Vergewaltigungsvorwurf in Frankreich: Vorermittlungen gegen Depardieu
Der Schauspieler wurde von einer Kollegin angezeigt, weil er sie vergewaltigt haben soll. Über seinen Anwalt lässt er die Vorwürfe bestreiten.
Eine solche Untersuchung ist ein übliches Vorgehen nach einer Anzeige. Dabei gehen die Behörden nun den Anschuldigungen nach und ermitteln, ob sie Indizien für ein Fehlverhalten finden. Ein Ermittlungsverfahren gegen Depardieu wird erst dann eingeleitet, wenn den Behörden schwerwiegende oder übereinstimmende Indizien gegen den Verdächtigen vorliegen.
Depardieu bestreite jeglichen sexuellen Übergriff, jegliche Vergewaltigung, jegliches Vergehen, sagte sein Anwalt Hervé Temime dem französischen Fernsehsender BFMTV. „Eine Anschuldigung dieser Art ist das Gegenteil von dem, was er ist“. Depardieu sei von der Anschuldigung erschüttert und fassungslos. Diese tue ihm sehr weh, weil sie unbegründet sei.
Zudem bedauere er es, dass die Untersuchung öffentlich wurde, und rief zur Zurückhaltung in der Berichterstattung auf. Er werde jedes Mal Anzeige stellen, wenn Depardieu diffamiert werde. „Herr Depardieu wird natürlich an der Untersuchung mitwirken und auf die Fragen antworten, die ihm gestellt werden.“
Vor einigen Jahren hatte der Schauspieler aus Protest gegen die seiner Meinung nach reichenfeindliche Politik des damaligen französischen Präsidenten François Hollande die russische Staatsbürgerschaft angenommen. Mit Wladimir Putin verbindet ihn eine jahrelange Freundschaft.
Vorwürfe sexueller Übergriffe in der Filmbranche hatten in jüngster Zeit weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Anschuldigungen gegen den amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein hatten 2017 die MeToo-Debatte über Sexismus ausgelöst.
Seit dem Aufkommen der MeToo-Debatte sind in Frankfreich die Anzeigen wegen sexueller Übergriffe nach Angaben der Frauenrechtsorganisation Fondation des Femmes um 30 bis 40 Prozent gestiegen. Immer mehr Frauen würden sich nun trauen, zu sprechen und das Schweigen zu brechen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann