Verkauf der "Süddeutschen Zeitung": Wer wächst, muss sparen
Die Blätter der Südwestdeutschen Medienholding ahnen Konsequenzen des SZ-verlkaufes. Bei der "Stuttgarter Zeitung" fürchten Mitarbeiter um die Qualitätssicherung.
BERLIN taz Die Nachricht vom Kauf der Süddeutschen Zeitung sorgt bei den MitarbeiterInnen der Stuttgarter Zeitung für Sorge: "Das ist für uns richtig Scheiße", bringt es ein Redakteur auf den Punkt. In Stuttgart fürchtet man, den Preis dafür zahlen zu müssen, dass die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der die Stuttgarter SZ gehört, nun die Mehrheit an der Münchner SZ übernimmt.
Mit 150.000 Exemplaren ist die liberale Stuttgarter Zeitung zwar keines der ganz großen Blätter, hat aber überregionale Bedeutung - was natürlich Kosten verursacht. Die Angst vor Einsparungen ist groß. Langfristig, so ein Mitarbeiter, könnten Teile der überregionalen Berichterstattung nun aus München übernommen werden: Bis auf den Wirtschaftsteil, wo die Stuttgarter SZ etwas neoliberaler daherkommt als ihre neue große Schwester, die Münchner SZ, "verfolgen wir ja grob dieselbe publizistische Richtung".
Insider gehen davon aus, dass in einem ersten Schritt Verlagsbereiche wie Anzeigen und Vertrieb zusammengelegt werden, auch das Korrespondentennetz beider Blätter biete Ansätze für Kooperationen, heißt es. Zudem sorgt nicht nur der Kauf der Mehrheit an der Süddeutschen Zeitung in Stuttgart für Unruhe. Auch an der Spitze der SWMH, zu der ab Februar 2008 dann die Süddeutsche gehört, gibt es Veränderungen: Nach 18 Jahren wird Geschäftsführer Jürgen Dannenmann in den Ruhestand gedrängt. "In dieser Zeit", schrieb die Stuttgarter Zeitung am Samstag, "hat er das Unternehmen geprägt - als Verbreiter und Verteidiger von Qualität." Dannenmann sei "ein lesender Manager", der wie ein Verleger dachte: "Er war nie nur Geschäftsführer, der den Griffel spitzte, um die letzte Stelle hinter dem Komma auszurechnen."
Der neue starke Mann heißt Richard Rebmann, kommt vom Schwarzwälder Boten - der nun mit zur Holding gezählt werden darf - und gilt als kostenbewusst: "Der spart, wo er nur kann", sagt ein Redakteur. Rebmann, 49, wird nach SWMH-Angaben auch Geschäftsführer der neu gegründeten Zwischenholding Mediengruppe Süd GmbH, der dann 90 Prozent des Schwarzwälder Boten gehören. Die SWMH wird mit 82 Prozent an ihr beteiligt sein. Zu Deutschlands komplexestem Medienhaus gehören schon heute Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sowie ein diverse Regionalzeitungen von Rheinland-Pfalz bis an den Bodensee. Die SWMH selbst ist wiederum ein Konstrukt zweier regionaler Verlagskonzerne: Der Gruppe baden-württembergischer Verleger um Eberhardt Ebner (Südwestpresse Ulm) sowie der Medien-Union Ludwigshafen (Rheinpfalz). Rebmann, dessen Berufung umstritten war, gilt als Gefolgsmann der Gebrüder Schaub, denen die Medien-Union gehört - und denen die Stuttgarter Zeitung schon immer zu teuer war.
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