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Verteilungsforscher zu Gerechtigkeit"Steuer auf Yachten und Schmuck"

Union und FDP verschärfen die soziale Spaltung, sagen die Verteilungsforscher Joachim Frick und Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Deshalb fordern sie die Luxussteuer.

"Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Kapitalerträgen sind in den vergangenen Jahren überproportional gestiegen", sagt Soziologe Grabka. Bild: dpa
Hannes Koch
Interview von Hannes Koch

taz: Viele Bürger halten die Zustände in Deutschland für unsozial. Umfragen belegen immer wieder ein Gefühl zunehmender Ungerechtigkeit. Die neue Bundesregierung aus Union und FDP verspricht nun in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich mehr "Zusammenhalt". Erfüllen Union und FDP bisher diese Hoffnung?

Markus Grabka: Nein, die Regierung hält ihr Versprechen nicht ein. Die beschlossene Steuerreform führt dazu, dass sich die Einkommen der armen und wohlhabenden Schichten weiter auseinanderentwickeln.

Joachim Frick und Markus Grabka

Der Ökonom Joachim Frick, Jahrgang 1962, und der Soziologe Markus Grabka, Jahrgang 1968, betreuen am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin das Sozio-oekonomische Panel. Diese Langzeiterhebung liefert seit 25 Jahren vielfältige Daten über die Lebensbedingungen der deutschen Bevölkerung. Befragt werden regelmäßig 20.000 Personen in 11.000 Haushalten.

Aber wieso? Höheres Kindergeld und mehr Kinderfreibetrag bedeuten doch, dass auch Menschen mit geringen Einkommen mehr Geld in der Tasche haben?

Grabka: Nicht unbedingt. Bei Hartz-IV-Empfängern kommt die Erhöhung des Kindergeldes ja oft gar nicht an, weil es mit dem Arbeitslosengeld II verrechnet wird. Die Wohlhabenden und Reichen dagegen profitieren eindeutig vom höheren Freibetrag - und zwar stärker als die Bezieher mittlerer Einkommen. Die Schere geht klar auseinander.

Sie beschreiben die Extreme bei Arm und Reich. Die Mehrheit, 70 Prozent der Bevölkerung, lebt aber dazwischen. Dort erreichen Kindergeld und Freibetrag die von der Regierung beabsichtigte Wirkung.

Joachim Frick: Es ist richtig, dass die Mehrheit der Mitte besser gestellt wird. Aber trotzdem erhalten Millionärskinder mehr als Mittelschichtskinder, und wirklich bedürftige Kinder werden kaum erreicht. Wer den sozialen Zusammenhalt stärken will, darf so etwas nicht tun.

Die Regierung will zusätzliche Krankenkassenbeiträge von den Versicherten erheben und eine neue private Vorsorge für die Pflege im Alter einführen. Wie wirkt das im Hinblick auf die Einkommen?

Frick: Auch damit wird die Verteilung ungleicher. Bezieher hoher Einkommen hätten Vorteile, weil sie jenseits der Beitragsbemessungsgrenze nicht mehr zusätzlich zahlen. Im Verhältnis zu ihren Einkommen fällt auch die neue private Vorsorge kaum ins Gewicht. Die kleinen Leute würden demgegenüber relativ betrachtet einen höheren Anteil ihres Einkommens in die Sozialversicherung einzahlen.

Von den Initiativen der neuen Regierung einmal abgesehen: Sind die verbreiteten Klagen über die zunehmende Ungerechtigkeit berechtigt?

Frick: Früher waren die sozialen Verhältnisse in Deutschland ähnlich ausgeglichen wie etwa in den Niederlanden und Frankreich. Seit 10 bis 15 Jahren nähern wir uns aber eher dem Zustand von liberalen Wohlfahrtsstaaten wie Großbritannien. Wohlgemerkt: Das liegt nicht nur an der Politik, sondern auch an gesellschaftlichen Veränderungen. Beispielsweise leben mehr Menschen alleine ohne Familie. Werden sie arbeitslos, fängt sie niemand auf. Auch das verschärft die Spaltung.

Können Sie die größeren Gegensätze mit Zahlen belegen?

