piwik no script img

VogelgrippeEnten braten in der Müllverbrennung

Auf einem Hof bei Erlangen wurden am Wochenende 160.000 Mastenten getötet. Seuchenexperten hatten dort die auch für Menschen gefährliche Virusvariante nachgewiesen.

Ein LKW voller toter Entenküken.

ERLANGEN ap/taz/rtr Auf einem Geflügelhof in der Nähe von Erlangen mussten nach dem Ausbruch der Vogelgrippe am Wochenende 160.000 Enten getötet werden. Das sei die größte Keulung, die es jemals in Deutschland gegeben habe, sagte ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums am Sonntag. Das Friedrich-Loeffler-Institut hatte am Samstag bei Tieren aus dem Zuchtbetrieb das hochansteckende Vogelgrippe-Virus H5N1 festgestellt, wie das bayerische Verbraucherschutzministerium mitteilte. Die Keulung begann sofort. "Zuvor waren in einem Teil des Betriebs innerhalb kürzester Zeit über 400 Tiere verendet", sagte Ministeriumssprecherin Sandra Brandt. An der Virusvariante sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation weltweit fast 200 Menschen gestorben, allerdings keiner davon in Europa. Eine Gefahr für die Menschen gehe von dem Vorfall nicht aus, betonte Bayerns Gesundheitsstaatssekretär Otmar Bernhard (CSU). Die Infektionsquelle sei aber noch nicht geklärt.

Der Vogelgrippe-Verdacht war aufgekommen, als am Freitag mehrere tote Jungenten entdeckt worden waren. Daraufhin wurde eine Betriebssperre eingerichtet und das Gelände mit dem Stall abgeriegelt. An dem Hof wurden Hygieneschleusen eingerichtet, die Befugte nur mit Schutzkleidung betreten dürfen. Im Umkreis von drei Kilometern um den Betrieb wurde ein Sperrbezirk eingerichtet.

Der Hof bei Erlangen liegt in einem Areal, das im vorigem Jahr wegen früherer Vogelgrippe-Fälle zum "Risikogebiet" erklärt wurde. Die Region sei daher besonders intensiv kontrolliert worden, erklärte der Landkreis Erlangen-Höchstadt.

Für die Massentötung von Geflügel stehen in allen Bundesländern regelrechte Tötungsmaschinerien bereit. Dabei werden mobile Vergasungsanlagen und Tankwagen mit Kohlendioxid eingesetzt. In kurzer Zeit werden die Tiere durch das Einatmen des Gases erstickt. In manchen Fällen wird auch Kohlenmonoxid verwendet, das unmittelbar tödlich wirkt. Im Land Niedersachsen, wo mit 72 Millionen Tieren 60 Prozent des deutschen Geflügels gehalten werden, ist auch die Tötung im Elektrobad vorgesehen. Auf diese Weise können dort pro Tag 800.000 Tiere getötet werden. Anschließend werden die Kadaver in Müllverbrennungsanlagen vernichtet. Sollte die Kapazität nicht reichen, werden die Tierkörper notfalls in Zementfabriken verbrannt oder an bereits festgelegten Plätzen vergraben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • DW
    Dipl.-Ing. Wilfried Soddemann

    Vogelgrippe durch Trinkwasser übertragbar

     

    Enten in Warmersdorf durch Tränkwasser angesteckt? Angesteckte Enten können die tödlichen H5N1 Vogelgrippeviren massiv ausscheiden, ohne selbst Anzeichen der Vogelgrippe zu zeigen. Mehrere Entenställe angesteckt! Verschmutztes Stroh kann deshalb kaum Ursache für Vogelgrippeausbruch sein.

     

    Erst die Enten, dann die Menschen!

     

    Die Risikobewertungen des Umweltbundesamtes (UBA), Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) und des Friedrich-Loeffler-Institutes (FLI) zur Übertragung der Vogelgrippe mit dem Trinkwasser sind grundlegend falsch. Auch in Deutschland wird das Tod bringende H5N1 Vogelgrippevirus via Trinkwasser auf die Menschen übertragen werden, wie bei dem Geflügel. Trinkwasser, auch aus Grundwasser, ist in Deutschland bei weitem nicht so unproblematisch, wie UBA und BfR/FLI falsch behaupten. Die Vireneliminationsleistung der Trinkwasseraufbereitungsanlagen in Deutschland erfüllt regelmäßig nicht die Anforderungen der WHO und der USA. Herkömmliche Desinfektionsverfahren bewirken wenig, weil Viruspartikel im Wasser verklumpt vorkommen und deshalb von den Desinfektionsverfahren nicht erreicht werden können.

     

    Dipl.-Ing. Wilfried Soddemann

    Kontakt: soddemann-aachen@t-online.de