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Verteidiger wollen Amnestie für Tisch

Berlin (dpa) — Die Anwälte des früheren DDR-Gewerkschaftsbosses Harry Tisch setzen sich für eine Amnestie ihres Mandanten ein. Wie sein Verteidiger Hubert Dreyling am Dienstag am Rande der nur wenige Minuten dauernden, zwölften Verhandlung im Tisch-Prozeß vor dem Berliner Landgericht erklärte, sei das hiesige „Untreue-Recht“ seiner Auffassung nach mit dem DDR- Recht nicht vereinbar. In diesem Zusammenhang kündigte Dreyling auch einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens an.

Dem 64jährigen Tisch wird vorgeworfen, rund 100 Millionen Mark aus der Kasse der DDR-Gewerkschaft veruntreut und an die von der SED gelenkte DDR-Jugendorganisation FDJ weitergeleitet zu haben. Weiterhin wird Tisch angelastet, kostspielige Urlaubsreisen an die Ostsee für sich, seine Familie und den ehemaligen DDR-Wirtschaftslenker Günter Mittag mit Mitteln der Gewerkschaft finanziert zu haben.

Am nächsten Gerichtstermin, dem 15. April, werden möglicherweise zwei medizinische Sachverständige angehört. Ein Neurologe und eine Fachärztin für innere Medizin sollen Tisch in den nächsten Tagen auf seine Verhandlungsfähigkeit hin untersuchen. Nach Angaben von Tischs Verteidigung würde der ehemalige Gewerkschaftsboß „selbst gern den ganzen Tag verhandeln“, um das Verfahren schneller hinter sich zu bringen.

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