Grabka: Unsere Daten zeigen: 2002 besaßen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung 57 Prozent des gesamten Geld- und Sachvermögens im Lande. 2007 gehörten ihnen bereits mehr als 60 Prozent. Dabei bauten zudem nur die reichsten zehn Prozent ihren Anteil aus. Alle anderen Bevölkerungsgruppen verzeichneten keinen Zugewinn oder verloren sogar Vermögen.

Frick: Außerdem beobachten wir ein stärkeres Verharren in den extremen Einkommenspositionen: Wer reich ist, bleibt reich, und wer arm ist, bleibt arm. Die soziale Mobilität nimmt ab.

Das heißt, man hat weniger Chancen als etwa in den 1980er-Jahren, seine Lebenslage aus eigener Kraft zu verbessern?

Grabka: Ja, besonders wenn man arm ist. Das ist eine entscheidende Gerechtigkeitsfrage. Die Chancengleichheit lässt nach, die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs schwindet.

Und woran liegt das?

Grabka: Unter anderem an der Entwicklung der Löhne. Die untersten zehn Prozent, also die Menschen mit den niedrigsten Verdiensten, haben zwischen 2000 und 2007 10 Prozent ihres Realeinkommens verloren. Hier bildet sich ab, dass der Niedriglohnsektor gewachsen ist. Die Einkommen der Mittelschicht stagnierten. Die obersten zehn Prozent dagegen legten um 15 Prozent zu.

Durch die Finanzkrise haben Millionäre und Milliardäre teilweise massive Verluste eingefahren. Quelle-Erbin Marlene Schickedanz oder die Familie Schaeffler sind keine Ausnahmen. Trägt die Krise dazu bei, die Ungleichheit zu verringern?

Grabka: Nein, diesen Eindruck teilen wir nicht. Zwischen Ende 2007 und Ende 2008 sind die Geldvermögen in Deutschland nach Aussagen der Bundesbank nur um 2,4 Prozent gesunken. Im Vergleich zur gesamten Summe der Brutto-Geldvermögen von 4,4 Billionen Euro ist das vernachlässigbar. Außerdem muss man wissen, dass die Vermögen zwischen 2002 und 2007 besonders stark gestiegen sind. Wir erleben jetzt ein leichtes Abbröckeln auf sehr hohem Niveau.

Frick: Anders bei der Mittelschicht. Wenn wegen der Wirtschaftskrise demnächst mehr Beschäftigte arbeitslos werden, sind diese gezwungen, zur Sicherung des Lebensstandards ihre Vermögen aufzuzehren. Nicht die Reichen, die auf die Erholung der Aktienkurse warten können, sondern die Normalbürger werden im Falle von Arbeitslosigkeit die eigentlichen Verlierer der Krise.

Ihrer Analyse zufolge steht nicht zuletzt die Mittelschicht unter Druck. Darauf reagieren Union und FDP, indem sie den sogenannten Mittelstandsbauch, die hohe Steuerprogression bei mittleren Einkommen, abflachen wollen. Findet das Ihren Beifall?

Frick: Es ist grundsätzlich richtig, die Mittelschicht zu entlasten. Aber man sollte nicht zu sehr auf die direkten Steuern schauen. Viel wichtiger wäre es, die Sozialabgaben zu senken, die die Arbeitskosten um 40 Prozent verteuern. Das wäre auch eine Maßnahme gegen die Arbeitslosigkeit.

Es kann für den Staat teuer werden, mehr sozialen Zusammenhalt zu stiften. Wenn man eine Gruppe entlasten will, muss man eine andere belasten. Woher soll das Geld kommen?

Frick: Wenn ich mir die Löcher in den öffentlichen Haushalten anschaue, so ist es unumgehbar, neben den Ausgaben auch die Möglichkeit von Steuererhöhungen zu prüfen, inklusive der Mehrwertsteuer.

Klaus Zimmermann, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, hält eine Mehrwertsteuer-Belastung mit 25 Prozent für erträglich, obwohl gerade die Bezieher niedriger Einkommen, die sämtliches verfügbare Geld sofort ausgeben, besonders davon betroffen wären.

