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: Vergeßt Rubenbauer!

Nahezu unter Ausschluß der Öffentlichkeit hat sich ein WM-Reporter in genüßlich zappenden Expertenkreisen Kultstatus verschafft. Es handelt sich um Herrn Wolfgang Ley, der für Eurosport im Einsatz ist.

Wer jemals Wolfgang Ley gelauscht hat, kann sich ihn gut als Gymnasiasten vorstellen, der auf dem Pausenhof die Arme auf die Hüfte stützt und die Vorzüge seines neuen Hi-Fi-Dual-Receivers mit automatischer Höhenregulierung beprahlt. Gelangweilt näselt Ley daher und zieht die Vokale lang, bis sie völlig ausgeleiert übers Satzende hinauslappen.

Auch bereitet es ihm keine Freude, sich verständlich zu artikulieren. Den Schiedsrichter nennt er „Chiedsrichtäheer“ und den Strafraum „Chtrafraaom“.

Preisfrage: Was meint Ley, wenn er „Chlackapptaouuich“ sagt?

Am pikantesten wird es allerdings, wenn Herr Ley das Spielgeschehen so närrisch mit seinen kleinen Späßchen aufzulockern versucht wie beim Viertelfinalspiel zwischen Brasilien und Holland.

Band ab: „Die Holländer chpielen so, wie sich die Igel vermehren – ganz vorsichtihig. (Pause). Paßt auch zu der Frisur von Koeman...“

„Vokale so lang, daß sie

völlig ausgeleiert übers

Satzende hinauslappen“

Über einen deplazierten Torschuß von Branco sagte Ley, das sei ja wohl „nur ein Brancöchen“ gewesen. Als Branco dann jedoch der Siegtreffer gelungen war, holte Ley unverdrossen zum beklopptesten Wortspiel der Saison aus und bemerkte wie angetrunken: „Einen Fernet auf diesen Branco!“

Deutschland ist ausgeschieden, Argentinien mußte vorzeitig unter die Dusche, Brasilien spielt nur noch sporadisch weltmeisterlich auf – für Stimmung unter den Eingeweihten sorgt jetzt alleine Wolfgang Ley, der Kultkommentator von Eurosport, dessen Einlassungen so quälend quakig und verschwiemelt sind, daß ihr Unterhaltungswert bisweilen ins Unermeßliche schnellt.

Vergeßt Gerd Rubenbauer! Und schaltet um zu Wolfgang Ley!

PS: Für die richtige Antwort auf die Preisfrage winkt ein Uwe-Bein-Klebebild. (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.) Gerhard Henschel

Der Autor ist Redakteur beim Satiremagazin „Titanic“.