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Vertrauen gibt es nicht zum Nulltarif

Grüne Realos scheitern, weil sie anders reden als handeln  ■ K O M M E N T A R E

Der Versuch der großen Koalition aus Realos und „Aufbruch„ -Strömung, die Partei programmatisch klar als reformökologisches Projekt zu profilieren, ist in Hagen gescheitert. Er mußte scheitern, weil er mit der Illusion verknüpft war, es sei möglich, über Parteitagsbeschlüsse sozialistisches Gedankengut und Ideale aus den Köpfen der Delegierten zu verbannen. Vor allem aber ist das Vorhaben über das tief verwurzelte Mißtrauen gegenüber der neuen innerparteilichen Machtkonstellation zu Fall gekommen.

Dabei hat es am guten Willen der Delegierten nicht gefehlt. Das belegt die riesige Mehrheit für den von der realpolitischen Koalition eingeschlagenen deutschlandpolitischen Kurs. Realos und „Aufbruch“ aber wollten zuviel auf einmal. Eine neunzigprozentige Mehrheit für die von ihnen geforderte Abgrenzung zur PDS reichte ihnen nicht aus. Sie taten nun genau das, was die Parteilinke als tatsächliches Motiv hinter ihrem Antrag mutmaßte. Sie machten diese Frage zur Trennungslinie und postulierten eine innerparteiische Unvereinbarkeit: hie die wahren Grünen und dort die Linken. Mit diesem durchsichtigen Manöver leiteten sie auch ihre weiteren Niederlagen auf dem Parteitag ein.

Für die Delegierten war nämlich der PDS-Antrag die Nagelprobe für die realpolitische Verläßlichkeit und Prüfstein, wie ehrlich die Versicherung der Realos gemeint ist, sie wollten raus aus den eingefahrenen Schienen der Strömungspolitik - hin zu einer radikalen ökologischen Politik neuen Stils. Der Ankündigung aber folgte das Gegenteil. Weil Realos und „Aufbruch“ - überheblich geworden durch den „Sieg“ in der Deutschlandpolitik - nun auch bei der PDS-Frage durchzocken wollten, verspielten sie jedes Vertrauen bei der Mehrheit der Delegierten.

Die Delegierten hatten offenbar kein Vertrauen zum Realo -„Aufbruch„-Bündnis haben. Wer jahrelang selbst zu einem guten Teil für den Strömungsclinch in der Partei verantwortlich war, muß eines begreifen: Nur wer selbst den Beweis für ein neues Verhalten angetreten hat, kann Vertrauen fordern. Ein klares ökologisches Profil der Grünen tut not; aber die Realos und „Aufbruch„-Strategen werden noch viel Vertrauensarbeit leisten müssen, bevor sie die Delegierten zu Recht beschuldigen dürfen, sie begriffen nicht die Zeichen der Zeit.

Gerd Nowakowski

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