Frick: Diese Forderung hat sicherlich geholfen, die notwendige Diskussion anzuregen. Wichtig ist aber auch ein zweiter Punkt: Es wäre redlich und nachvollziehbar, diejenigen jetzt zusätzlich zu belasten, die vor der Finanzkrise jahrelang von steigenden Einkommen und Vermögen profitierten.

Grabka: Damit sind wir bei den Steuern auf Vermögen und Gewinne. Die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Kapitalerträgen sind in den vergangenen Jahren überproportional gestiegen. Deshalb ist es für mich schwer nachvollziehbar, warum Kapitalgewinne gegenwärtig niedriger besteuert werden als Arbeitseinkommen.

Der Grund liegt in der Steuerflucht.

Frick: Nein, hier haben wir es schlicht mit erfolgreicher Lobbyarbeit und Klientelpolitik zu tun. Es ist absurd zu sagen: Wir haben Angst, dass das Kapital auswandert, deswegen besteuern wir es so gering. Andererseits brummen wir denen höhere Steuern auf, die nicht wegziehen können. Das ist kein sozialpolitisch tragfähiger Ansatz.

Grabka: Die Erbschaftsteuer liegt in Deutschland im internationalen Vergleich sehr niedrig. Ähnlich sieht es bei der Grundsteuer auf Immobilien aus. Problemlos könnte man auch eine Luxussteuer auf teure Häuser, Autos, Yachten, Antiquitäten und Schmuck erheben.

Die Erträge aus solchen Nischensteuern dürften sich in Grenzen halten. Reicht das, um die soziale Spaltung zu verringern?

Grabka: Das würde ich nicht unterschätzen. Ein Stück Umverteilung ist notwendig. Es geht nicht darum, das Leistungsprinzip auszuhebeln. Aber Arbeitslosigkeit, niedrige Einkommen und die Abwesenheit von Vermögen können dazu führen, dass die Betroffenen über Generationen nicht aus der Armut herauskommen. Wir fordern ja nicht Umverteilung um ihrer selbst willen: Der Staat muss aber mehr Geld einsetzen, um soziale Mobilität, Chancengleichheit und Bildung zu fördern.

Frick: Ein dauerhaftes Abkoppeln der unteren Einkommensschichten kommt die Gesellschaft letztlich noch teurer zu stehen. Ein Schritt zu besserer Chancengerechtigkeit könnte sein, die geplante Erhöhung des Kindergeldes in Höhe von 20 Euro in echte Bildungsinvestitionen umzuleiten, zum Beispiel in den Ausbau der Ganztagsbetreuung oder in ein anständiges Mittagessen in der Schule für alle Kinder.

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16 Kommentare

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  • DA
    Der andere Andre

    @asd:

    Nur zur Information, seit 1.1.2009 werden alle Erträge aus Aktiengeschäften in Deutschland mit 25% versteuert. Aber keine Angst, arme Börsianer und Aktienbesitzer. Unsere Tigerentenregierung hat ja wietere Steuersenkungen versprochen, vllt. ja auch für die Börse.

    Mann muss sich aber auch nicht hinter Prozentzahlen verstecken. Wenn in einem der reichsten Länder der Welt Bibliotheken geschlossen werden und die Kommunen verkünden, das Ziel "Kita-Platz für jedes dritte Kind" sei derzeit unerreichbar (Tagesschau vom 4.1.10), dann läuft irgend etwas schief. Mehr Geld investieren rufen da alle, mehr Geld für Forschung, Bildung und Erziehung, kurz für unser aller Zukunft. Wo soll nun dieses zusätzliche Geld herkommen? Im Gegensatz zu Entenhausen finanziert sich der Haushalt der Bundesrepublik (entgegen der Ansicht mancher) nicht aus einem riesigen Geldspeicher unterhalb des Bundeskanzlerinnenamtes, sondern aus Steuern. Daraus folgt eine einfache Formel:

    mehr Geld für Bildung, Gesundheit etc. = mehr Steuern

    Von wem holt man sich nun diese zusätzlichen Gelder? Von denen, die nichts haben, von denen, die etwas haben, oder von denen, die ganz viel haben? Letztere darf man laut dem bonner Rechtsexperten Guido Westerwelle auf gar keinen Fall weiter belasten, da sie schon die Leistung zu tragen haben, oder so. Also doch lieber Hartz IV senken als Yachten besteuern? Oder besser gleich den Bürger durch Schließung unnötiger Bibliotheken, Kindergärten und Schwimmbäder entlasten? Fragen über Fragen.

