, den Namen entlieh sich das Doppel vom hundert Kilometer entfernten Wildeck, ihre Musik ist ein Gemisch aus elektronischer und Blasmusik, aus Schlager und Dialekteinlage. Diese beliebig zusammengestoppelte Mixtur gibt sich traditionsbewußt, so als würde sie eine Geschichte haben.
Mit dem zelebrierten Landleben steht es ebenso schlecht. Provinzstadt und Dorf sind längst zu einem Alptraum geworden. Natur, Architektur, Arbeit und soziales Leben sind unwiderruflich zerstört und verloren gegangen. Geprägt wird das Leben von der Durchgangsstraße, militärisch gepflegten Vorgärten, hoher Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, für die Industrie produzierenden Nebenerwerbsbauern, den Provinzeliten, einem hohen Anteil Rechtswählern.
„Den Begriff Heimat, den trägt doch jeder gerne in sich,“ sagt Herzbube Wilfried. Aber aus ihm spricht nicht mal mehr der Rest einer sozialen Utopie. Sehnsucht nach einem Ort friedlicher Koexistenz. Hier gehts nur um den Stamm, ums „Wir hier drinnen und die da draußen“. Mit Stimmen zwischen Schmelz und Marschmusik- Zackigkeit wird die Botschaft von der Heimkehr vorgetragen. Gewürzt mit der in Männerrunden unvermeidlichen Zote ist der Kameradschaftsabend bald gemütlich. Versammelt um den riesigen Stamm-Tisch, schließt sich der Volkskörper nun zum Bollwerk zusammen, Frauen inklusive. Die lustigen Volksmusikanten arbeiten zuerst an der Nivellierung des Unterschiedes zwischen Individuum und Kollektiv, um dann die Unvereinbarkeit des Heimatlichen mit dem Fremden vorzuführen, das „Seht, so sind wir“ endlos zu zelebrieren.
Wo gesungen wird, da kann man sich angeblich ruhig niederlassen. Aber nur solange gesungen wird. Davor und danach können die ungeheuerlichsten Dinge geschehen.
In vielen Tagebuchaufzeichnungen und Briefen von Euthanasieärzten, SS-Männern und Wehrmachtsoffizieren findet sich der knappe Satz: „Abends gemütliches Beisammensein.“ Die Gemütlichkeit, übrigens auch ein genuin deutsches Wort, unübersetzbar in andere Sprachen, war stets die Begleiterin deutscher Barbarei. Für jeden, der ihre Kehrseite kennengelernt hat, das Ungemütliche, dem wurde die Heimat schnell vergällt. Im „Heim“ ist immer auch das andere präsent: das unheimlich, anheim fallen, heimleuchten, ins Heim kommen, heimsuchen, heimschicken, einheimsen.
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