: Vergnügte Verlierer
■ Bochum ist mit dem unverdienten 1:0 gegen den MSV Duisburg nicht zufrieden
Bochum(taz) – Kein Lachen, kein Strahlen, kein Jubel. Eher kleinlaut und mißmutig schlichen die Spieler des VfL Bochum aus der Umkleidekabine. Ja, gewonnen hatten sie mit 1:0 gegen den MSV Duisburg, aber so recht überzeugt von sich waren sie deshalb noch lange nicht. Mannschaftskapitän Dariusz Wosz, Bochums bester Feldspieler, klagte darüber, daß „es vorne im Spiel zuwenig Anspielpunkte gegeben hätte“. Peter Közle, der Schütze des einzigen Tores, befand den Sieg für „ziemlich glücklich“. Und Uwe Gospodarek knurrte noch deutlicher gar etwas von einem „unverdienten Sieg“ in die Mikrofone.
Dabei hätte sich der 23jährige Torwart eigentlich als Sieger des Tages feiern lassen können. Seine Parade eine Viertelstunde vor Schluß, als er einen Kopfball von Alexander Löbe aus drei Metern mit einer Reflexbewegung noch abwehrte, war schlichtweg sensationell. Doch beim VfL Bochum der Ära Toppmöller ist man mit Siegen nicht mehr zufrieden, wenn sie nur erkämpft oder erwurschtelt worden sind. Inzwischen darf es guter Fußball sein. Also orientiert sich die Mannschaft nach dem überzeugenden Start-Ziel-Sieg in der zweiten Liga insgeheim – laut darf es niemand sagen – an den guten Leistungen des letztjährigen Aufsteigers Hansa Rostock.
Während die Bochumer ihren Sieg gedämpft bilanzierten, zeigte sich Duisburgs Trainer Friedhelm Funkel trotz der Niederlage äußerst aufgeräumt: „Wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren, denn wir haben das ganze Spiel über gezeigt, daß wir siegen wollten.“ Für den MSV Duisburg bringt die ordentliche Leistung im Ruhrstadion vor allem die Erkenntnis, daß die Mannschaft wohl nicht das Kanonenfutter der Bundesliga ist, wie nach der trüben Aufstiegssaison vielfach vermutet wurde. So gingen die Duisburger ganz vergnügt zum Mannschaftsbus. Allerdings dämmerte es Mannschaftskapitän Oliver Westerbeek bereits: „Mensch, wir hätten hier nicht verlieren dürfen. Der Ärger darüber, der kommt wahrscheinlich erst in einigen Stunden.“ Christoph Biermann
MSV Duisburg: Gehrke - Westerbeek - Emmerling (72. Anders), Reiter - Puschmann, Zeyer, Steffen, Hirsch, Osthoff (67. Löbe) - Marin, Salou
Zuschauer: 28.142, Tor: 1:0 Közle (32.)
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