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Video der WocheEine Bank zum Knutschen

Auf Plakaten und in einem Spot verpasst sich die Commerzbank ein neues Image. Guter Versuch, wie wär's mit einem neuen Geschäftsfeld?

Nicht nur Filialleiterin, sondern auch Langstreckenläuferin: Die Commerzbankwerbeträgerin. Bild: screenshot commerzbank.de

Eine Frau joggt durch Frankfurt, sie kommt an einer Gruppe Bauarbeiter vorbei, an Gemüseständen und Frachtschiffen. Dann kommt sie an ihrem Arbeitsplatz an, der Commerzbank. Die Joggerin ist Filialdirektorin Lena Kuske – auch nur ein Mensch mit hässlichem Jogginganzug.

Der neue TV-Spot von Deutschlands zweitgrößter Bank flankiert die Bankfrau mit Sätzen wie: „Woran liegt es, dass man den Banken nicht mehr vertraut?“ und „Wir haben etwas getan, was für uns vielleicht nicht typisch war. Wir haben die Gründe bei uns gesucht.“

Wer jetzt denkt, die Commerzbank würde per Imagespot ihre Auflösung bekannt geben, irrt. Sie will nur ein bisschen lieber sein als die anderen bösen Banken. „Eine Bank, die endlich Schluss macht mit Spekulationen auf Grundnahrungsmittel. Eine Bank, die erneuerbare Energien finanziert. Eine Bank, die seine Berater nicht belohnt, wenn sie möglichst viele Verträge verkaufen“, heißt es.

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Für die Leiter der Commerzbank kommt das einer Heldentat gleich, für jeden Normalbürger ist es eine Selbstverständlichkeit. Eine Imagekampagne soll Gewinn bringen. Es ist schon atemberaubend, wie aus dem Scheitern der eigenen Branche umgehend neuer Profit generiert werden soll, indem man sich als ethischere Bank darstellt.

Der Titel des Spots „Der erste Schritt“ suggeriert, dass nun – dank der Commerzbank – eine neue Zeit anbricht, obwohl Banken wie die GLS oder die Umweltbank längst weiter sind. Was übrigens in der Aufzählung der Commerzbank fehlt, ist das Versprechen, nicht in Hersteller von Atomwaffen zu investieren. Genau das tut die Commerzbank laut der Studie „Don't Bank On The Bomb“ der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen.

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10 Kommentare

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  • E
    esquino

    hallo, bei uns in der familie wirkt der spot wie eine unverschämte provokation die bei uns starke aggressioenen gegen diese bank hervorruft, meiner mutter wurden durch falsche beratung offene und geschlossene immobilienfonds angedreht ( wurden in meinem beisein als sichere anlage und gut zur altersversorgung bezeichnet ) , fonds kamen ins straucheln und die sicherheit war vorbei, entstandener verlust: an die 20000 euro

    diese bank sollte von staalicher seite verklagt werden um gerechtigkeit für anleger zu erlangen , denn das was ich hier schreibe , sagen tausende und ist tausenden passiert

  • B
    BerndJoel

    Liebe Commerzbank, danke für Eure Steilvorlage :-) Eine Video-Antwort von occupycologne besteht bereits "Commerzbank Erster Schritt mit Untertiteln". Weitere folgen bestimmt ;-)

    http://www.youtube.com/watch?v=bkoeDtpSTpU

  • BL
    Bürger Lars aus Stuttgart

    ich habe diesen Werbespot diese Woche auch gesehen und habe mich ein wenig gewundert.

    Das was die Commerzbank hier verspricht, wäre sehr schön. Diesen Werbespot zu machen und zu senden ist ausgesprochen mutig.

    Der Jogginganzug ist aber nicht häßlich, oder?

  • B
    BerndJoel

    Videoantwort von occupycologne: "Tatort Bank"

    http://www.youtube.com/watch?v=FK_pVEj2p5s

  • L
    Laura

    Ein Schritt in die richtige Richtung ist es aber trotzdem. Das ist mehr als es bisher gibt. Definitiv nicht perfekt, nein. Aber wenn jemand anfängt besser als die anderen sein zu wollen, kann das für uns alle nur gut sein: Dann entsteht nämlich plötzlich Wettbewerb im Lieb-Sein. Und wenn wir Glück haben, gibt es auf einmal gleich noch ein paar mehr liebe Banken, die immer immer lieber sein wollen, damit die Bürger zur liebsten Bank überhaupt gehen.

    Könnte nach hinten los gehen, aber sicher nicht so sehr, wie es jetzt ohnehin schon der Fall ist.

    Von daher find ich die Kampagne nichtsdestotrotz gut.

  • A
    AchBitte

    Ganz zu schweigen von der Tatsache (um mal etwas bürgernah zu bleiben), dass die Commerzbank nach der Übernahme der Dresdner völlig neue Arbeitsbedingungen eingestellt hat, wodurch sich die wenigen wirklich guten Bankberater (so z.B. mein alter Berater bei der Dresdner) aus dem Weg getrieben sahen / oder sogar gekündigt weil sie genau das nämlich taten: ZU WENIG Verträge, ZUVIEL Kundenzufriedenheit.

     

    Ihr seid nur die gleiche Bande von Arschlöchern Commerzbank, und deswegen gibt es mein Konto auch nicht mehr. Ich hoffe, euren Absturz noch zu erleben.

  • SH
    Stefan H.

    Man kann sicher alles negativ darstellen. Ich empfinde es als einen merklichen Unterschied zu "Leistung aus Leidenschaft". Warum nicht auch mal einen ersten Schritt honorieren? Sonst wird dieser Weg nie von einer Großbank beschritten!

  • T
    T.V.

    "Eine Bank, die seine..." fällt was auf? Falsches Gendering bei der TAZ ohjeohje ;)

  • G
    gundi

    zur Beruhigung: der scheidende Ex-Vorstandsprecher und nun Aufsichtsratsvorsitzende verpasste "seiner Bank" kurz vorm "Abschied" eine interne Imagepflege unter dem Titel "COMWerte", die den Mitarbeitern zeigen sollte wie gut sie unter sich umgehen ... ein Hohn für die Erfahrungen der Mitarbeiter

  • A
    AnKo

    Lange nicht so was Verlogenes gesehen...

    Der ganze Spot suggeriert, jetzt käme endlich mal Werbung für die Ethikbank oder irgend ne kleine Umweltbank. Aber falsch gedacht..., die hätte ja auch nicht die Kohle für so ne Gehirnwäsche...

     

    Da machen offenbar Leute die Kampagne, die wissen was ne Graswurzelaktion ist, aber alle Ideale verkauft haben... Aber ist ja bloß ne Bank, weder Rüstung, noch Pharma etc. was rege ich mich also so auf... Wie war noch das Brecht-Zitat, was ist krimineller? Eine Bank auszurauben? Nein, eine zu gründen...