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Voigt-Konkurrent fordert gewaltfreien KursMachtkampf um NPD-Spitze

Mit einem Thesenpapier will Niedersachsens NPD-Landesvize Andreas Molau den langjährigen Parteichef Udo Voigt stürzen - er fordert mehr Distanz zu gewaltbereiten Gruppen.

"Wem ein gewaltfreier Kurs zu liberal ist, der soll draußen bleiben", findet Voigt-Herausforderer Molau. Bild: dpa

HAMBURG taz Der Bundesparteitag der NPD ist noch zwei Monate entfernt. Doch seit der niedersächsische Landesvize der NPD, Andreas Molau, Ende Dezember ankündigte, dass er für den Bundesvorsitz kandidieren will, läuft der Machtkampf auf Hochtouren. Schließlich will auch der amtierende Bundesvorsitzende Udo Voigt erneut kandidieren. Der 40 Jahre alte Molau legte jetzt ein Thesenpapier vor, das auf einen Kurswechsel in der rechtsextremen Partei hindeutet.

Um auch für breite Schichten wählbar zu sein, bekennt sich der ehemalige Waldorfschullehrer zum Mehrheitsprinzip der Demokratie. Zugleich geht Molau auf Distanz zu gewaltbereiten rechten Gruppierungen. "Wem ein gewaltfreier Kurs zu liberal ist, der soll draußen bleiben."

"VerREPung", spottet der radikale Flügel der NPD und spielt damit auf die Entwicklung der rechtskonservativen "Republikaner" an, die inzwischen in der Bedeutungslosigkeit versunken sind. Molau hingegen sieht einen alten Traum der extremen Rechten in Erfüllung gehen: Die Etablierung einer "national-konservativen Sammlungspartei". Zugleich betont Molau, dass die NPD der "Kristallisationspunkt" sowohl der Kameradschaftsszene als auch der nationalkonservativen Rechten bleiben müsse.

Molaus Konzept dürfte mit seinen Protegés, den NPD-Funktionären Holger Apfel und Udo Pastörs, abgesprochen sein; Molau wünscht sich Pastörs als seinen Bundesvize. Zugleich meidet Molau die Konfrontation mit dem amtierenden Bundesvorsitzenden: "Bei meiner Kandidatur geht es mir nicht darum, Voigt zu stürzen", versichert Molau. Er wolle lediglich die "inhaltliche Starre" beenden.

Aus der Kameradschaftsszene erhebt sich prompt Widerstand. Ihm fehle "das Kämpferische", heißt es. Nein, versichert Molau. In den Kommunen würden sich "natürliche Koalitionsebenen" ergeben, die gefördert werden müssten - auch mit den Kameradschaften. Von den Kommunen aus müsse die "politische Macht" erlangt werden, so Molau.

Auch am "Deutschlandpakt", einem 2004 geschlossenen Bündnis der NPD mit der ebenfalls rechtsextremen DVU, hält der 40-Jährige fest. Zu der am Sonntag gewählten neuen DVU-Spitze um den Hamburger Rechtsextremisten Matthias Faust pflege er enge Kontakte, versichert Molau.

Widerstand gegen Molaus Kandidatur formiert sich nicht nur aus dem Kameradschaftsspektrum. Der sächsische NPD-Landtagsabgeordnete Peter Klose lanciert das Gerücht, dass "graue" Parteieminenzen für den Machtwechsel gar den Verlust von 2.000 Mitgliedern hinnehmen würden. Er und sein Kreisverband Zwickau würden sich klar hinter Noch-NPD-Chef Voigt stellen. ANDREAS SPEIT

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