    Aber entscheiden Sie bei den nächsten Wahl doch einfach selbst.

  • A
    asd

    wie wäre es denn mal mit einer börsenumsatzsteuer??

     

    es ist schon fast unglaublich das es derzeit =% steuern auf gelderträge aus aktiengeschäften gibt!

    hier könnte der bund wohl am meisten einnehmen!

  • S
    Suse

    @Häußner

     

    ein Geringverdiener und Hartz4-Empfänger kauft auch keinen neuen VW Fox!! Für Personen die von 359 EUR plus X leben muss es darum gehen, dass die Grundgüter des täglichen Bedarfs erschwinglich bleiben, ebenso Versicherungssteuern und anderes, damit diesen noch genug von ihrem wenigen Geld verbleibt. Selbstverständlich ist für diejenigen eine generelle Mehrwertsteueranhebung eine enorme Belastung, weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für diese Güter und diese Steuer ausgeben würden. Ihr neuer VW Fox ist ein Luxuxgegenstand. Hier geht es um Personen, die gerade noch so über die Runden kommen und nicht weiter belastet werden dürfen.

     

    des weiteren hinkt der Vergleich mit Dänemark und Schweden, dort funktioniert das Tarifvertragssystem noch und die Einkommensdisparitäten sind geringer als in DE. Bei einer gleichmäßigeren Verteilung fällt derartiges natürlich weniger ins Gewicht. DE hat mittlerweile wohl mit einen der größten Niedriglohnsektoren mit skandalös niedrigen Löhnen am unteren Rand - da würde eine generelle Mehrwertsteuererhöhung sehr wohl besonders Geringverdiener und Mäßigverdiener belasten.

     

    eine Luxussteuer halte ich aber ebenfalls für eine sehr gute Idee!!!

     

    eine generelle MWST-Erhöhung auf 25% wäre genau wie eine PKW-Maut vor allem eine nicht mehr tragbare zusätzliche Last für Gering/Mäßigverdiener, die von denen irgendwann nicht mehr kompensierbar wären - bereits jetzt gelten 1/3 der Bevölkerung als massiv überschuldet oder von Überschuldung bedroht. Dispokredite können nicht ewig die Lohnzurückhaltung und Lohndeflation bei gleichzeitiger Mehrbelastung und Mehrkosten bei Miete,Energie... ausgleichen.

  • W
    Wolfgang

    Klassengesellschaft und Vermögensverteilung:

    Das reichste Zehntel der Bevölkerung hat seinen privaten Vermögensanteil auf 61,1 Prozent ausgebaut (auf 4032,6 Milliarden Euro).

    70 Prozent der Erwachsenen besassen 2007 nur neun Prozent des Gesamtvermögens (rund 594 Mrd. Euro).

    Das reichste Hundertstel verfügt über 23 Prozent des Nettovermögens (1518 Milliarden Euro).

    Rund 27 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland besitzen nichts, oder sie haben sogar Schulden.

    Der Reichtum in der Klassengesellschaft konzentriert sich am oberen Ende der Vermögensskala in der Bundesrepublik Deutschland. Auch in der Finanz- und Wirtschaftskrise dürfte sich künftig die Schere bei der Vermögensverteilung weiter öffnen.

  • K
    Kommentator

    @ Ludwig Paul Häußner:

     

    Das Rechenbeispiel ist platt. Wer sich als Zweitwagen einen Bentley, Maybach oder Porsche leisten kann, für den sind die 25% eher leichter zu verkraften, als dem gezwungenen Corsa oder Dacia-Fahrer.

    Erster kann sich nämlich gaaanz viele Dacias etc. leisten.

     

    Klar, oder?

     

    Außer man freut sich, dass manche sich nur ein absolut unsicheres Fahren leisten können und andere alle möglichen Zusatznutzen just for fun, um mal in ihrer Fachsprache zu sprechen.

