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Videoüberwachung in EinkaufszentrenKameras in Umkleideräumen

In Einkaufszentren der ECE-Gruppe werden Toiletten und Umkleideräume der Mitarbeiter videoüberwacht. Das ist rechtswidrig, sagen Datenschützer.

Über die Rechtmäßigkeit der Kameras in Einkaufszentren der ECE-Gruppe soll jetzt das Verwaltungsgericht Hamburg entscheiden. Bild: dpa

HAMBURG dpa/afp | Die großflächige Kameraüberwachung in Einkaufszentren der ECE-Gruppe ist nach Ansicht mehrerer Landesdatenschutz-Behörden rechtswidrig. Es würden Bereiche gefilmt, in denen das weder erlaubt noch notwendig sei, sagte der Hamburger Datenschutzbeauftragte, Johannes Caspar, in der Nachrichtensendung NDR Info. "Die Überwachung verstößt in dieser Form gegen das Bundesdatenschutzgesetz."

Die Hamburger Firma ECE, die in Deutschland 93 Shoppingcenter betreibt und zum Besitz der Otto-Familie gehört, wies den Vorwurf zurück. Über die Rechtmäßigkeit der Kameras soll laut NDR Info das Verwaltungsgericht Hamburg in einem Musterverfahren entscheiden; ein Urteil hätte bundesweite Auswirkungen.

In Absprache mit der Hamburger Behörde hatten Datenschützer in mehreren Bundesländern ECE-Einkaufszentren unter die Lupe genommen. Die beanstandeten Kameras hingen unter anderem in den Eingängen zu Toiletten und Umkleideräumen der Mitarbeiter. Der Sprecher der niedersächsischen Datenschutz-Behörde, Michael Knaps, erklärte: "So kann man sehen, wer sich wo trifft oder wann mit wem auf die Toilette geht. Das geht gar nicht."

Caspars Behörde hatte das Hamburger Alstertal-Einkaufszentrum überprüft und angeordnet, 24 der 75 aufgehängten Videokameras abzubauen. ECE weigerte sich aber, dem nachzukommen. "Die Kunden haben den Anspruch, dass sie in unseren Einkaufszentren sicher unterwegs sein können. Sie verlangen heute sogar, dass es solche Einrichtungen gibt und wir weisen an jedem Eingang auf die Videoüberwachung hin", sagte Sprecher Christian Stamerjohanns.

Den Vorwurf der ständigen Videoüberwachung wies er zurück. Die Aufnahmen würde nicht ausgewertet; nur bei Straftaten würden die Bilder an die Behörden weitergegeben. Die ECE-Gruppe gehört zum Besitz der Otto-Familie und betreibt in Deutschland 93 Einkaufszentren.

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11 Kommentare

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  • S
    Servus

    @Günter Schulz:

    Die Unternehmen sollen ihre Mitarbeiter besser bezahlen und besser behandeln, dann gibt es auch weniger "Schwund" durch Mitarbeiter. Die Manager sollen sich bei der Unternehmensführung mehr an ethischen Richtlinien und nicht ausschließlich an der größtmöglichen Gewinnmaximierung orientieren, dann wird sich auch der "Schwund" durch die Kunden reduzieren.

    Wie man in den Wald hinein ruft...

  • GS
    Günter Schütz

    Hallo Leute,

     

    zunächst: wenn ich mich im öffentlichen Raum aufhalte, wo mich jeder sehen kann, ist es mir egal, ob ich gefilmt werde (entweder zur Überwachung oder dauerhaft).

     

    Und: ich war als Unternehmensberater bei einigen Handelsketten eingesetzt und die größten Probleme beim "Schwund" waren nicht die Diebstähle durch Kunden, sondern durch die Mitarbeiter/innen. Es ist durchaus legitim und leider auch begründet, wenn ein Unternehmen die eigenen Leute kontrolliert. Das ist nicht nur bei Diamantminen so.

     

    Viele Grüße

    Günter Schütz

  • M
    MeinName

    @ No Name:

     

    Nein, nein, nein, das haben sie falsch Verstanden. Tatsächlich ist es so, dass die ECE-Gruppe der Otto-Familie gehört und 93 Einkaufszentren in Deutschland betreibt.

  • F
    FAXENDICKE

    Diese ganze Totalüberwachungsmanie begann ja in der Privatwirtschaft erst so richtig nach der Wende, denn irgendwo mußten sich ja hunderttausende von inoffiziellen und offiziellen STASI-Verbrechern, die sich nicht im Beamtenapparat versteckt hatten, weiterhin austoben.

  • S
    Schmu

    Kammeras sollen Mistrauen zwischen den Menschen kreieren.

    Ziel: Spaltung und Kontrolle der Masse.

     

    Medien, Politik, Wirtschaft, Militär = alles ausmisten.

     

    Wir (das Volk) müssen unser Schicksal endlich in die eigenen Hände nehmen.

     

    Auch wenn es vielleicht schon zu spät ist um uns zu retten.

     

    Kampflos werde ich hier nicht abtreten.

