Verkehr I: Die mit dem Strom fahren
In keinem Bundesland ist der Anteil der klimafreundlichen Hybridwagen so hoch wie in Berlin. Die Zahlen sind zwar immer noch niedrig, doch die Nachfrage steigt. Um die Autos weiter zu fördern, will die CDU den Fahrern die Parkgebühren erlassen.
Berlin hält einen kleinen, aber feinen Rekord: Jeder tausendste Pkw, der hierzulande durch die Straßen kurvt, ist nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts ein Hybridauto. Das heißt, das Fahrzeug schaltet zwischen einem Benzin- und einem Elektromotor hin und her und stößt so im Schnitt deutlich weniger Kohlendioxid aus als ein ähnlich großer Benziner oder Diesel. 0,1 Prozent aller zugelassenen Berliner Autos sind Hybridwagen - in keinem anderen Bundesland gibt es einen höheren Anteil. Vielerorts machen die klimafreundlichen Fahrzeuge nur 0,04 Prozent des Bestands aus. Lediglich Hamburg und Bremen kommen auf 0,06 Prozent.
Zugegeben, die Zahlen sind auch in Berlin noch gering. Doch die Kurve zeigt nach oben: Im Jahr 2006 wurden 298 Autos mit Elektro- und Benzinantrieb neu angemeldet, 2007 waren es schon 485. In diesem Jahr sind bereits 243 weitere Hybridfahrzeuge zugelassen worden.
Das bekannteste Modell ist der Toyota Prius. Renate Künast (Grüne) hat lauthals für das Auto geworben, auch Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) düst damit durch die Gegend. "Die Nachfrage nach dem Prius hat sich in diesem Jahr verdoppelt", berichtet Eduard Witthohn, der Geschäftsführer mehrerer Toyota-Filialen in Berlin. Europaweit sei das Auto so begehrt, dass man inzwischen mit einer Lieferzeit von vier bis fünf Monaten rechnen müsse. Das wundert den Händler kaum. Schließlich habe das Modell mehrere Preise gewonnen.
Ganz billig ist der Ökospaß nicht: Für einen Toyota Prius muss man rund 25.000 Euro hinblättern. Gebrauchtwagen gibt es selten. Vor allem 40- bis 55-Jährige kauften den Hybridwagen, sagt Witthohn. "Das sind aber nicht nur Umweltbewusste, sondern auch ganz normale Leute."
Hält der Trend an, kann sich Berlin bald auf kalifornische Verhältnisse freuen. In den Straßen von San Francisco sind Hybridautos längst keine Seltenheit mehr. Der Prius gilt in bestimmten Kreisen als chic, Hollywood-Schauspieler fahren damit bei der Oscar-Verleihung vor. In manchen Teilen Kaliforniens war der Prius im ersten Halbjahr 2007 gar das bestverkaufte Auto. Aus gutem Grund: Fahrer von Hybridautos haben nicht nur ein gutes Gewissen, in Kalifornien genießen sie mancherorts zudem das Privileg, kostenfrei parken zu dürfen.
Grüne skeptisch
CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger, der sich gern als Schwarz-Grüner präsentiert, hält das für eine gute Idee. "Das wäre auch was für Berlin", sagte Pflüger am Dienstag. Auf diese Weise könnte das Land umweltfreundliche Autos fördern.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wies den Vorschlag umgehend zurück. "Bei der Parkraumbewirtschaftung geht es nicht nur um die Reinhaltung der Luft, sondern vor allem um die Lenkung des Verkehrs in der Innenstadt", sagte Sprecherin Manuela Damianakis. Bestimmte Gebiete sollten für Anwohner oder Händler freigehalten werden. Hybridwagen von den Kosten zu befreien, ziehe der Senat daher nicht in Erwägung.
Selbst die Grünen wollen von kostenlosen Parkplätzen für Prius und Co nichts wissen. "Das wäre ein Fehlanreiz. Hybridautos sind schließlich nicht per se umweltfreundlich", sagte der Sprecher für Klimaschutz, Michael Schäfer. Ein großer, schwerer Hybridwagen wie der Toyota Lexus könne mehr Kohlendioxid ausstoßen als ein normaler Benziner und sollte daher nicht bevorzugt werden. "Ich würde mir wünschen, dass die Leute das Auto ganz stehen lassen und stattdessen Bahn fahren."
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