     

    Etwa weil sie geerbt haben, in ner Burschenschaft waren oder ihr Geld im Ausland "parken". "Leistungsträger" eben ;-).

     

    Die Mwst-Erhöhung ist unsozial und zeigt mal wieder, dass Sie als Grüner auf den Spuren Oswald Metzgers wandeln.

  • RP
    R. Pauly

    Hallo,

    leider reiten alle Parteien das tote Pferd, welches das deutsche Steuersystem ist. Damit wird unser Staat jeodch auch zukünftig einfach nicht genug Geld in den Händen haben, um entscheidend (!) was zu verändern. Ein wenig hin und her verteilen reicht da nicht aus. Wie man die Einnahmen des Staates verdreifacht und die Arbeitslosikeit, Altersarmut, Kinderarmut, Hartz IV und gleich auch noch die Staatsschulden komplett verwschwinden lässt, ohne irgend jemand dafür bluten zu lassen, zeigt das Benadbreitenmodell des Jörg Gastmann. Und ich denke, das ich dies als aktiver und erfolgreicher Betriebswirt beurteilen kann. Googeln Sie mal...soll niemand sagen, es gäbe ja keine Lösung oder er hätte es nicht gewusst....

  • DL
    Dr. Ludwig Paul Häußner

    25% MwSt und MwSt-Freibetrag pro BürgerIn

    -----------------------------------------

     

    In der jüngten Diskussion um eine Senkung des MwSt-Satzes auf Hotelübernachtungen ist vergessen worden, dass die EU grundsätzlich auch einen höheren MwSt-Sätz als 25% zulässt - praktisch als Luxus-Steuer.

     

    25% MwSt - wie vom DIW-Chef Zimmermann in 2009 gefordert - würden eben deutliche Mehreinnahmen für Bund, Länder und Gemeinden bedeuten und damit finanziell die Möglichkeit eröffnen mehr in die Infrastrukutur (Bildung und Erziehung) zu investieren. Gerade die einkommensschwächeren Schichten würden überproportional dadurch gewinnen.

     

    Leider haut auch die taz immer wieder in die unhaltbare Kerbe, dass die MwSt vor allem die weniger gut betuchten MitbürgerInnen belasten würde. Das Gegenteil ist der Fall! Wer viel Einkommen hat, muss bei einer höheren MwSt auch beim Ausgeben seines Geldes absolut mehr MwSt zahlen.

     

    Beispiel: Bei einem Kauf von einem VW Fox mit 10.000 Euro netto wären das bei einem MwSt-Satz von 255 2.500 Euro MwSt.

     

    Bei einem Kauf von einer Mercedes E-Klasse mit 50.000 Euro netto wären das bei 25% MwSt immerhin 12.500 Euro MwSt absolut!

     

    Schweden und Dänemark mach es uns mit 25% MwSt-Satz vor. Ungarn hat zum 01. 07. 2009 die MwSt von 20% auf 25% erhöht. Damit ist die öffentliche Hand wieder handlungsfähig.

     

    Ein MwSt-Satz von z.B. 45% auf Luxusuhren,-autos, -yachten sollte durchaus in 2010 diskutiert werden.

     

    Mehr zum Thema Mehrwertsteuer findet sich unter:

     

    www.unternimm-die-zukunft.de

     

     

    L.P. Häußner, Karlsruhe

  • CK
    Christian Kriegsmann

    Nene... Ihr Experten macht mich echt feddich. Da wird erkannt und beklagt, dass 10% über 60% des Geldvermögens besitzen (von Immobilien und Boden gar nicht zu reden) und die beiden Neo- liberalen Lösungsansätze sind entweder Senkung der Lohnnebenkosten oder Erhöhung der Mwst. Ach ja, ich vergaß, in der Überschrift steht ja noch, dass Sie die Luxussteuer fordern. Das is ja ganz nett.. Abgesehen davon das das Erhöhen der Mwst. gefährlicher Schwachsinn ist und jede Binnenkonjunktur noch mehr abwürgen würde ec. bla bla bla

     

    ACHTUNG LIEBE TAZ: Wäre es nicht sinnvoll ab und zu zu fragen, warum die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden??

