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Verkehrs-Aufklärung

■ Grüne Pläne zur "Verkehrswende in Berlin": Mehr Tram, S-Bahn und Fahrrad, weder Transrapid noch Großflughafen

„Laut Umfragen wollen zwei Drittel der Berliner eine andere Verkehrspolitik. Aufklärung in Verkehrsfragen braucht nicht die Bevölkerung, sondern die Politik“, meint Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Fraktion. Trotzdem haben die Grünen zur Wahl eine Broschüre zum Thema Verkehr herausgegeben: „Überholen, ohne einzuholen – Für eine Verkehrswende in Berlin“. Ihr Fazit: Die Weichen werden für eine autogerechte Stadt gestellt: Berlin verschläft die einmalige Chance, zu einer Muster-Metropole zu werden. Cramer dagegen will „durch Sparen gestalten“:

Der Fahrradverkehr soll gefördert werden: Mehr Fahrradstreifen auf der Fahrbahn, ein Netz von Velorouten, freie Fahrt für Räder in Tempo-30-Zonen, mehr Fahradparkplätze und keine Einschränkung für Drahtesel in der U-Bahn.

Vorrang für die Straßenbahn, keine weiteren U-Bahn-Strecken. Straßenbahnen sollen stärker mit U- und S-Bahnen vernetzt werden, die Tram soll an Kreuzungen Vorfahrt haben.

Ausbau der Busspuren: Nach BVG-Berechnungen spare jeder Kilometer Busspur durch effektiveren Einsatz von Bussen und Fahrern eine halbe Million Mark im Jahr.

S-Bahn: Alle stillgelegten Strecken sollen wieder betrieben werden. 5-Minuten-Takt zwischen 6 und 24 Uhr, nachts soll die S-Bahn alle 15 Minuten fahren. Das Projekt S 21 (S-Bahn Yorckstraße- Flughafen Tegel) soll endgültig gekippt werden, ebenso die S 5 Unter den Linden.

Güterverkehr: Neben den geplanten drei Güterverkehrszentren im Umland sollen die etwa 50 Ortsgüterbahnhöfe und die etwa 200 Gleisanschlüsse einzelner Unternehmen reaktiviert werden.

Statt des geplanten Zentralbahnhofs plädieren die Grünen nach wie vor für das „Ringkonzept“ mit mehreren dezentralen Bahnhöfen. Der Autotunnel unter dem Tiergarten soll nicht gebaut, die Autos über den Großen Stern geleitet werden. „Regierungsbahnhof“ soll der Bahnhof Friedrichstraße werden.

Auch den Transrapid lehnen die Grünen ab. Statt dieses „europafeindlichen“ Systems soll lieber eine ICE-Trasse nach Hamburg gebaut werden.

Ein Großflughafen ist nach grünen Vorstellungen ebenfalls unnötig: 60 Prozent der Flüge bedienten Kurzstrecken und sollten verlagert werden. Für den Rest reiche der jetzige Stand von Schönefeld aus. Tempelhof solle sofort, Tegel im Jahr 2000 geschlossen werden.

Auch den Ausbau der Havel wollen die Grünen stoppen. Das Projekt sei teuer und konkurriere mit der ökologischeren Variante der Bahnnutzung.

Cramer apellierte an die SPD- Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer, sich konkret zur Verkehrspolitik zu äußern. Vor allem ein Baubeginn am Tiergartentunnel kurz vor der Abgeordnetenhaus-Wahl schaffe Fakten, die mögliche rot- grüne Koalitionsverhandlungen „wie Garzweiler“ belasteten. Bernhard Pötter

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