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Verfrühtes Eigenlob

■ Solarenergie-Förderung: Statt konkreter Konzepte nur Allgemeinplätze

Die Ankündigung war bombastisch: „Hamburg wird Solar-Hauptstadt Deutschlands“ lobte die Umweltbehörde Mitte Oktober vollmundig ihre Aktivitäten. In einem Kooperationsvertrag mit den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) werde es gelingen, „eine detailliert beschriebene“ Konzeption eines HEW-Millionenprogramms zur Förderung der Sonnenenergie festzuklopfen. Das Eigenlob war fehl am Platz. In dem von der Umweltbehörde bereits abgesegneten Vertragswerk, daß der HEW jetzt zur Unterzeichnung vorliegt, finden sich nach taz-Informationen statt konkreter Konzepte fast nur Allgemeinplätze.

30 Millionen Mark für die Solarstromförderung, eine fast kostendeckende Vergütung von bis zu zwei Mark pro Kilowattstunde (heute 27 Pfennige) für alle Solarstromproduzenten, die ihre Sonnenenergie ins Netz einspeisen, 1000 neue Solarpaneele auf Hamburgs Dächern in den nächsten fünf Jahren – das alles, legte die Umweltbehörde in ihrer Jubelmeldung im vergangenen Monat nahe, werde das Vertragswerk festschreiben. Geblieben davon ist nur die allgemeine Zielvorgabe, die Solarenergie in Zukunft stärker zu fördern. „Konkrete Zahlen“, so ein Behörden-Mitarbeiter, „stehen in dem Papier nicht drin“.

Auch sollen die Solarstromproduzenten keine kostendeckende Einspeisevergütung nach Aachener Vorbild, wo im August das europaweit fortschrittlichste Förderprogramm für regenerative Energien beschlossen wurde, erhalten. Der Kooperationsvertrag zielt nur auf eine „kostenorientierte“ Vergütung ab. Im Klartext: Wer eine Solaranlage installiert und den Strom ins Netz einspeist, muß weiter kräftig dazubezahlen. Der in Aachen durchgesetzte Nulltarif, der den Einstieg in die Solarzellen-Massenproduktion einleiten soll, fällt in Hamburg so ins Wasser.

Schlimmer noch: Statt in der verbindlichen Vertragsvereinbarung festgelegt, soll die Konkretion des wabbelweichen Förderungsbekenntnisses nun in einem aus HEW- und Senatsvertretern zusammengesetzten „Kooperationsausschuß“ neu diskutiert werden. „So etwas“, weiß Anne Kreuzmann vom Aachener Solarenergie-Förderverein, „dauert Jahre“. Was dann noch von den schon als Fakt verkündeten Vorstellungen der Umweltbehörde übrigbleibt, steht in den Sternen. Marco Carini

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