    Ich weiß ja das Mathe nervt und auch anstrengend ist, aber es gibt da so eine Formel, die man mal lernen und verstehen sollte, insbesondere wenn man sich zu solchen Themen äußert.

     

    Kn= K0(1+z)^n

     

    Is der Knaller oder? Könnte diese Formel mal bitte die Mehrheit der Menschen, oder wenigstens die Mehrheit derer die sich zu Finanz und Verteilungsfragen äußern bitte verstehen. Das ist exponentielles Wachstum. Und die einzigen Bereiche wo es exponentielles Wachstum gibt sind die Finanzindustrie und die Krebsforschung. Ansonsten gibt es das nirgends auf der Welt.

     

    Es gibt verdammt gute Gründe das der Zins bei Moses, Christus, Mohammed, Martin Luther geächtet und von der Kirche mit Exkommunikation (bis 1984) bestraft wurde.

     

    Lange Zeit war nur einfach keine Alternative zur Umlaufsicherung gegeben. Mittlerweile gibt es die und sie sind sogar praktisch erprobt. BITTE INFORMIERT EUCH und geht mir nicht mehr mit eurem unsozialem Scheiss von wegen "Senkung der Lohnstückkosten und dann ham wer alle wieder Arbeit" auf den Sack. Es beleidigt meinen und den Intellekt vieler anderer.

     

    Recherchiert: Silvio Gesell; Das wunder von Wörgl; Margret Kennedy; der Chiemgauer; Prof. Bernd Senf usw...

     

    Sollten Verständnis Probleme auftauchen, ich bin zu jeder Art von Hilfe bereit.

     

     

    "Der Zins ist der Krebs des sozialen Organismus!"

  • V
    Von_Was_soll_man_da_nur_Schreiben

    Eigentlich wäre es doch vordringlicher, dass der Staat zunächst die angesetzte Steuer einzufordern. Was nützt es theoretisch eine Steuerprogression von vielleicht 46 Prozent und mehr zu haben, wenn es in der Realität, diese letztlich bei maximal 17 Prozent und noch weniger es werden. Der Gesetzgeber hat findigen Steuerberatern und denen, die sich da sehr gut auskennen, das Steuerparadies in Deutschland eröffnet.

     

    Warum überhaupt es dann noch Steuerflüchtlinge es in diesem Land gibt ist mir persönlich ohnehin nur ein Rätsel? Ich kann dieses Ganze nur darauf beziehen, dass diese natürlichen und juristischen Personen, eigentlich eher wohl Persönlichkeiten, gar keine Steuer zahlen wollen, aber dennoch die Annehmlichkeiten und deren Infrastruktur nicht vermissen wollen. Für mich ist diese Art zu denken höchst bedenklich, weil es auch im Endeffekt gerade für diese Gruppe ein Pyrrhussieg wäre, denn durch ihr grob schlechtes Verhalten bringen sie die Gesellschaft in eine enorme Spannung und Schieflage, so dass sie womöglich in höhere Zäune und Mauen zu investieren haben, in besondere in Elite-Schulen ihrer Kinder schicken müssten oder es zusätzlich bewachen lassen müssten und der vieler gleichen zusätzlichen und vor allem völlig unnützen Ausgaben, diese später bezahlen müssten, trotz der Möglichkeiten des steuerlichen Abzugs. Nun müssen sich diese Personen sich wirklich fragen, ob dies wirklich erstrebenswert ist.

     

    Solidarität war auch einmal die Losung der polnischen Gewerkschaft, die nicht umsonst sich so bezeichnet hatte. Solidarität ist auch Brüderlichkeit. In einer ruhelosen Zeit, wo das eigene ich und die eigene absolute Selbstverwirklichung als Mittelpunkt des eigenen Seins und der Lebenswirklichkeit nur noch zählt, ist die Solidarität, oder anders ausgedrückt die Brüderlichkeit und die gegenseitige Rücksichtnahme, wie auch einer gewissen Gerechtigkeit weitaus schwerer durchzusetzen.

