Verkaufsverbot für Red Bull: Cola mit Koks
Zahlreiche Bundesländer verkünden, dass der Getränkehersteller Red Bull seine Cola fortan nicht mehr anbieten darf - es wurden Spuren von Kokain gefunden.
Red Bull hat ein Kokain-Problem: Die Lebensmittelaufsicht in Niedersachsen hat gestern das Getränk Red Bull Simply Cola aus dem Verkehr gezogen. Der Grund dafür: Chemiker wiesen in der Cola Spuren der Droge Kokain nach. Zuvor hatten deshalb auch schon Hessen und Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen für die Coladosen des österreichischen Getränkeherstellers ein Verkaufsverbot erteilt.
Red Bull ist bisher vor allem für seinen Energy Drink bekannt - Reklamespruch: "Red Bull verleiht Flügel". Seit Mitte letzten Jahres verkauft die Firma aus Fuschl am See in der Nähe Salzburgs "das Cola von Red Bull". Österreicher nutzen für Cola anders als die Deutschen den Artikel "das". Die 0,25-Liter-Dose kostet einen Euro. Das Cola sei "strong and natural", komme "ohne geheime Formel aus" und "ganz ohne Chemie", so wirbt Red Bull. Es sei "das einzige Cola, das sowohl die Original-Kolanuss als auch das Kokablatt verwendet".
Nur: Die Rezeptur sorgt nun für den Ärger mit den Behörden. Chemiker des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit haben das Getränk in einem "aufwendigen chemischen Verfahren" untersucht, so erklärte am Sonntag Wilhelm Deitermann, Sprecher des Verbraucherschutzministeriums in Nordrhein-Westfalen. Sie hätten dabei 0,4 Mikrogramm Kokain pro Liter Cola gefunden. Die Menge sei "absolut unerheblich" und gefährde auch nicht die Gesundheit, sagte Deitermann: "So viel Cola können sie gar nicht trinken, dass es etwas ausmacht." Doch der Stoff sei in Getränken verboten. Den Prüfern gelte Red Bull Cola nun nicht mehr als Lebensmittel, sondern als Betäubungsmittel. Und als solches brauche die Cola eine eigene Zulassung.
Das Institut alarmierte deshalb über das Bundesverbraucherschutzministerium die Bundesländer, die einzeln Verbote anordnen müssen. Die Lebensmittelaufsicht ist Sache der Länder.
So prüfen derzeit bundesweit die Behörden, wo die Red Bull Cola mit Kokainspuren verkauft wird. Isabel Kling, Sprecherin des zuständigen Ministeriums in Baden-Württemberg, sagte der taz: "Soweit wir bisher wissen, wurde zu uns das Getränk nicht geliefert." Sobald es andere Hinweise gebe, werde die Red-Bull-Cola "aber sofort aus dem Regal genommen". Wie viele Getränkedosen bereits aus dem Verkehr gezogen wurden, konnte am Wochenende niemand genau sagen.
Red Bull wehrt sich gegen das Verkaufsverbot. Die Kokablätter würden vor Gebrauch "dekokainiert" und seien sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der EU zugelassen, erklärte das Unternehmen. Die Cola sei "unbedenklich". Das werde derzeit auch mit dem Bundesverbraucherministerium besprochen. Dass die Rezeptur geändert werde, sei zurzeit noch kein Thema, so Red-Bull-Sprecherin Claudia Memminger zur taz: "Erst mal müssen die Fakten geklärt werden."
Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg, hat sich schon daran gemacht, die Fakten zu klären. Er ist Doping- und Drogenexperte und hat, wie er sagt, "aus akademischem Ehrgeiz" in den letzten Tagen auch die Red-Bull-Cola analysiert. Sörgel fand ebenfalls Kokain. Überrascht hat ihn der Fund nicht - "auch im entkoffeinierten Kaffee steckt oft noch Koffein". Er meint, dass man in vielen Lebensmitteln "manches findet, wenn man sie mit ähnlich hochempfindlichen Methoden untersucht wie jetzt Red Bull". Und ganz legal - das ärgert ihn besonders - stecke in Nahrungsergänzungsmitteln zum Beispiel Octopamin. Dieser Stoff regt die Verbrennung von Körperfetten an, steht aber auf der Liste der verbotenen Dopingstoffe. Sörgel resümiert: "Wir brauchen bei der Lebensmittelüberwachung mehr Konsequenz."
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