     

    Und nicht beschwichtigen lassen wie die Kammeraden in Ägypten.

     

    Hast la victoria siempre.

  • P
    Piratin

    @HamburgerPirat:

    Der Berliner Datenschutzbeauftragte macht ebenfalls einen auf Arbeitsverweigerung und bearbeitet ihm vorgelegt Verstöße gegen den Datenschutz nicht.

    Dabei ist mehrfach zu beobachten gewesen, dass Anliegen von Arbeitern und Arbeiterinnnen sofort zurück gewiesen werden.

    Die Herrschaft macht einen auf Datenschutz und fördert statt dessen den DatenSCHMUTZ!

  • H
    HamburgerPirat

    Ich kann leider kein Loblied auf die Effektivtät von Johannes Caspar singen. In einem rechtlich doch ziemlich eindeutigen Fall, wo der Gästeraum eines Cafés (Stichwort: das sog. "Balzac-Urteil") überwacht wird ist nach über einem Jahr, zig Nachfragen, zig Beschwerden, zuckersüß Dokumentierte Nachweise ist in der eigentlichen Sache NICHTS passiert... außer pampigen Kommentaren wenn man (nach 6-9 Monaten Geduld) beginnt, sich zu beschweren...

     

    Der Mann scheint Fernsehinterviews zu lieben. Und alles was Presse bringt. Schutzherr verpixelter Häuserwände zum Beispiel. In der Praxis, naja...

     

    Das mit ECE gibt jetzt erst viel Presserummel, dann hat's seinen Zweck erfüllt und verläuft im Sande...

  • L
    lächerlich

    Die ECE-Manager haben keine Ahnung was die Mehrheit der Bürger und Kunden wirkich will!

     

    Durch Kameras entsteht auch keine Sicherheit. In Wirklichkeit geht es den Managern um Schnüffelei und Mitarbeiter-Überwachung.

     

    Wenn die scheinheilgen ECE-Manager nämlich wirklich um die Sicherheit von Kunden besorgt wären, würden sie nämlich zusätzliches Sicherheitspersonal einstellen (statt bei diesen zu sparen und Mitarbeiter entlassen), welches direkt vor Ort da ist, wenn es ein Problem gibt. Stattdessen lässt man nur alles aufzeichnen und wenn etwas passiert, kann man nichts anders tun, als es NACHTRÄGLICH nochmal angucken. Tolle Sicherheit!

  • FP
    Franz P.

    Gab es da vor nicht allzulanger Zeit nicht einen ähnlichen Fall, aber Lebensmittelskandale wiederholen sich ja auch ständig ohne nachhaltige Wirkung.

    Spiele, und solange genug Brot da ist, lassen wir uns gerne unterhalten.

    Es wäre sicher interessant eine repräsentative Statistik zu haben aus der hervorgeht wie sehr die Videoüberwachung gewollt ist. Auch wenn dabei vielleicht heraus kommt, dass "gefühlte Sicherheit" - auch wenn sie nicht real ist, wichtiger ist als der Schutz vor realem eindringen in die Privatsphäre - nur weil dieses nicht wahrgenommen wird.

    Für den Händler ist dies sicher so, denn er kann seine Kunden analysieren, und im Gefühl der Sicherheit kaufen diese auch mehr.

    Wenn ich den zweiten Artikel den die taz zu diesem Thema bringt "Kameras an der Rolltreppe" hinzunehme, indem der Kriminologe Nils Zurawski feststellt: "Ein Kaufhaus ist doch kein unsicherer Ort", frage ich mich ob hier nicht wie sooft die Ängste der Menschen missbraucht werden um fragwürdige Interessen zu verschleiern. Der Mensch ist halt leicht zu manipulieren, erst verängstigen, dann scheinbare Sicherheit geben - ist ja kein Problem wenn es keine Bedrohung gibt, schon ist man der Held und Helden haben viele Freiheiten.

    Nur blöd wenn dann ein Datenschutzbeauftragter kommt und feststellt, dass 24 von 75 Kameras - also fast 1/3 aller Kameras - gegen das Bundesdatenschutzgesetz verstoßen. Aber dies ist sicher auch schnell vergessen.

  • NN
    No Name

    Kann es sein, dass die ECE-Gruppe zum Besitz der Otto-Familie gehört und in Deutschland 93 Einkaufszentren betreibt?

  • WI
    Wo ist da der Betriebsrat ?

    "Die Kunden haben den Anspruch, dass sie in unseren Einkaufszentren sicher unterwegs sein können."

     

    Was haben Kameras in Mitarbeiterbereichen mit der Sicherheit der Kunden zu tun? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Oder dem Unternehmen unterstellt, es würde seine Mitarbeiter überwachen wollen.

     

    Und angeblich wird ja nur aufgezeichnet, nicht ständig überwacht. Prima, als von einem Taschendieb beklauter Kunde kann ich dann dessen Bild auf Video sehen, Stunden später. Das hebt mein Sicherheitsgefühl doch ungemein.