     

    Aber ist der höchste Genuss nicht dann, wenn auch die anderen Zufrieden sind, der (gesellschaftliche) Frieden und die Gerechtigkeit in der Gesellschaft selbst gewahrt und erhalten wird. Wir haben ganz einfach das freiwillige Teilen verlernt. Und solange immer weniger Menschen bereit sind etwas mit anderen zu teilen, solange wird der Unmut in der Gesellschaft steigen. Die atemberaubenden Gewinne einzelner und die enormen Verdiense von Führungskräften fördern nur noch mehr die Spaltung und Zerwürfnis, bis es eben nicht mehr zu bändigen ist.

     

    Ein erster Schritt dazu wäre überhaupt auch das Aufheben einer Beitragsbemessungsgrenze auf Löhne und Gehälter für soziale Pflichtbeiträge, und damit einhergehend der Senkung dieser Beiträge, weil eben nun auch dieser Kreis dann ein mehr an Geldbeträgen einbringen kann.

     

    Wenn selbst EU-Beamte ein Streikrecht haben, dann muss dieses Streikrecht auch in das deutsche Grundgesetz, wo dann dies auch deutsche Beamte haben müssten, dies wird sogar durch den so genannten "Solange-II-Beschluss" des Bundeverfassungsgerichts gestützt. Auch Deutschland sollte, in Bezug auf den Ausgleich gleicher Lebensbedingungen im Binnenmarkt in der EU, auch ein Generalstreik-Recht erhalten! Letztlich müssten auch Beamte Steuern und soziale Abgaben zahlen müssen. Die Alimentierung durch den Staat muss ein Ende haben, was nur ein völlig unnötiges Relikt eines früheren Obrigkeitsstaates ist.

     

    Es gäbe noch vieles an Vorschlägen, aber das wären mal die Anfänge. Wobei die Einführung einer Luxussteuer auch gerecht wäre, denn trifft es eben den der sich nicht mehr so leicht herum winden kann. Denn das mehr an Bezahlung juckt ihn dann auch nicht mehr, wenn er ohnehin bereit war ein Mehr für eine Dienstleistung, Sache oder Gegenstand zu zahlen. Wer lieber in einem Luxushotelabsteigen will muss ohnehin heute mehr bereitwillig dafür zahlen, was zählen da schon 20 Prozent mehr an Zuschlag zum Frieden in der Gesellschaft, die doch funktionieren soll! Wer gesehen hat, was Geld für reiche nicht bedeutet, der weiß, wovon ich spreche. Wer sich z.B. einen Porsche für 150.000,00 EURO kauft, dem werden die 30.000,- EURO an Luxussteuer auch nicht so sehr jucken, vielleicht törnt ihn das sogar noch mehr an, weil er so meint er es besitzen könnte, was ja so nicht stimmen kann. So gesehen wird es sogar womöglich einen größeren Kaufrauch bei denen da oben erzeugen.

  • KH
    Karin Haertel

    Schmuck, Yachten und dergleichen hat man, weil man- so sollte es jedenfalls sein - dafuer hart gearbeitet hat. Und da dann das Geld bereits versteuert ist, man beim Kauf auch Steuern - naemlich Mehrwertsteuer - gezahlt hat, ist dieser Plan irrwitzig.

  • K
    Kommentator

    "Seit 10 bis 15 Jahren nähern wir uns aber eher dem Zustand von liberalen Wohlfahrtsstaaten wie Großbritannien. Wohlgemerkt: Das liegt nicht nur an der Politik, sondern auch an gesellschaftlichen Veränderungen. Beispielsweise leben mehr Menschen alleine ohne Familie. Werden sie arbeitslos, fängt sie niemand auf. Auch das verschärft die Spaltung."

     

    Eigentlich nix neues. Wird in den Sozialwissenschaften seit geraumer Zeit als Fakt angesehen, dass die Einkommens- und Vermögensverteilung immer ungleicher wird.

    Mal von prekärer Beschäftigung und statistischen Tricks bei der Arbeitslosenquote abgesehen.

     

    Aber, dass es nicht nur an der Politik liegt, ist quatsch, da sie die Pflicht zum Ausgleich hat

    ("Eigentum verpflichtet", "soziale Marktwirtschaft") - unabhängig von den anderen Ursachen.

