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Verkehrsschneise wieder aktuell

■ Wird die Georg-Bitter-Trasse wieder aktuell? / Großes Abwarten angesagt

Am liebsten hätte die Ampel das Wort „Georg-Bitter-Trasse“ niemals mehr in den Mund genommen. Auch die AnwohnerInnen in Hemelingen wähnten sich vor dem Thema in Sicherheit. Doch seit vor dem Oberverwaltungsgericht die Klage einer Anwohnerin der Stader Straße, die stattdessen den Verkehr von der Erdbeerbrücke in Richtung Norden aufnehmen muß, verhandelt wurde, kommt die Georg-Bitter-Trasse wieder in die Diskussion. Richter Günter Pottschmidt vom OVG stellte wiederholt die fehlende Anbindung der Erdbeerbrücke fest.

Der Koalitionstreit scheint vorprogrammiert: Die Grünen sind – und waren schon immer – gegen den Ausbau der Georg-Bitter-Straße, die SPD sagt im Moment lieber gar nichts, und die FDP ist wiederum für die Trasse.

Bis 1988 war der Ausbau noch offizieller Planungsstand. „Irgendwann ist man jedoch zurückgegangen auf das Konzept, gleichzeitig die Stader Straße zurückzubauen und die Georg-Bitter-Trasse nicht zu bauen“, sagte Richter Pottschmidt am Dienstag kopfschüttelnd. Sowohl Klaus Hinte, Leiter des Straßenverkehrsamt, als auch die grüne Beirätin Sieglinde Rosenthal aus Hemelingen erinnern sich daran, daß der Bürgermeister höchstpersönlich die Pläne zum Ausbau der Georg-Bitter-Straße „in die Weser geworfen“ hat. Im Jahre 1989 setzte der Senat noch auf den Ausbau des ÖPNV. Statt einer Autoschneise durch den Peterswerder sollte die Straßenbahn auf ebendieser Strecke verkehren. Doch seitdem ist in Sachen Brückenanbindung gar nichts mehr passiert.

Den ÖPNV-Ausbau sehen die Grünen noch immer als einzige Alternative zu einer neuen Verkehrstrasse. „Die Alternative ist das Altbekannte: Wir müssen den Individualverkehr reduzieren“, so die Beirätin Sieglinde Rosenthal. Ansonsten könnte sie sich Park & Ride-Plätze in Habenhausen vorstellen. Eins ist klar: „Die Grünen haben sich gegen den Ausbau der Georg-Bitter-Straße ausgesprochen.“ In der SPD ist man noch nicht so weit: „Es gibt keine abgestimmte Meinung der SPD-Fraktion dazu“, sagt Reinhard Barsuhn, SPD. Doch seit längerer Zeit werde darüber diskutiert, auch über einen vollen Ausbau der Erdbeerbrücke. Eine Entscheidung müsse „in der nächsten Legislaturperiode“ fallen. Die FDP hingegen weiß schon, was sie will: die Georg-Bitter-Trasse. „Wir sind bestätigt worden durch das Verkehrsgutachten zum Innenstadtverkehr. Das besagt, daß man zur Entlastung auf die Georg-Bitter-Trasse zurückgreifen muß“, sagt Heinrich Welke, Fraktionsvorsitzender FDP.

Die Ausbaupläne sind in den Schubladen der Baubehörde allerdings mittlerweile veraltet. „Wenn man ernsthaft anfangen wollte, die Trasse zu bauen, dann müßte man nochmal ganz neu anfangen“, so Karin Röpke, Sprecherin des Bauressorts. Alles wieder von vorne: Gutachten, AnwohnerInnenversammlungen, Proteste... vivA

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