piwik no script img

Nils Schuhmacher Hamburger SoundtrackVerwaltung des Erbes

Von Dave Grohl wird berichtet, dass die Foo Fighters (10. 6., Trabrennbahn) nicht etwa die Gruppe sind, in der er mitspielt, sondern die Gruppe, in der er sich von einigen anderen begleiten lässt. Wenn Gitarrist Grohl – früher einmal der Schlagzeuger von Nirvana – einmal nicht mit irgendeinem Projekt beschäftigt ist, ruft er diese anderen zusammen und macht eine siebte, achte, jüngst neunte Platte voll mit sehr klassischen Rocksongs. Dabei lässt sich über diese Gruppe mit dem Musikexpress sagen: „Sie verwalten ihr Erbe und das ihrer sehr ähnlichen Vorgänger.“ Es lässt sich aber immerhin auch festhalten: Grohl wird im Rahmen dieses Verwaltungsaktes immer opulenter und schart dabei auch immer mehr Leute um sich.

Die im Vorprogramm aufwartenden The Kills können hier als eine alternative Version des nach außen stets freundlichen, nach innen allerdings nicht unbedingt als Basisdemokrat bekannten Grohl betrachtet werden. Zumindest im strafrechtlichen Sinne handelt es sich hier zwar ebenfalls nicht um eine Gruppe, da es Alison Mosshart und Jamie Hince nicht auf das erforderliche dritte Bandmitglied bringen.

Aber diesem Umstand ist wohl zu verdanken, dass das Duo eben nicht wie ein fetter Rockbolide im Flanellhemd daherkommt, sondern wie ein gerupftes Huhn, das seine Beschädigung mit einem gewissen Stolz und Trotz präsentiert. Es können, anders bei den Foo Fighters, auch nicht die Bandmitglieder nach Belieben wechseln, denn der Rückzug des einen oder der anderen führt unweigerlich zum Ende der Geschichte.

An diesem Punkt fallen einem zusätzlich die Sparks (10. 6., Mojo Club) ein. Erstens, weil die Gründung der Band – noch unter dem Namen Halfnelson – ins selbe Jahr wie die Gründung Grohls fällt. Zweitens, weil auch diese Geschichte kein Ende nimmt; drittens, weil es sich einst um eine Gruppe, heute um ein Duo handelt.

Ansonsten ist doch einiges beziehungsweise alles ganz anders. Zum Betriebskapital des Brüderpaars gehört nämlich Extravaganz und ironische Distanz zum Popzirkus genauso wie erhebliche musikalische Wandlungsfähigkeit (und mittelmäßiger Erfolg). So begann man einst als Glamband, um heute – nach diversen Schleifen – im sehr weiten Feld der elektronischen Popmusik beheimatet zu sein. Different town, different party.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen