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■ Die französischen Kommunisten hielten ihren Parteitag abViel Lärm um nichts

Je mehr sich alles ändert, desto mehr bleibt alles beim alten, heißt eine französische Volksweisheit. Die Kommunistische Partei hält sich immer daran, wenn es intern kriselt oder extern der Druck zunimmt. In den 70er Jahren, als die KPF noch die zweitgrößte kommunistische Partei des Westens war, ging auf diese Art die „Diktatur des Proletariats“ über Bord. Diesmal, wo nach dem Abgang der italienischen GenossInnen die KPF zur größten kommunistischen Partei des Westens avanciert ist, mußte der „demokratische Zentralismus“ daran glauben.

Die „großen Reformen“ folgen dem gleichen Procedere: Monatelang mobilisiert die Partei alle Kräfte und verschleißt sich in Diskussionen. Die Traditionskommunisten wittern Verrat an der Oktoberrevolution, die Reformer hoffen auf ihre diesmal nun wirklich ernsthafte Chance zu radikalen Veränderungen, und die interessierte Öffentlichkeit gewinnt wieder den Eindruck, daß die KPF doch noch wandlungsfähig sei. Dann gibt es ein paar kosmetische Reformen, ein paar Umbenennungen, ein paar neue Köpfe – und alles Wesentliche bleibt beim alten. Das Schlußkapitel ist Erleichterung bei den Traditionskommunisten, Enttäuschung bei den Reformern und eine neue Austrittswelle.

Dieses Mal hat sich die Reformergeneration um Charles Fiterman endgültig zerschlissen. Mit ihr verlassen die letzten nach außen hin gesprächsbereiten Politiker die Führungsetage der KPF. Wie all die vorausgegangenen resignierten Reformer auch wollen sie jetzt außerhalb nach einem „neuen Bündnis der Linken“ suchen.

Die Tragik dieses ansonsten eher komischen Rituals „großer Reformen“ in der KPF ist, daß es neben dieser Partei keine nennenswerte Kraft der französischen Linken mehr gibt. Wer immer in den letzten Jahren versucht hat, etwas Neues außerhalb von KPF, Sozialistischer Partei und Öko-Gruppen auf die Beine zu stellen, ist kläglich gescheitert. Das gilt für den von Sozialisten nach ihrer Wahlniederlage vom vergangenen März angekündigten big bang ebenso wie für die anderen Neugründungsversuche von Öko-PolitikerInnen und ehemaligen Kommunisten.

Die KPF indes hat ihr Ziel erreicht. Das Verschwinden einiger prominenter Reformer kann eine Partei mit immer noch über einer halben Million Mitgliedern und einem riesigen Apparat zahlenmäßig leicht verkraften. Doch hat die KPF hat keine neuen Ideen entwickelt, sie hat keine neuen Ziele formuliert, und sie hat auch keine neuen Bündnispartner genannt. Sie hat einfach nur versucht, ihren Besitzstand zu sichern. Dorothea Hahn

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