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VerwechslungsgefahrAuch Stoibers Double will nach Berlin

Wolfgang Krebs ist seit zwanzig Jahren CSU-Mitglied, bekannt wurde er als Double von Edmund Stoiber. Jetzt will er für den Bundestag kandidieren.

Stoiber-Double Krebs: Vielleicht schafft er es ja nach Berlin. Bild: dpa

Selten war die Krise der CSU so deutlich zu sehen wie an jenem Montagvormittag im vorigen September. Der angehende Wahlverlierer Günther Beckstein sollte beim berüchtigten Gillamoos-Volksfest die Massen begeistern. Doch die Menschen im Bierzelt jubelten nicht. Sie klirrten mit ihren Maßkrügen und ratschten laut. Beckstein war kaum zu hören. Ein paar Zelte weiter kochte die Stimmung. Da betrat gerade Wolfgang Krebs die Bühne.

Er hatte sich die weiße Edmund-Stoiber-Perücke aufgesetzt, den Trachtenjanker angezogen und begann in schneidig-hakeligen Stoiber-Sätzen zu sprechen. "Edi, Edi", jubelten ihm die Menschen zu. "Haltet durch, ich komme zurück!", rief das Double zu seinen Fans.

"Wenn der so weitermacht, dann kann aus ihm noch was werden", sagte Edmund Stoiber wenig später. Der echte Stoiber. Kein Vierteljahr später arbeitet Krebs tatsächlich an seiner politischen Karriere. Er möchte in den Bundestag - für die CSU.

Dort ist der 42-jährige Kaufbeurer seit 20 Jahren Mitglied. Die Berufsschule hat er abgebrochen. Er machte eine Ausbildung bei der Post, arbeitete beim Radio und beim Werbezeitenverkauf von RTL2. In seiner Freizeit versuchte er sich als Schauspieler. Edmund Stoiber wurde seine beste Rolle. Das Bayerische Fernsehen entdeckte ihn und ließ ihn jede Woche als Stoiber-Imitat im Politikmagazin Quer auftreten.

Zum Hauptberuf machte er das erst, als der echte Stoiber zurücktrat. Die Sehnsucht der Menschen nach stoiberschen Wahnsinnsauftritten wurde dadurch nur noch größer. Krebs ließ bei seinen Parodien die Hybris des CSU-Ehrenspielführers noch gewaltiger erscheinen. Die CSUler bei ihm zu Hause im Ostallgäu scheint das nicht zu stören. Die fragten Krebs, ob er für den Bundestag kandidieren würde. Er sagte ja.

"Die CSU muss es wieder schaffen, ehrlich auf die Menschen zuzugehen", findet der angehende Politiker Krebs. An der Bildungspolitik würde er gerne etwas ändern. Aber der Weg zur Kandidatur ist noch weit. Es gibt drei Konkurrenten: den CSU-Ortsvorsitzenden von Kaufbeuren, den stellvertretenden Ortsvorsitzenden und den Chef der schwäbischen Mittelstandsunion. Anfang Februar sollen sich die Kandidaten dem örtlichen CSU-Kreisvorstand vorstellen. Dort entscheidet sich gewöhnlich auch, wer den ersehnten Platz auf dem Wahlzettel bekommt. Aber Krebs muss an diesem Tag fürs Fernsehen arbeiten und hat keine Zeit.

"Der Termin wurde mit mir nicht abgestimmt", beschwerte er sich - und sieht seine Chancen schwinden. Für den Fall, dass es mit dem Traum vom Bundestag nichts wird, hat Krebs schon einen neuen Job. Er imitiert im Fernsehen jetzt Horst Seehofer.

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