Vier Fragen an Michael Rutschky: „Merkel ist erstaunlich“
Schriftsteller Michael Rutschky im Kurzinterview: Was ist wirklich Phase bei der Wahl? Wie geht es danach weiter? Und wie ist das mit der FDP?
taz: Herr Rutschky, worum geht es am Sonntag bei der Bundestagswahl wirklich?
Routiniert eine Parlamentswahl absolvieren, aus der eine kompetente Regierung/Opposition hervorgeht, die Entscheidungen trifft/vermeidet, worüber von Medien und Publikum ordentlich debattiert werden kann.
Wie schätzen Sie Merkel ein, wie die FDP?
Angela Merkel ist erstaunlich. Wäre ich nicht unfähig zum Wählen der CDU . . . Für die FDP bewahre ich aus der Zeit der sozialliberalen Koalition eine gewisse Sympathie, was vermutlich Unfug ist. Wenn sie in den Bundestag zurückkehrt, werde ich das aber nicht bedauern.
Müssen wir Angst haben vor der AfD?
Als Dr. Helmut Kohl 1982 die Macht ergriff mit seinem Programm einer „geistig-moralischen Wende“ in Deutschland, hatte ich mehr Angst. Die AfD, so kommt es mir vor, verfolgt immer noch dieses Programm; ich wüsste nicht, wie sie es realisieren könnte, da es doch schon Dr. Kohl mit seiner schönen Mehrheit nicht schaffte. Vielleicht sollten wir uns klügere Verfahren ausdenken als das Diskutieren von Parteiprogrammen.
Michael Rutschky, 1943 in Berlin geboren, ist ein deutscher Schriftsteller. Bekannt Rutschky für seine Tagebucheinträge "Mitgeschrieben" aus den 80er Jahren. Darin gibt er Einblick in das intellektuelle Milieu der Vorwendejahre.
Werden die Wahlen die soziale Spaltung in unserer Gesellschaft vertiefen?
Das beliebte Lamentieren über die Spaltung – der Berliner Volksbühne, Kolumbiens, you name it – führt in die Irre. Spaltung und Konflikt begründen die moderne Welt; die Sehnsucht nach einer andauernden höheren Einheit darf man sogar für gefährlich halten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen