Verzehrwarnung nur noch für Sprossen: Freispruch für die Gurke
Keine Ehec-Warnung mehr vor rohen Tomaten, Gurken und Blattsalaten – aber vor Bohnen-Sprossen. "Es sind die Sprossen", sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts.
BERLIN dpa/dapd/afp/taz | Die wegen der Ehec-Epidemie geltende Warnung vor dem Verzehr roher Tomaten, Gurken und Blattsalate soll nach Informationen der Nachrichtenagenturen dpa und dapd wieder aufgehoben werden. Die Warnung der Behörden für Sprossen bleibe dagegen bestehen.
Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass Sprossen die Ursache für die Ehec-Epidemie sind. "Es sind die Sprossen", sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, am Freitag in Berlin. Ein Nachweis des Darmkeims auf Sprossen sei aber noch nicht gelungen.
Bohnen-Sprossen seien definitiv als Ursache für die Ehec-Erkrankungen festgestellt worden. Allgemein entspannt sich nach den Worten von RKI-Präsident Reinhard Burger die Lage. Die Zahlen an Ehec-Neuerkrankungen würden fallen. "Aber der Ausbruch ist noch nicht vorbei", sagte Burger weiter.
Ehec-Sprossen-Warnung nun auch in NRW
Gefährliche Ehec-Bakterien sind in einer Packung Sprossen nun auch in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen worden. Das teilte NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) am Freitag in Düsseldorf mit. Ob Remmel diese Warnung in Absprache mit Grünen-Politikerin Renate Künast oder Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) aussprach, ist der taz nicht bekannt.
Es handelt sich bei dem in NRW gefundenen Bakterientyp um den aggressiven Serotyp O104. Die Sprossen-Packung war geöffnet und befand sich bereits in der Mülltonne eines Haushalts im Rhein-Sieg-Kreis. Zwei der drei in diesem Haushalt lebenden Familienmitglieder haben Sprossen verzehrt und sind Mitte Mai an den Ehec-Bakterien erkrankt. Laut Ministerium stammen die Sprossen nach den bisherigen Erkenntnissen aus dem Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel. Damit ist erstmalig eine ununterbrochene Kette mit dem Erreger O104 infizierter Sprossen aus dem Betrieb in Bienenbüttel und erkrankten Personen hergestellt.
Mülltonne in Magdeburg
Am Donnerstag hatten Untersuchungen von Ehec-verseuchten Gurkenproben aus Magdeburg im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) noch keine neuen Hinweise gebracht. Die Gemüsereste waren in einer Mülltonne in Magdeburg gefunden worden, die einer an Ehec erkrankten Familie gehört. Das Berliner BfR-Labor untersucht nun, ob es sich bei dem gefundenen Erreger um denselben aggressiven Typ O104:H4 handelt, der als Auslöser der aktuellen EHEC-Welle gilt.
Die Europäische Union und Russland wollen am Freitag auf ihrem Gipfeltreffen in Nischni Nowgorod an der Wolga weiter um eine Lösung im Streit um das Einfuhrverbot für europäisches Gemüse ringen. Russland hat wegen des Darmkeims EHEC vor einer Woche alle Gemüseimporte aus EU-Staaten gestoppt. Die EU hält den Boykott für überzogen.
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