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Verleger Axel Springer„Der mächtigste Deutsche seit Hitler“

Er dachte in Schwarz und Weiß und hatte ein gespaltenes Verhältnis zu seinen Blättern: Axel Springer. Kein deutscher Zeitungsverleger war so erfolgreich – und keiner so umstritten.

Der Erfinder der „Bild“-Zeitung – Axel Springer (1912-1985). Bild: dpa

Am 2. Mai wäre Axel Springer hundert Jahre alt geworden, und schon heute weisen vier große Fahnen, die das Verlagsgebäude in der Axel-Springer-Straße in Berlin-Kreuzberg schmücken, auf den nahenden Geburtstag.

Der erfolgreichste Verleger der Bundesrepublik starb 1985. Doch nach wie vor zählt er zu den umstrittensten Figuren der Nachkriegsgeschichte. Ein „leidenschaftlicher Journalist, mutiger Unternehmer und visionärer Freiheitskämpfer“ war er für die PR-Schreiber des eigenen Hauses. Und Rudolf Augstein schrieb 1966: „Kein einzelner Mann in Deutschland hat vor Hitler und seit Hitler so viel Macht kumuliert, Bismarck und die beiden Kaiser ausgenommen.“

Heute hat die 1945 von Springer gegründete Verlagsgruppe rund 12.800 Beschäftigte, ist in 34 Ländern tätig und erzielte 2011 einen Umsatz von knapp 3,2 Milliarden Euro. Die Auflage der Bild ist allerdings von rund 5 Millionen 1982 auf gut 2,7 Millionen gesunken – prozentual deutlich mehr als bei den meisten überregionalen deutschen Zeitungen.

Presse macht Politik

1946 erschien die Fernsehzeitschrift HörZu; es folgten die Illustrierte Constanze und das Hamburger Abendblatt. Im Juni 1952 kam die Bild. „Ich war mir seit Kriegsende darüber klar“, erläutert Springer einmal sein Erfolgsrezept, „dass der deutsche Leser eines auf keinen Fall wollte, nämlich nachdenken.“

Springer war ein cleverer Geschäftsmann und zugleich ein naiver, unpolitischer Mensch. Als er 1958 nach Moskau reiste, glaubte er tatsächlich, die Führer der Sowjetunion könnten seinem Plan folgen und die D-Mark und das westdeutsche Sozialsystems in der DDR einführen.

Später ließ Springer, der in Schwarz und Weiß dachte, seine Redakteure gegen die Studentenbewegung hetzen. Nachdem der Polizist Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschossen und ein B.Z.-Fotograf und Ex-NSDAP-Mitglied dem Todesschützen bei der Beseitigung von Munition aus der Wohnung geholfen hatte, denunzierte die Bild den Protest der Studenten: „Wir haben etwas gegen SA-Methoden.“

Die Konfrontation mit der Neuen Linken gipfelte 1972 in einem Bombenanschlag der RAF auf die Hamburger Verlagszentrale, bei dem 17 Mitarbeiter verletzt wurden. Später wurden Springers Ferienhäuser auf Sylt und in der Schweiz in Brand gesteckt.

Erfolg und Glück

Den wichtigsten Beitrag zur Kritik des Bild-Journalismus und zur Domestizierung des Blattes leistete Günter Wallraff, der sich 1977 die Hannoveraner Redaktion einschlich und die zynischen und unseriösen Arbeitsmethoden enthüllte. Springer klagte bis zum Bundesverfassungsgericht, mit geringem Erfolg.

Trotz seines enormen unternehmerischen Erfolges sollte man sich Axel Springer nicht als glücklichen Menschen vorstellen. Der Selbstmord seines ältesten Sohnes Axel, der sich als Fotograf unter dem Namen Sven Simon einen Namen gemacht hatte, brach ihm das Herz.

Und zu seinen Zeitungen hatte er ein gespaltenes Verhältnis. 1980 gestand er einem Autor der Zeit, dass er „wie ein Hund“ über vieles leide, was in seinen Zeitungen stünde. „Und wie oft leide ich, wenn ich morgens die Bild-Zeitung lese.“

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2 Kommentare

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  • UT
    und täglich grüßt

    Und täglich grüßt der Taz-Typo

     

    Special heute: "the uber-typo"

     

    "„wie ein Hund“ über vieles leide, was in seinen Zeitungen stünde. ..."

     

    Ihr bei der taz leidet "über" Sachen, ja?

  • Z
    Zilo

    Und ich dachte dies wäre ein objektiver und differenzierter Artikel über Axel Springer.

    Pustekuchen - gleiches schwarz-weiss denken wie das, was man Axel Springer im Artikel vorwirft.