: Viertelfinale ohne Wiederkehr?
■ Im Pokal nach Kaiserslautern, am Sonntag bei Fortuna Köln
Besonders enthusiastische Fans vom FC St. Pauli hatten sich in ihren kühnsten Träumen schon ausgemalt, wie Käpitan Carsten Pröpper den DFB-Pokal entgegenehmen würde. Diese vor der Auslosung des Viertelfinals nicht völlig utopischen Gedankenspiele bekamen am Dienstag abend einen gehörigen Dämpfer. Statt am Millerntor gegen einen der fünf im Wettbewerb verbliebenen Erstligisten, geht's im März 1995 nach Kaiserslautern.
Vizepräsident Christian Hinzpeter ging aufgrund dieser Schreckensnachricht sofort in die Offensive: „Im Sinne der Zuschauer, der Spannung und der Attraktivität muß endlich ein neues System her.“ Der eloquente Tausendsassa fordert, der klassentiefere Verein solle grundsätzlich Heimrecht genießen, eine Regelung, die bislang nur in Duellen zwischen Profis und Amateuren gilt. Daß Hinzepter gerade jetzt einen neuen Modus fordert, gibt zu Spekulationen Anlaß, das Hemd würde ihm näher sitzen als die Hose. Selbst wenn dem so wäre, könnte ihm das niemand verdenken, schließlich hat der Vize in der Sache recht: Zwischen erster und zweiter Liga klafft eine enorme Lücke, die die Spannung nicht eben hebt.
Spannung verspricht auch das Spiel bei Fortuna Köln (Sonntag 15 Uhr), jene Mannschaft, die gerade im Achtelfinale bei Kaiserslautern die Segel streichen mußte. Gleich sieben Mal mußte der ehemalige Hamburger Torwart Walter Junghans in seinem ersten Einsatz für die Fortuna den Ball aus dem Netz holen. Trotzdem bescheinigte ihm Trainer Hannes Linßen, der für ungewöhnliche Spielanalysen immer zu haben ist, eine „sehr gute Leistung“.
Kann St. Pauli diese auch ohne Fröhling und Hollerbach (beide gesperrt) bringen? Die Erfolgsserie von 13:3-Punkten – allmählich braucht man einen Taschenrechner – ist zumindest wegen des im Frühjahr drohenden Pokal-Aus nicht gefährdet. „In der Mannschaft herrscht weiter eine sehr optimistische Stimmung“, ist sich Hinzpeter sicher, daß das Pokal-Los nicht die Wende zum Schlechteren einleiten wird. Stefan von Leesen
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