Vino Veritalia: Klassiker und Wundertüte
Weinprobe
von
Michael Pöppl
Im Jahr 1959 fuhr Armando Sapuppo zum ersten Mal von Sizilien nach Deutschland: „Es war das größte Abenteuer meines jungen Lebens“, erinnert sich der Charlottenburger Weinhändler. Mit einem Fiat 600 kam er über den alten Brennerpass, die „Europabrücke“ gab es noch nicht. Als Trauzeuge kam er zur Hochzeit eines Freundes, der in Ingolstadt als „Gastarbeiter“ lebte. Zwei Jahre später zog Sapuppo selbst nach Deutschland, in ein Dorf in Baden-Württemberg, wo er zuerst in einer Brauerei hölzerne Bierkisten zusammennagelte. Weitere Stellen folgten, Jobs gab es genug, erst in einer Möbelfabrik, später in einer Textilfirma. „Ich habe jede Arbeit ernst genommen und mit Nobilità gemacht“, sagt der ergraute Signore mit Würde, das ist ihm sehr wichtig.
Über Freunde lernte er den Inhaber eines italienischen Eiscafés kennen. „Bis dahin hatte ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, selbstständig zu sein. Aber die Idee war plötzlich da“, erzählt er. Von seinem Ersparten eröffnete er im bayerischen Waging am See selbst ein Eiscafé, dank nagelneuer Jukebox wurde es schnell zum Treffpunkt für die örtliche Jugend. Über seinen Neffen kam er dann nach Westberlin. 1967 eröffnete Sapuppo sein erstes Restaurant, das Piccolo Mondo im Westend, bis heute eine der besseren italienischen Adressen der Stadt.
Das Problem, erzählt er, sei immer gewesen, gute italienische Weine nach Deutschland zu bringen: „Die Zollbedingungen waren erheblich schwieriger als heute.“ Und so begann Sapuppo Weine aus Italien zu importieren, erst für sich, später dann auch für andere Gastronomen. 1981 verkaufte er das Lokal: „Ich hatte Familie und wollte mir nicht mehr die Nächte um die Ohren schlagen.“ Den Weinhandel hat Sapuppo bis heute, er beliefert vor allem die gehobene Berliner Gastronomie. In seinem kleinen Laden am Kaiserdamm verkauft er auch an Einzelkunden, die meisten kommen schon seit Jahren. Im Sortiment sind neben vielen italienischen Weinen auch edle Brände, eine sehr schöne Auswahl an Grappa, Limoncello oder Kaffeelikör. Für die taz-Leser empfiehlt Sapuppo zwei besondere Weine, „zwei italienische Klassiker“, wie er sagt, „die aber bezahlbar sind“.
Der erste ist ein Sauvignon aus dem Friaul vom Weingut Le Marsure, es gehört dem bekannten Önologen Paulo Tosolini. Blassgolden liegt der junge Wein im Glas, duftet nach Grapefruit, grünem Pfeffer und weiteren Kräutern, auf der Zunge explodieren die Aromen förmlich, ein liebliches Zuviel an Zitrusfrüchten und Pfirsichnoten. „Lassen Sie ihm Zeit“, rät Sapuppo, „er braucht Sauerstoff.“ Tatsächlich ist fast einen Tag später das Zusammenspiel von Säure und süßer Frucht viel harmonischer, der Sauvignon entpuppt sich zu Hause als echte Wundertüte.
Die zweite Empfehlung ist der Panzanello, ein Chianti des Biowinzers Andrea Sommaruga, der vor der Abfüllung zwölf Monate im Barriquefass liegt: „Ein Chianti, der schmeckt, wie ein Chianti schmecken soll.“ Der maulbeerfarbene Wein ist kräftig, zieht lange Schlieren im Glas, füllt die Nase mit dem Geruch von Erde und intensiven dunklen Beeren. Die Tannine sind angenehm zurückhaltend, ebenso der Fasston, zusammen mit den Kirsch- und Johannisbeernoten ergibt sich ein runder Geschmack, der harmonisch den ganzen Mund ausfüllt. Einfach fantastisch – vielleicht sollte man ja mal wieder in die Toskana fahren?
Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von 12 Flaschen „Sauvignon 2015 “ vom Weingut Le Marsure (0,75l für 9 Euro) oder von 12 Flaschen „Panzanello Chianti Classico 2014“ von Andrea Sommaruga (0,75l für 15 Euro) erhalten Sie eine Flasche gratis dazu
Vino Veritalia: Kaiserdamm 101, 14057 Berlin, Tel. (030) 32 20 01 50, Mo.–Sa. ab 10 Uhr, vinoveritalia@arcor.de
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