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Versuch der Rückkehr zum ganz normalen Fußball

Syrien, Katar und Irak bestreiten beim Turnier in Basra mehr als nur Freundschaftsspiele

Von Tom Mustroph

Erstmals seit Jahren fand am Mittwoch im Irak wieder ein Länderspiel statt 2:3 trennten sich Irak und Katar. Bei dem Drei-Nationen-Turnier in Basra, an dem neben Irak und Katar noch Syrien teilnimmt und das das Ende des Fifa-Banns gegen den Irak bedeutet, werden drei Länder in weltpolitisch einzigartiger Situation fußballerisch zusammen geführt.

Gastgeber Irak befindet sich im schlimmen Nachkriegszustand, Syrien mittendrin in einem der gegenwärtig blutigsten Kriege mit hoher internationaler Beteiligung. Und Katar ist derzeit international isoliert; im Lande gibt es einige, die die Kampagne der Nachbarn Saudi-Arabien und Bahrein sowie Ägyptens und der Vereinigten Arabischen Emirate für die Vorbereitung einer Invasion mit dem Ziel, sich der Erdgasquellen Katars zu bemächtigen, halten.

Doch auch sportlich ist die Auseinandersetzung reizvoll. Denn der Gastgeber der WM 2022, Katar, der in der WM-Qualifikation für Russland 2018 schmählich scheiterte, traf dabei erneut auf das Team aus Syrien. Die Truppe aus dem vom Krieg verwüsteten Syrien hatte sich in der Qualifikation trotz allerlei misslicher Umstände vor Katar platziert und war eine Runde weiter gekommen. Das Spiel in Basra ging am Samstag 2:2 aus. Syrien profitierte dabei von zwei Abwehrfehlern der feldüberlegenen katarischen Auswahl.

Bemerkenswert ist, dass die prominentesten Rückkehrer, Spielmacher Firas Al-Khatib und Torjäger Omar Al-Soma, auch bei diesem Turnier das Nationaldress der Auswahl des Regimes in Damaskus trugen; Al-Soma steuerte auch einen Treffer bei. Beide hatten nach 2011 Sympathien für die Opposition gegen Präsident Assad geäußert. Sie spielten auch im Ausland und hatten dem offiziellen Nationalteam den Rücken gekehrt.

Als die Rumpftruppe in der WM-Qualifikation aber immer größere Erfolge erzielte und gar die Teilnahme an der Endrunde in Russland in den Bereich des Möglichen rückte, gaben sie dem Werben aus Damaskus nach. Das löste Kontroversen unter syrischen Fußballanhängern aus. Für die einen waren sie Verräter, für die anderen nur wieder auf den rechten Pfad eingebogen. Syrische Fußballer in der Diaspora, die selbst keinerlei Sympathie für Assad verspürten, konnten zumindest bei Al-Soma die Motivation nachvollziehen. „Weißt du, er hat an seine Rückkehr die Bedingung geknüpft, dass ein Freund von ihm aus dem Gefängnis entlassen würde. Wenn ich mit Fußball Spielen Kumpels aus dem Knast holen könnte, würde ich das Gleiche tun“, sagte ein früherer Juniorenauswahlspieler Syriens ganz offen zur taz. Neuer Trainer des Kumpel-aus-dem-Knast-Holers Al-Soma ist übrigens Ex-DDR-Nationalcoach Bernd Stange. Der hatte schon in den letzten Herrschaftsmomenten Saddam Husseins das Nationaltraineramt im Irak übernommen. Jetzt wiederholt sich die Geschichte mit Assad und Syrien.

Das Debüt mit dem Unentschieden gegen Katar war zumindest sportlich nicht unerfreulich für Stange. Mit einem Sieg am Mittwoch gegen Gastgeber Irak könnte sogar die erste Trophäe, nämlich der Sieg bei diesem Drei-Nationen-Turnier, kommen. Der Empfang in Damaskus könnte es dann sogar in die globalen Nachrichtensendungen schaffen. Für Katar zumindest wäre ein neuerlicher Triumph Syriens eine arge Schlappe. Geld kauft nicht immer Siege. Basra könnte Synonym zum Gegentrend im globalen Fußball werden.

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