Kommentar: Verheerende Bilanz
■ Bremen hat den Anschluß verloren
Ein Jahr ist es nun her, daß in Bremen der Wahlkampf tobte. Was haben sie uns damals nicht alles versprochen, insbesondere die vom Regieren unbeleckte CDU. Einen Aufschwung sollte es geben, wie ihn die Stadt noch nicht erlebt hat, 600 Millionen Mark wollte der CDU-Spitzenkandidat Ulrich Nölle pro Jahr vom Bremer Schuldenberg tilgen. Und als dann alles ganz anders gekommen und die Große Koalition geboren war, da wurden die Erwartungen vom „vierfüßigen Harmonium“ Nölle und Scherf noch höher geschraubt. Die breite Mehrheit würde dem Lande endlich den Schub aus der Krise bringen. Man soll keine Wahlkampfversprechen glauben, aber muß man gleich das Gegenteil davon annehmen?
Die Bilanz ein Jahr danach: Die 600-Millionen-Tilgung ist zur „Minustilgung“ (deutsch: Schuldenmachen) mutiert, und selbst die Wohlmeinenden aus der Handelskammer müssen zugeben, daß die beschworene Aufbruchstimmung wirkungslos verpufft ist. Die Arbeitslosenzahlen, die gestern veröffentlicht worden sind, sprechen Bände: Das Land hatte unter der Ampel mit großen Mühen den Anschluß an den Bundestrend wieder geschafft, unter der Großen Koalition hat Bremen den Anschluß wieder verloren. Und das ganz ohne einen zusätzlichen Arbeitslosen vom Vulkan. Kann es eine verheerendere Bilanz nach einem Jahr Regierung geben? Kaum.
Jochen Grabler
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