piwik no script img

Video der Woche"Phone Story" nicht auf dem iPhone

Das Smartphone-Game "Phone Story" zeigt spielerisch Kritik auf, der Apple seit Jahren ausgesetzt ist. Kurz war es im App Store erhältlich, nun nicht mehr.

Spielerischer Koltan-Abbau im Kongo: Video auf Kotaku.com. Bild: screenshot kotaku.com

BERLIN taz | Wenn es um dieses Spiel geht, versteht Apple keinen Spaß: Das vom italienischen Hersteller Molleindustria verbreitete Game "Phone Story" wurde am Dienstag kurzerhand aus dem App Store entfernt, über den der IT-Konzern Apple Programme für Smartphones und Tablet-Computer anbietet. Apple begründet den Ausschluss mit Verstößen gegen gleich vier Richtlinien.

In "Phone Story" werden dem anhaltenden Boom der Smartphones und insbesondere dem Fan-Hype um Apple die Schattenseiten der Produktion und des Vertriebs entgegengestellt. Der Spieler beginnt als bewaffneter Aufseher in einer Coltan-Mine im Kongo, wo er Minenarbeiter, unter denen auch Kinder und Kriegsgefangene sein können, antreiben muss. Coltan ist ein Rohstoff, der für die Herstellung von Handys, Smartphones und anderer IT-Geräte benötigt wird.

Das nächste Level des Spiels hält eine andere Aufgabe bereit. In einer der chinesischen Firmen von Foxconn, wo Millionen iPhones und iPads produziert werden, hat der Spieler als Sanitäter die Arbeiter vor dem Suizid zu bewahren. Im Jahr 2010 hatten sich innerhalb weniger Monate 18 Arbeiterinnen und Arbeiter in einer Foxconn-Fabrik das Leben genommen. Foxconn erhöhte zögernd die Löhne, Apple verhielt sich zur Selbstmordserie ignorant bis widersprüchlich.

"Phone Story" ist ein simples, nicht besonders aufwändig produziertes Spiel. Ein auf Kotaku.com verbreitetes Wackelvideo zeigt, wie der Spieler im dritten Level die Rolle eines Verkäufers in einem Apple Store einnehmen, die Kundschaft mit neuen Produkten versorgen und dabei Standardphrasen über iPhones ("neu", "individuell", "sexy" etc.) absondern muss.

Das Video

Zum Abschluss nehmen sich die Spielproduzenten noch das Thema Elektroschrott vor. Der Spieler muss Geräte in seine Komponenten zerlegen - gesundheitsgefährdende Stoffe inklusive.

Rettung aus dem Android Market?

Molleindustria benennt als Ziel: "Phone Story ist ein Smartphone-Spiel, das auf seiner eigenen technologischen Plattform eine kritische Reflexion provozieren will. Unter der strahlenden Oberfläche unserer elektronischen Geräte, hinter ihren polierten Interfaces, versteckt sich das Produkt einer Lieferkette voller Ärger, die sich um die Welt erstreckt."

Der Spielhersteller plante urspünglich, die Einnahmen an Organisationen zu spenden, die Arbeiterinnen und Arbeiter schützen und für deren Rechte streiten. Aus dem App Store werden diese Einnahmen vorerst nicht mehr kommen, "Banned from the App Store" ist derzeit auf der Website zum Spiel zu lesen.

Doch eine Alternative steht schon bereit: "Kommt rüber zum Android Market. Ihr seid herzlich eingeladen", schreibt Ryo Cook im Kommentarforum unter einem Bericht im populären US-Technologieblog Techcrunch. Der Android Market gehört Google, Apples größtem Konkurrenten im Bereich der Smartphones. Das ließ sich Molleindustria nicht zweimal sagen: Seit dem 14. September steht das Spiel auch dort zum Download bereit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • H
    hens

    salü,

     

    hier zu muss ich was sagen. Ich habe selber seit einem jahr einen gebrauchten apple zu hause. Und davor hatte ich 8 jahre lang eine windows. Und windows ist so ein scheiss. Immer muss man irgendwas aktualisieren, es öffnen sich immer irgendwelche fenster, er wird mit der zeit immer langsamer u.s.w......Mac mancht man an und er funktionier einfach. Er macht das was man in sagt ohne irgendwelche dummen fenster zu öffnen die man je nie braucht.

    Und das mit der herstellung ist nicht ok, ganz klar. Aber mal im ernst, glaubt ihr wirklich das die pc`s von windows von hochqualifizierten menschen, mit top gehalt und einer menschlichen arbeitszeit hergestellt werden. Ich meine ja nur das ein windows pc im durchschnitt 500 - 600 euro kostet und das kommt bestimmt nich daher das da uniprofessoren die pc zusammen bauen.

     

    Windows - ihr seid lächerlich!!

  • P
    Peter

    Mit Apple wird das den Weg aller Sekten gehen. Am Anfang sind alle Jünger begeistert, die Gegner haben keine Ahnung und der Guru ist der Größte (und Reichste). Dann kommen Zweifel und Untersuchungen. Letztere von Außen, die Zweifel bei den Jüngern. Keyplayer verlassen die Gemeinde. Am Ende wird dann nachgesehen, was genau es eigentlich war. Spätenstens dann wird man feststellen ... Oh mein Gott, Apple hat nur ein paar Transistoren zusammengelötet und - surprise, surprise - das können andere auch :). Der Guru ist lang von Bord (wenn auch aus sehr traurigem, menschlichen Grund!) und die 2. Garde sucht nach der 'Spiritualität', welche die Welt bei Laune hielt. In 5-7 Jahren ist Apple zurück in der Realität und raus aus dem Dow ... uups, sie waren ja nie drin (weil sie zu teuer waren ... klar).

     

    Was wollt ich eigentlich sagen? Ach ja, in der Zwischenzeit muss man natürlich mit absolutären Mitteln versuchen, die 'Gemeinde' zusammen zu halten. "Niemand hat vor eine Mauer ..."

     

    Apple - ihr seid lächerlich!