Verkehr: BVG bremst Erdgasbusse aus

Die Verkehrsbetriebe kündigen Vertrag mit Subunternehmer, der gasbetriebene Busse einsetzt. Begründung: die Sicherung von Arbeitsplätzen im Stammunternehmen. Kritik von den Grünen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mustern einen Großteil ihrer Erdgasbusse aus. Sie kündigte deswegen ihren Vertrag mit dem Busunternehmen Haru in Spandau, das 9 der insgesamt 14 gasbetriebenen Busse im Auftrag der BVG einsetzt. Hintergrund ist eine Vereinbarung zwischen den Verkehrsbetrieben und der Gewerkschaft Ver.di aus dem Jahr 2005, wonach nur 8 Prozent der Fahrgastbeförderung an Subunternehmer vergeben werden dürfen. Derzeit liege dieser Anteil noch bei knapp 12 Prozent, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz am Montag. Durch die Kündigung sollen Kosten gesenkt und Arbeitsplätze bei der BVG gesichert werden, so Reetz. Erdgasbusse gelten als umweltfreundlich, weil bei ihnen der Feinstaubausstoß deutlich geringer ist als bei vielen Dieselbussen.

Haru reagierte sauer. "Wir werden die Busse verkaufen müssen", sagte Geschäftsführer Karsten Schulz. Seine voraussichtlichen Umsatzeinbußen durch die Kündigung der BVG beziffert er auf etwa 30 Prozent. Betriebsbedingte Entlassungen wollte er nicht ausschließen.

Auch die Grünen zeigten sich empört. "Für die BVG geht es nur ums Geld", schimpfte die verkehrspolitische Sprecherin Claudia Hämmerling. Für sie ist es nicht hinnehmbar, dass die BVG für mögliche Entlassungen bei Subunternehmern verantwortlich ist. Wieder träfe es Busfahrer, die sowieso schon weniger verdienten als die bei der BVG. Zudem wirft sie der BVG vor, durch die Kündigung verstärkt zur Umweltverschmutzung beizutragen, da ein Teil der Dieselbusse die Umweltstandards nicht ausreichend gewährleiste. Ein Teil der BVG-Busse erfülle nicht die seit Januar in Berlin geltenden Feinstaubrichtlinien. "Die dürfen gar nicht in die neue Umweltzone", so Hämmerling.

BVG-Sprecherin Reetz bestätigte, dass 95 der insgesamt 1.300 Busse nur noch mit einer Sondergenehmigung auf Berliner Straßen fahren. Sie werden fast ausschließlich in Randbezirken eingesetzt. Um sie zu ersetzen, hat die BVG bereits 100 neue Doppeldeckerbusse gekauft. Sie fahren zwar mit Diesel, seien aber mit der neuesten Rußfiltertechnik ausgestattet, so Reetz, und entsprächen den EU-Feinstaubrichtlinien. Diese Busse hielten jedem Vergleich mit Erdgasbussen stand, seien im Betrieb und der Anschaffung aber deutlich günstiger. In Zukunft will die BVG vor allem auf den Wasserstoffantrieb von Bussen setzen.

Jens Wiesecke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbandes Igeb, sieht in der Wahl zwischen Erdgasbussen und Dieselbussen eine "Entscheidung zwischen Pest und Cholera". Eine Untersuchung der Schweizer Stadt Bern habe gezeigt, dass Erdgasbusse 25 Prozent mehr Kohlendioxid als vergleichbare Dieselbusse ausstießen. Der Igeb setze daher auf eine Ausweitung der elektrisch betriebenen Straßenbahn. "Die produzieren weder Feinstaub noch CO2."

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