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Verlogene Scheindebatte

■ betr.: „Faschisten schlagen oder was?“, taz vom 27.2. 97

[...] Berths Kommentar spiegelt nicht nur die Differenzen im Widerstand gegen Rechts, sondern auch die Verlogenheit der Scheindebatte wider, zu der er selbst einen Beitrag leistet. [...] Er hält offensichtlich nicht Neonazis, sondern die allgemein berüchtigten Juso-Autonomen für das Problem. Wenn die NPD also „brav“ auf die Vorschläge der Behörden eingeht und zudem noch den „historisch unverfänglichsten“ Ort der ganzen Altstadt wählt, dann ist Protest mit „ausreichender Distanz“ zum Geschehen durchaus richtig. Warum überhaupt noch gegen Neonazis protestieren, wenn die doch so kooperativ und unverfänglich hetzen?

Berth vergißt, daß Zivilcourage nur dann zum Signal werden kann, wenn sie sich nicht in Lippenbekenntnissen übt, sondern direkt in das Geschehen eingreift – trotz aller Probleme, die sich daraus ergeben. Ich teile seine Kritik am rituellen Antifaschismus, aber die scheinheiligen Angriffe gegen Linke, die sich unter hohen persönlichen Risiken Neonazis und der sie flankierenden Braunzone entgegenstellen, nützen im Endeffekt nur der NPD. Die Lichterketten-Gutmenschen sonnen sich derweil in ihrer Distanz zum autonomen Juso-Pöbel und lassen die Polizei die Meinungsfreiheit schützen. Stefan Hintsches, Berlin

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