Verschwundenes Flugzeug in Südostasien: Noch immer keine Spur
Auch am dritten Tag der Suche gibt es keine Spur von dem malaysischen Passagierjet. Die Behörden gehen jedem Verdacht nach: Unglück, Anschlag oder Entführung.
KUALA LUMPUR dpa | Die Suchmannschaften haben auch am Montag noch keine Teile der verschollenen Passagiermaschine in Südostasien finden können. Die Suche nach einem Objekt, das am Vortag aus der Luft wie eine Flugzeugtür ausgesehen haben soll, sei erfolglos geblieben, sagte der Direktor der malaysischen Luftverkehrsbehörde, Azharuddin Abdul Rahman, am Montag in Kuala Lumpur. „Wir haben nichts finden können, das so aussieht, als wenn es ein Teil des Flugzeugs wäre.“
Die Ermittlungen gingen „in alle Richtungen“, sagte der Direktor auf Fragen nach einem möglichen terroristischen Hintergrund oder einer Flugzeugentführung. Wenn ein Flugzeug auf diese Weise verschwinde, gebe es viele Spekulationen von Experten. „Wir rätseln genauso“, sagte Rahman. „Um zu bestätigen, was wirklich passiert ist, brauchen wir klare und konkrete Beweise oder Teile des Flugzeugs.“
Er versicherte, dass kein unbegleitetes Gepäck an Bord gewesen sei. Fünf Passagiere hätten den Flug nicht erreicht, doch sei ihr Gepäck wieder ausgeladen worden. Zwei Stunden nach dem Start in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur am Samstag nach Peking war der Radarkontakt zu der Boeing 777-200 abgebrochen. An Bord waren 239 Menschen, darunter 154 Chinesen.
Dutzende Flugzeuge und Schiffe haben bei Tagesanbruch am Montag die Suche nach dem Flugzeug zwischen den Küsten Malaysias und Vietnams fortgesetzt. Die Suche sei nicht zeitlich befristet, betonte der Luftverkehrsdirektor. Von den Ölspuren, die entdeckt worden seien, seien Proben genommen und ins Labor gebracht worden. Ergebnisse der Untersuchungen stünden noch aus.
Hunderte Quadratkilometer Suchgebiet
Das Suchgebiet zwischen den Küsten Malaysias und Vietnams ist Hunderte Quadratkilometer groß. Von der Position des Flugzeugs beim letzten Radarkontakt ausgehend haben die Experten unter Berechnung von Wind und Strömung ein riesiges Gebiet abgesteckt. Aufzeichnungen des militärischen Radars, die nahelegen, dass die Maschine vor dem Verschwinden womöglich umkehrte, machen die Suche noch komplizierter.
Die Ermittlungen konzentrieren sich auf zwei Männer, die mit gestohlenen europäischen Pässen eingecheckt hatten. Beide sind von Überwachungskameras gefilmt worden. Nach Angaben des malaysischen Innenministers Datuk Seri Zahid Hamidi hatten sie „asiatische Gesichtszüge“, wie die Nachrichtenagentur Bernama berichtete. Er zeigte sich verwundert, dass den Passbeamten nichts verdächtig vorgekommen sei, da beide europäische Namen hatten. Ihre Pässe waren nicht über die Polizeiorganisation Interpol überprüft worden.
Sie hatten die Tickets gemeinsam in Thailand bei China Southern Airlines gekauft, die den Flug gemeinsam mit Malaysia Airlines betrieben hatte. Beide wollten nach den Ermittlungen über Peking nach Amsterdam fliegen, um dort nach Frankfurt beziehungsweise Kopenhagen umzusteigen. Nach Angaben von Interpol waren der italienische und der österreichische Pass in ihrer Datenbank als gestohlen gemeldet. Beide Pässe waren den Besitzern 2012 und 2013 in Thailand geklaut worden. Geheimdienste prüfen, ob die Männer auf Terrorlisten zu finden sind.
Scharfe Kritik an unzureichenden Passkontrollen äußerte Interpolchef Ronald Noble. Seit Jahren fordere seine Behörde schon, dass Länder angemessene Sicherheitskontrollen an ihren Grenzen und Flughäfen einführten. „Jetzt ist der Fall eingetreten, wo die Welt darüber spekuliert, ob die Besitzer der gestohlenen Pässe Terroristen waren.“ Nur eine Hand voll Länder passe auf, dass Personen mit gestohlenen Pässen nicht an Bord internationaler Flüge gelangten, beklagte Noble.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin