Vereinbarkeit von Beruf und Familie: "Ideal ist, wenn beide Teilzeit arbeiten"
Väter sind ein Gewinn für Unternehmen, sagt Rainer Sonnenberger vom Verein "Väteraufbruch für Kinder". Aber viele Personalchefs sperren sich gegen Vätermonate und Teilzeit für Männer.
Herr Sonnenberger, heute findet der Unternehmenstag "Erfolgsfaktor Familie" des Bundesfamilienministeriums und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages statt. Die Veranstaltung wirbt für mehr familienbewusste Personalpolitik in den Unternehmen.
Rainer Sonnenberger: Dass es solche Unternehmenstage gibt, zeigt, wie wichtig das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist, und zwar für Mütter, für Väter und inzwischen auch für moderne Unternehmen.
Personalchefs stellen Mütter ungern ein, weil sie wegen kranker Kinder öfter ausfallen könnten. Väter hingegen werden gern genommen, weil sie abends zu Hause sind und nicht in der Kneipe rumsitzen.
Rainer Sonnenberger, 42, Strömungsmechaniker, ist Pressesprecher des Vereins "Väteraufbruch für Kinder".
Diese Rollenzuschreibung ist ungerecht. Unser Verein "Väteraufbruch für Kinder" will das ändern: Rollenbilder müssen angeglichen werden. Väter sollen und wollen an der Kinderbetreuung genauso wie Mütter teilhaben. Gleiches muss übrigens auf für die Pflege gelten. Auch hier gibt es ein Vereinbarkeitsproblem, dass für Männer genauso gelöst werden muss wie für Frauen.
Bisher nimmt nur etwa jeder vierte Vater die beiden Vätermonate.
Die Rahmenbedigungen für berufstätige Eltern müssen sich ändern. Das Ideal ist, wenn beide Eltern gleichzeitig die Kinder betreuen und Teilzeit arbeiten. Dann haben alle was davon: Mütter, Väter und vor allem die Kinder.
In einer Umfrage, die Sie unter PolitikerInnen aller Parteien durchgeführt haben und deren vollständige Ergebnisse Sie am Wochenende veröffentlichen, kam heraus, dass vor allem die Grünen und DIE LINKE das Teilzeitmodell gleichzeitig für beide Eltern präferieren. Während sich die CDU eher nicht dafür begeistern kann.
Die befragten PolitikerInnen der CDU sind gar nicht so sehr dagegen. Sie stimmen allen Modellen in gleichem Maße zu, also auch dem, dass der Vater Vollzeit arbeitet und die Mutter die Kinder betreut. Aber auch der Option, dass die Mutter voll arbeitet und der Vater zu Hause ist.
Der CDU ist alles egal?
Sagen wir mal so: Die CDU ist - genauso wie die FDP - bei staatlichen Maßnahmen sehr zurückhaltend.
Väter, die bei Ihren Chefs die zwei Vätermonate oder Teilzeit beantragen, werden immer noch scheel angeschaut.
Es gibt sogar Kurse: Wie sag ich es meinem Chef. Das halten wir für sehr problematisch. Es sollte selbstverständlich sein, dass Väter bei Ihren Kindern sind. Es hat sich herausgestellt, dass Väter ein Gewinn für Unternehmen sind.
Was brauchen Väter?
Eine Reform des Elterngeldes, die Eltern finanziell nicht mehr schlechter stellt, wenn sie gemeinsam ihre Kinder betreuen und Teilzeit arbeiten. Darüber hinaus brauchen sie Schutz im Berufsleben: Väter fehlen bislang im Antidiskriminierungsgesetz. Vor allem aber brauchen Mütter und Väter gemeinsame Beratungsangebote, damit sie individuelle Vereinbarkeitsstrategie entwickeln und zusammen mit ihren Arbeitgeber umsetzen können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett