Verleger Konstantin Neven DuMont: Eine kölsche Tragikomödie

Der Verlagserbe des Hauses M. DuMont Schauberg will angeblich das Handtuch werfen. Er selbst dementiert. Und zu einer bizarren Blog-Kommentaraffäre schweigt er.

Aufgegeben? Vorstandsmitglied Konstantin Neven DuMont. Bild: dpa

Es gibt Geschichten, die sind zu schön, um wahr zu sein. Da gerät ein für seine unkonventionellen - manche sagen: bizarren - Einlassungen bekannter Verlagsvorstand in Verdacht, gleich unter Dutzenden von Pseudonymen auf einem bekannten Medienblog mit Gott, der Welt und sich selbst zu kommunizieren. Will es dann nicht gewesen sein. Und wirf am Schluss doch das Handtuch.

Oder wird er geworfen? Die Meldung, dass sich Konstantin Neven DuMont aus dem Vorstand der Mediengruppe M. DuMont Schauberg zurückziehen will, macht seit dem Wochenende via Spiegel die Runde. Er sei letztlich "doch mehr auf der kreativen Seite" zu Hause, nicht so sehr "Verwalter", wird der bisher für Unternehmensstrategie und Kommunikation zuständige Vorstand und Verlegersohn zitiert. Sich künftig beispielsweise nur noch im Aufsichtsrat zu tummeln sei doch auch reizvoll.

Das würde nicht wenigen im Verlagskonzern bestens in den Kram passen. Dort ist der 40-jährige Sohn von Verlagspatriarch Alfred Neven DuMont erklärtermaßen der "Junior", dem nicht wirklich zugetraut wird, das Unternehmen (u.a. Kölner Stadtanzeiger, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung) zu führen.

Doch für einfache Lösungen sind sie bei DuMont nicht immer bekannt. Prompt moniert Konstantin Neven DuMont im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, dass er seine Zukunftspläne in bisherigen Berichten völlig unzureichend wiedergegeben finde. Mit einer Klärung seiner künftigen Aufgaben im Verlag sei bald zu rechnen. Gegen Ende der Woche wolle er sich näher dazu äußern.

Ein kluger Kopf in Diensten von DuMont hat mal gesagt, man müsse alles vergessen, was mit Logik zu tun habe, damit käme man in Köln nicht so weit. In dieses Bild fügt sich das hinter dieser kölschen Tragikomödie stehende "Konstantingate" nahtlos ein. Die bizarre Auseinandersetzung über von Konstantin Neven DuMonts PC gepostete Kommentare auf Stefan Niggemeiers Medienblog wird sich wohl nie ganz klären lassen.

"Der Vorwurf, Konstantin Neven DuMont habe persönlich anonyme Kommentare gepostet, ist haltlos", gab DuMont-Vorstand Eberhard Klein zu Protokoll, der Verlagserbe selbst erklärt standhaft, zwei Personen, die Zugang zu seinem Computer gehabt hätten, seien für die fraglichen Kommentare unter Dutzenden von Pseudonymen verantwortlich. Namen nennt er nicht und wirft dafür im Internet-Mediendienst Meedia Niggemeier vor, er fände dessen "Methoden bedenklich".

Bedenklich findet man in Köln nun eher das Mäandern von DuMont junior - und legte ihn schon mal vorsichtshalber an die elektronische Kette: "Laut Vorstandsbeschluss darf ich mich über eine sehr skurrile Geschichte zur Zeit nicht äußern", postete Konstantin Neven DuMont am späten Freitagabend an seine Pinwand beim sozialen Netzwerk Facebook: "Dennoch werde ich diese Angelegenheit nicht auf mir sitzen lassen." Der Spiegel war da schon im Druck.

Die (Selbst-)Demontage von Konstantin Neven DuMont stellt den Konzern allerdings vor ein erhebliches Problem: Alfred Neven DuMont ist 84 und hat sich seit dem vergangenen Jahr mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Als er Anfang 2009 das Unternehmen neu ordnete und nach dem Kauf des Berliner Verlags in eine Holdingstruktur umwandelte, sollte damit auch ein Generationswechsel vollzogen werden: Nun sollten sein Sohn Konstantin und sein Neffe Christian DuMont Schütte (53) das Tagesgeschäft weitgehend übernehmen.

Er sei "stolz und froh", mit den beiden Vertretern der jüngeren Generation im Unternehmen ein "Spitzenteam" zu bilden, verkündete Alfred NevenDuMont damals im hauseigenen Stadtanzeiger: Es sei ein "wunderbares Gefühl", den Verlag "gut in die nächste Generation führen zu können", sagte der Senior und sprach "scherzhaft" von der "Dreieinigkeit".

Allein erweist sich diese Konstellation zumindest bezogen auf Konstantin Neven DuMont in einem recht kölschen Sinn derzeit eher als Dreigestirn. Und dem eingeheirateten Schütte-Clan mehr Macht zu geben wäre wohl das Letzte, was Alfred Neven DuMont wirklich wollte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.