Verkehrsverbund in NRW hat Bahn gefeuert: Politiker loben Kündigung
Reichlich Lob gab es für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der am Donnerstag die Deutsche Bahn AG gefeuert hat. Der Eklat könnte nun sogar den Börsengang der Bahn gefährden.
BOCHUM taz Im Streit mit der Bahn bekommt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Unterstützung von Fahrgästen und Politik. "Richtig und überfällig" sei die Kündigung jeder Geschäftsbeziehung mit der Deutschen Bahn (DB), so der Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Hartmut Buyken. Das Ende des Vertrages sei ein "mutiger und richtiger Schritt", erklärt der Verkehrspolitiker der Grünen im Düsseldorfer Landtag, Horst Becker. Auch Abgeordnete von CDU und SPD kritisieren die DB.
Der VRR, der größte Verbund der Republik, hatte seinen Verkehrsvertrag mit der DB am Donnerstag wegen fehlenden Sicherheitsservices in S-Bahnen fristlos gekündigt. Der Kündigung vorausgegangen war ein jahrelanger Streit: Gerade in der Metropole Rhein-Ruhr fahren die Nahverkehrszüge immer wieder mit massiven Verspätungen ein - oder fallen gleich ganz aus. Die Wagen sind überfüllt und schmutzig.
Schon seit März 2007 hatte der VRR deshalb seine Zahlungen an die Bahn um eine Million Euro monatlich gekürzt. Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass die DB vom Land Nordrhein-Westfalen mitfinanzierte Züge in Sachsen einsetzt, statt die Pünktlichkeit an Rhein und Ruhr zu verbessern. Die Bahn aber weist alle Vorwürfe als "absolut haltlos" zurück.
Mit dem gekündigten Vertrag verliert die DB jährlich 400 Millionen Euro Umsatz - der VRR als Besteller des Nahverkehrs an Rhein und Ruhr ist einer der größten Kunden des Staatskonzerns. Die Kündigung kann deshalb Auswirkungen auf den geplanten Börsengang der Bahn haben, sagt die Verkehrsexpertin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Heidi Tischmann. Mit kleineren Margen im Nahverkehr werde das Unternehmen "für Investoren unattraktiver". Die freuten sich bisher auf die sicheren Einnahmen aus dem Staatssäckel. Im Jahr 2007 hatte die DB ihren Gewinn allein in NRW von 65 auf 85 Millionen Euro gesteigert.
Denkbar sei auch, dass andere Verkehrsverbünde dem Beispiel des VRR folgen, meint ProBahn-Sprecher Buyken - auch in Berlin-Brandenburg und im Raum Stuttgart ist die Unzufriedenheit mit der DB groß.
ANDREAS WYPUTTA
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