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Viele neue Firmenansiedlungen

■ Jahrespressekonferenz der Berliner Wirtschaftsförderung/ Der jetzige positive Trend dürfte kaum anhalten/ Berlin-Brandenburg werde großen Belastungen ausgesetzt

Berlin. Die Berliner Wirtschaftsförderung (WFB) hat 1991 das beste Ansiedlungsergebnis seit ihrer Gründung 1978 erreicht. Der positive Trend dürfte aber kaum anhalten, weil man in den nächsten Jahren »sehr schwer mit Firmen-Abänderungen aus West-Berlin und dem Abbau der Berlin-Präferenzen zu kämpfen haben wird«, sagte der WFB- Vorsitzende Peter Weichhardt auf der Jahrespressekonferenz. Das Thema Abwanderung sei »sehr sensibel, aber der Trend fast nicht mehr umkehrbar«. Berlin-Brandenburg werde in der nächsten Zukunft außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt sein. Notwendig sei daher »die Konzentration der Kräfte« auf »tatsächlich wichtige Fragen«.

Die WFB konnte 151 Beratungen mit einem Investitionsvolumen von 2,2 (1,9) Milliarden DM und 12.000 (5.818) neuen oder abgesicherten Arbeitsplätzen erfolgreich abschließen. Davon entfielen 1,58 Milliarden DM Investitionen und 1.061 Arbeitsplätze auf 141 Neuansiedlungen. In diesen Beträgen enthalten sind 435 Millionen DM Investitionen und 3.906 Arbeitsplätze, die mit der Übernahme von 30 Unternehmen im Ostteil der Stadt und in Brandenburg durch in- und ausländische Investoren verbunden sind. Von den neu geschaffenen Arbeitsplätzen entfielen etwa 5.000 auf West-Berlin, knapp 4.000 auf den Ostteil und 3.000 auf das Land Brandenburg. 9.000 Arbeitsplätze wurden in der Industrie geschaffen, 3.000 im Dienstleistungsbereich.

Weichhardt sagte, er rechne in diesem Jahr mit der Ansiedlung der ersten neuen Konzernzentrale in Berlin. Die Verlegung europäischer Zentralen japanischer Unternehmen aus London nach Berlin werde sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstrecken. Derzeit sind 80 japanische Firmen in der Stadt vertreten. Eine japanische Schule werde bald eröffnet, womit weitere Voraussetzungen für ein stärkeres Engagement der Japaner gegeben seien. In Berlin haben sich im vergangenen Jahr 34 ausländische Firmen angesiedelt.

Weiter meinte Weichhardt, die ersten gemeinsamen Projekte mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Brandenburgischen würden nicht in Berlin oder im umgebenden »Speckgürtel« liegen, sondern vermutlich in »Notstandsgebieten« wie dem Raum Frankfurt/Oder oder Wittenberge. Die Entwicklungsgesellschaft Adlershof (EGA), eine WFB- Tochter, wurde mit der Vermarktung von 1,78 Millionen Quadratmeter Boden der früheren Akademie der Wissenschaften und des Flughafens Johannisthal beauftragt.

Zu den Verlusten des letzten Jahres zählte Weichhardt die Absage von Storage Technology (Denver), einem der bedeutendsten Computer- Hersteller für die Wissenschaft. Das Unternehmen wollte eine Computer- Montage mit 200 Beschäftigten einrichten, ging dann aber wegen des Abbaus der Berlin-Präferenzen und der hohen Lohnnebenkosten nach Südfrankreich. Der US-Kugellager- Produzent Tinken bevorzugte schließlich das Saarland für eine Niederlassung mit 150 bis 200 Mitarbeitern. Westberliner Unternehmen verlassen oft die Stadt, wenn sie einen größeren Betrieb in den neuen Bundesländern erwerben. dpa

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