     

    SPD/Grüne, CDU/SPD und CDU/FDP kamen ihrer Pflicht allesamt nicht nach. Im Gegenteil sie haben alle die Lobby der Reicheren und Reichen bedient.

     

    Aber ist ja auch egal. Interessiert den Durchschnittsdummdeutschen eh nicht, solange er an Sylvester saufen und böllern darf und der 3er BMW noch unterhalten werden kann.

     

    In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch dem interessen- und machtlosen "Souverän".

  • T
    Thomas

    Also der Vorschlag eine andere Erbschaftssteuer einzuführen ist von vorgestern. Die Abschaffung derselbigen ist der richtige Weg.

    Richtige Zuschüsse zum Ansparen von Geld, wie beim Bausparen in den 50iger Jahren.

     

    Umverteilung funktioniert nicht, da ein Erbe sicherlich nicht das Elternhaus oder den Schreinereibetrieb nochmals besteuert haben möchte. Dies wird zurecht als ungerecht empfunden. Die Auswanderung von Schaffern ist nicht umsonst der heutige Trend. Ich möchte auch gehen und zwei meiner Bekannten planen dies bereits.

     

    Weniger Technokraten und Privilegien sind der richtige Weg.

     

    Das Beamtentum beteiligt sich ungeachtet von Beitragsbemessungsgrenzen überhaupt nicht an der Solidarität bei Krankheit und Pflege. Hierzu wird sich einfach nicht geäußert. Nur wenn der Beamtenstand gänzlich in die Gesellschaft integriert wird und zwar sofort und nicht in 100 Jahren, dann kann man anfangen über andere Maßnahmen nachdenken.

  • U
    Ungleicher

    Menschen sind nun einmal ungleich - und das ist gut so.

     

    Sie sind es in viel wesentlicheren Dingen, als beim schnöden Geld, z.B:

     

    Gesundheit

    Alter/Lebensdauer

    Familie/Freunde

    Intelligenz/Bildung

    Schönheit

    Sex

    Kommunikationsfähigkeit

    u.v.m.

     

    Gleichheit hat vor dem Gesetz zu bestehen und bei den Bildungschancen. Nicht jedoch bei Einkommen oder gar Vermögen, was natürlich nicht gegen eine gewisse soziale Abfederung spricht.

  • U
    UweRietmöller

    So, so, hier sprechen also Verteilungsforscher. Sehr wichtig, diese Leute.

    Die haben alle Bullshit-Phrasen drauf, so mit Chancengerechtigkeit, Ungerechtigkeit, Chancengleichheit, Gerechtigkeitsfrage, bla bla bla.

     

    Dann haben wir auch Rechtsextremismusexperten, Frauenforscherinnen, Gleichstellungsexperten ...

    Alle seeehr wichtig.

    Zumindest die Versorgungspöstchen sind für diese Leute wichtig. Man stelle sich vor Frick und Grabka müssten ihren Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit verdienen.

    Nein, war ein Scherz. Denn das diese KoryphäInnen zu ehrlicher Arbeit fähig wären ist schlicht nicht vorstellbar.

     

    „Woher soll das Geld kommen?“ fragt die taz. Nun, also, ... ach nein, wir wollen ja Frick und Grabka ihre Pöstchen nicht nehmen.

  • P
    pat

    Ein sehr richtiger Artikel!

     

    Eine stärkere Besteuerung des immensen privaten Reichtums in Deutschland ist in der Tat mehr als überfällig, insbesondere wenn dieser leistungslos erworben wurde, z.B. durch Erbschaft. Jedoch muss auch die Art und Weise der Einkommensgenerierung gerechter werden. Es kann nicht sein, dass man als Manager das 100fache oder sogar noch mehr des Gehaltes des einfachen Arbeiters erhält oder schlicht durch Anlegen(lassen) des eigenen Kapitals sehr viel besser verdient, als jemand, der für seinen Lebensunterhalt selbst arbeiten muss.

  • P
    Peter

    genau richtig, sage ich auch schon die ganze Zeit!

    Auch der Flugbenzin gehört besteuert.

    Dies wäre gut für unser Klima und die regionale Vermarktung.