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Viersternehotel für Raver

■ Love Parade: Bettenbörse hat bereits über dreitausend Unterkünfte organisiert

„Der 85jährige Paule zieht vom Bett aufs Sofa. Sein Bett stellt er Ravern zur Verfügung“, schwärmt Jörg Herrmann, knapp 30, Techno-Freak und Hotelkaufmann. Seit Wochen sitzt er den ganzen Tag am Telefon, um Ravern, die zur Love Parade nach Berlin kommen, Unterkünfte zu vermitteln.

Die Idee zu dieser Aktion sei letztes Jahr entstanden, als Raver nach der Veranstaltung einfach im Tiergarten übernachtet hätten. Daraufhin schlug das Bezirksamt Tiergarten Alarm, da die Bepflanzung massiv beschädigt wurde.

Dieses Jahr will Jörg dem Bezirksamt den „Wind aus den Segeln nehmen“. Gemeinsam mit seinem Kumpel Wolfram Rudolph trat er an die Veranstalter der Love Parade heran und stellte sein Konzept vor. Für die offiziellen Organisatoren rühren sie nun bundesweit die Werbetrommel. Das Fazit: Das Telefon steht nicht still, über 3.000 Bettenvermittlungen sind bisher zustande gekommen.

„Viele Berliner finden einfach toll, was bei der Parade passiert, und bieten Schlafmöglichkeiten für zugereiste Fans an“, freut sich Jörg. „Höchstens 20 Prozent der Leute wollen Geld dafür sehen.“ Die könnten jedoch nur mit einer Aufwandsentschädigung zwischen zehn und fünfzehn Mark rechnen. Zwölf Mark muß jeder Nutzer als Vermittlungsgebühr an die Bettenbörse zahlen. Der Großteil der „Gastgeber“ gehöre der Szene an, was aber „zeigt, wie groß der Zusammenhalt ist, der sonst so totgeschwiegen wird“. Leute aller Altersstufen böten ihre Quartiere an.

Die Bettenbörse vermittelt jedoch hauptsächlich an Hotels, Pensionen und Jugendherbergen. Als Gegenleistung gehen diese mit den Preisen runter und zahlen zehn Prozent Kommission. Ob am Ende ein Gewinn für die Veranstalter der Love Parade steht, kann Jörg Herrmann noch nicht sagen.

Love-Parade-Pressesprecher Peter Lützenkirchen betont, mit der Bettenbörse habe man mehr als genug getan. Alle könne man nicht unterbringen; man sei schließlich kein Tourismusunternehmen. „Die Leute sind alt genug, um sich eine Unterkunft zu suchen. Der Papst hat auch keine Unterkünfte organisiert.“ Baustadtrat Horst Porath vom Bezirksamt Tiergarten graut es nur vor der Raver-Überschwemmung. Aus Geldmangel würden die Techno-Fans bestimmt nicht im Interconti übernachten, sondern sich wieder in den Tiergarten verschanzen. Für die Schäden müsse dann das Bezirksamt finanziell geradestehen, während die Veranstalter die Gewinne privatisierten.

Doch auch Raver können finanzkräftige Menschen sein und 120 Mark für ein Einzelzimmer auf den Tisch legen. Beispielsweise im Holiday Inn Garden Court, das nach Angaben von Direktor Ebner am Wochenende gut belegt ist. Wie viele Raver die Bettenbörse geschickt hat, will er jedoch nicht verraten. Isabel Fannrich

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