: Viel politisches Hirnschmalz gefragt
betr.: „Die Metaller fordern viel“, „Mächtig, ohne klares Ziel“, taz vom 11. 10. 99
Im Gegensatz zur neoliberalen Denke von Annette Rogalla bin ich der Meinung, dass eine deutliche, um nicht zu sagen radikale Arbeitszeitverkürzung ein ganz wichtiger Schritt für die gerechtere Verteilung von Arbeit ist. Die Umsetzung ist nicht mit Freifahrschein zu haben, sondern muss erkämpft werden. [...] Das Problem dabei ist, dass wir als Arbeitnehmer- und GewerkschafterInnen mit dem Rücken zur Wand stehen, aufgrund einer über Jahre systematisch betriebenen Entsolidarisierung. Die großen, immer reicher und mächtiger werdenden Arbeitgeber nutzen dies gnadenlos und gehen immer dreister vor. Dagegen gibt es immer noch das probate Mittel Streik. [...]
Die Philosophie der Annette Rogalla bezüglich Vollzeit-Teilzeitbeschäftigung kann ich auch nach längerem Nachdenken nicht nachvollziehen. Warum Teilzeitmenschen nicht effizient arbeiten können sollen, entzieht sich meiner Vorstellung von intelligenter Organisation. [...]
Was in der gewerkschaftlichen Forderung als wichtiger Baustein für ein gesellschaftliches „Rezept“ fehlt, ist die soziale Grundsicherung. Es darf in einer sich auflösenden Arbeitsgesellschaft die Deckung elementarer Grundbedürfnisse nicht vom Besitz eines Arbeitsplatzes abhängen, dies ist schlicht unmenschlich. Hier ist viel politisches Hirnschmalz gefragt. Wolfgang Wedel, Nürnberg
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