Vermieter holt Gekündigte zurück: Roma-Familie bekommt Wohnung
Eine der obdachlosen Roma-Familien aus dem Görlitzer Park zieht nach Mariendorf. Vermietet wird die Wohnung vom Verein Humanitas. Dieser hatte der achtköpfigen Familie Ende Juli gekündigt.
Eine der Roma-Familien, die seit Anfang August unter dem Dach des Kreuzberger Cafés Edelweiss im Görlitzer Park leben, ist am Mittwoch in eine Wohnung in Mariendorf gezogen. "Die Wohnung ist mit 90 Quadratmetern ideal für die achtköpfige Familie", erklärte Lutz Thinius, Vorsitzender des Vereins Humanitas-Hilfe und Vermieter. Thinius persönlich hatte die Familie im Görlitzer Park abgeholt. Zuvor hatte er in der Kritik gestanden, Wohnungen überteuert an Roma zu vermieten.
"Der Mietvertrag ist zunächst auf drei Monate befristet", so Thinius. Er verlängere sich automatisch, wenn es bei den acht Personen bleibe - dies sei Bedingung. Zuvor hatte die Familie zwei Jahre lang in der Genthiner Straße in Tiergarten gewohnt. Humanitas hatte der Familie Ende Juli wegen Überbelegung gekündigt. Laut Thinius hätten statt der acht Personen bis zu 30 Menschen in der Wohnung gelebt. Danach waren sie in den Görlitzer Park gezogen. Zeitweise war von 50 obdachlosen Roma die Rede. Andere Familien waren am Mittwoch aber nicht im Park anzutreffen. Der Verein Südost Europa Kultur, der in Kontakt mit den Roma steht, hatte zudem kritisiert, Thinius habe eine neue Wohnung in Spandau versprochen, das Angebot aber nicht gehalten.
Die Kosten der neuen Wohnung belaufen sich auf 850 Euro, "inklusive aller Nebenkosten", betonte Thinius am Mittwoch. Unklar blieb, wie die Familie die Miete bezahlen kann. Zahlungsprobleme habe er mit der Familie noch nie gehabt, so Thinius. Die Mutter versicherte, die Miete bezahlen zu können. Die Familie sei glücklich und dankbar.
Humanitas selbst habe die Wohnung für 660 Euro gemietet, erklärte Thinius. Dazu kämen Heiz- und Stromkosten. "Insgesamt bleiben hundert Euro für den Verein." Dieser trage aber auch das Risiko, sollte die Familie die Miete doch nicht mehr zahlen können, rechtfertigte Thinius den Mietpreis.
Vor zwei Monaten hatte stern.de berichtet, Humanitas miete Wohnungen an, die wegen ihres Zustands unvermietbar seien, und vermiete sie überteuert an Roma-Familien weiter. Der Sozialstadtrat von Mitte, Stephan von Dassel (Grüne), hatte den Vertrag in der Genthiner Straße gegenüber der taz als "moralisch höchst fragwürdig" bezeichnet.
Thinius seinerseits kritisierte Bezirke und Senat: "Bei mir hat sich auf mein Angebot niemand gemeldet." Von Dassel hatte vor zwei Wochen angekündigt, nach Wohnungen für die Roma suchen zu wollen, bisher erfolglos. Am Mittwoch war er für die taz nicht zu erreichen.
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