Verden gegen Bremen? : „Es ist nichts Neues, dass wir gegebenenfalls klagen“
taz: In der IUB fand die feierliche Gründung der Metropolregion [MP] Bremen/Oldenburg statt. Wie war die Stimmung?
Peter Bohlmann, Landrat von Verden: Gut.
Unmittelbar zuvor gab es schrille Töne wegen der Ansiedlung eines Möbelmarktes auf dem Radio-Bremen-Gelände.
Es kann nicht im Sinn der Zusammenarbeit sein, dass von den Landesgrenzen aus ein zerstörerischer Verdrängungswettbewerb organisiert wird. Aber es ist eigentlich nichts Neues, dass wir gegebenenfalls klagen und bestens vorbereitet sind.
Wollten Sie mit diesem Timing die MP torpedieren?
Keinesfalls. Wir haben unseren Brief nicht veröffentlicht. Es ist nicht unser Stil, in einem noch offenen Verfahren an die Öffentlichkeit zu gehen.
Früher hat der Bischof von Verden aus Truppen nach Bremen geschickt. Mit was drohen Sie jetzt?
Wir drohen erst mal mit gar nichts. Vielmehr zeigt Ihr historisches Beispiel, dass wir als Nachbarn eine über tausendjährige gemeinsame Geschichte haben. Wenn wir uns zusammenreißen, können wir auch von der Zukunft viel erwarten.
Ganz konkret: Wie viele der geplanten 45.000 Quadratmeter Verkaufsfläche wären für Sie denn akzeptabel?
Unsere Akzeptanz hängt nicht nur von der Fläche ab. Entscheidend ist auch die Aufteilung in Kern- und innenstadtgefährdende Randsegmente.
Es gab schon die GLP (Gemeinsame Landesplanung], die RAK (Regionale Arbeitsgemeinschaft), die REG (Regionales Entwicklungskonzept), ganz zu schweigen vom Kommunalverbund. Warum bringt’s die MP?
Sie steht mit 21 beteiligten Institutionen und Verbänden auf wesentlich breiteren Beinen. So können wir im europäischen Konzert mitspielen.
Wobei die 2,4 Millionen Metropolregion-EinwohnerInnen immer noch wenige sind im Vergleich zur MP Hamburg mit 4,25 Millionen oder gar der angestrebten MP Moskau.
Unser Vorteil ist: Wir haben nicht nur ein Wachstumszentrum mit Gürtel sondern sind eine Region mit verschiedensten Potentialen.
Man kann die Metropolregionen auch als Zwischenstation zur Neugliederung der Länder interpretieren.
Nein. Möglich ist auch, dass funktionierende länderübergreifende Kooperationen dazu führen, dass Fusionen nicht mehr notwendig sind. Interview: HB