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Verlängerung der Autobahn 100Protest auf der Überholspur

Seit Montag liegen die Pläne zum Ausbau der Autobahn A 100 in Neukölln und Treptow aus. Der Widerstand gegen das Projekt formiert sich - auch wenn die Autobahn schon beschlossene Sache ist.

100.000 Fahrzeuge werden die Verlängerung der A 100 nach Schätzung des Senates täglich befahren. Bild: 96dpi/Creative Commons BY 2.0 US

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Keiner wird sagen können, der Senat sei seiner Pflicht gegenüber der Bevölkerung nicht nachgekommen: Seit Montag liegen die Pläne zum Ausbau der A 100 gesetzmäßig aus. Wer von seinem Recht der Einsichtnahme Gebrauch machen will, muss allerdings einigen Aufwand betreiben. Die Pläne sind lediglich in den Rathäusern Neukölln und Treptow zu sehen, Letzteres ist alles andere als zentral gelegen. Und dass Einwendungen gegen den umstrittenen Straßenbau höchstens Schönheitskorrekturen bewirken, hat die zuständige Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) schon klargemacht: Gebaut wird auf jeden Fall.

Es scheint indes, als seien diese Umstände für die Gegner der A 100 eher eine anstachelnde Provokation denn ein Grund zu resignieren. Eine Bürgerinitiative, Umweltschützer und Grünen-Politiker forderten am Montag unisono dazu auf, Einwendungen gegen den Autobahnbau bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einzureichen. "Die Masse wird eine politische Wirkung entfalten", sagte Harald Moritz von der Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS). Unterstützung sollte noch am Abend von den Aktivisten der erfolgreichen Kampagne "Mediaspree versenken!" kommen. Die Initiativen wollen künftig kooperieren.

Die geplante, gut drei Kilometer lange Verlängerung der Stadtautobahn von der Grenzallee bis zum Treptower Park ist hoch umstritten. Der Senat hebt die Entlastung für Anwohner im Südosten der Stadt und geringere Umweltbelastungen hervor; die Gegner kritisieren das Projekt als Millionen verschlingendes Planungsrelikt aus den 60er-Jahren. "Die Maßnahme ist ein Affront gegen den Klimaschutz", schimpfte die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling. Der Bau werde fast eine halbe Milliarde Euro verschlingen und letztlich Dauerstaus produzieren. Hämmerling schreckte nicht vor drastischen Vergleichen zurück: Mit Verweis auf den Gebäudeeinsturz von Köln verurteilte sie die geplante Untertunnelung von Friedrichshainer Wohngebieten. Es sei unwahrscheinlich, dass so eine Maßnahme realisiert werde. Die Fraktion hat ein Planungsbüro beauftragt, die Unterlagen zu prüfen. Die Ergebnisse sollen vor Ende der Einwendungsfrist veröffentlicht werden.

Die Grünen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg kündigten eine Kampagne gegen den A-100-Ausbau an; im vergangenen Jahr haben sie eine Studie zu den lokalen Auswirkungen erstellen lassen. "Das Ergebnis ist schockierend, die Kieze würden von Verkehr überrollt", sagte Bezirksfraktionsvorsitzende Antje Kapek. Gerade Viertel wie der Rudolfkiez, in denen nur 20 Prozent der Haushalte ein eigenes Auto besäßen, würden vom Durchgangsverkehr getroffen.

Kapek forderte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf, die Pläne auch in Kreuzberg auszulegen. Die Reaktion aus der Verwaltung spricht dafür, wie mit der Meinung des Volks umgegangen wird: Kreuzberg sei ja nicht unmittelbar betroffen, sagte ein Sprecher. "Wenn man danach ginge, hängt die ganze Welt irgendwie zusammen."

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1 Kommentar

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  • T
    Tagedieb

    Dieser Autobahnbau ist doch das Gegenstück zur Planung der Westtangente. Ist das Teilstück zum Treptower Park erstmal gebaut, wird direkt der Weiterbau über die Spree zur Frankfurter Allee ins Visier genommen. Deshalb darf dieses Teilstück nicht gebaut werden. Ist das wirklich gewollt, auch im Ostteil der Innenstadt eine unüberwindbare Schneise zu bekommen, wie im Westteil der Stadt(in Charlottenburg und Schöneberg)?

     

    Seine vorgeblichen Vorteile werden die sich nachziehenden Nachteile wie ein höheres Verkehrsaufkommen in den Zufahrtsgebieten in Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln und Treptow nie und nimmer aufwiegen können. Daneben wird die zusätzliche Versiegelung von Flächen weiter zu einer Verschlechterung des Stadtklimas beitragen. Ganz abgesehen davon, dass schnellere Verkehre höhere Schadstoff- und Lärmemissionen nach sich ziehen, OPA hin oder her.

     

    Hier hat sich der Senat eine Trasse ausgesucht, die aufgrund ihrer Lage erstmal auf wenig Protest stoßen wird. Aber, wie wohl das von den Grünen in Auftrag gegebene Gutachten darlegt, zu spüren werden es andere Viertel/Anwohner bekommen. Auch kann man davon ausgehen, dass eine schnelle Anbindung an eine Autobahn Viertel wie SO36 oder rund um den Boxhagener Platz noch attraktiver machen, als sie eh schon sind. Mit den entsprechenden Folgen. Sprich, der Autobahnanschluss wird zur Aufwertung beitragen.

     

    Das Geld, auch wenn es überwiegend vom Bund kommt, ist im ÖPNV und Schienenverkehr besser aufgehoben. Vielleicht könnte man damit ja die Anbindung des neuen Flughafens an das Schienennetz beschleunigen? Oder auch die U9 über Rudow bis zum neune Flughafen verlängern? Oder man gibt es einfach nicht aus.

     

    Das Demokratieverständnis des derzeitigen Senates ist ebenfalls unter aller Sau. Fr. Junge-Reyer sollte wissen, dass eine Planung auch mal nicht umgesetzt wird, so es nicht gewollt ist. Das die Linke hier ganz still ist, ist daher verständlich.