: Verdächtiger in Hamburg wieder frei
Insbesondere in Hamburg ermitteln die Fahnder. Ein FBI-Spezialist ist in der Hansestadt eingetroffen. Drei mutmaßliche Flugzeugentführer kamen von hier. Noch keine Erkenntnisse über eventuelle Verbindung zu Bin Laden.
BERLIN rtr/taz ■ Die Ermittlungen der Hamburger Polizei zu den Selbstmordattentätern von New York und Washington haben bisher nicht zu neuen Festnahmen geführt. Der in Hamburg in Gewahrsam genommene Mitarbeiter eines Flughafens wurde in der Nacht zu gestern wieder freigelassen. Er war verdächtigt worden, in Verbindung mit den drei mutmaßlichen arabischen Terroristen zu stehen, die in Hamburg studiert hatten und auf den Passagierlisten der gekaperten Flugzeuge standen.
Die deutschen Behörden waren von der US-Bundespolizei FBI auf die Hamburger Spur gebracht worden. Das FBI hat inzwischen 18 Tatverdächtige identifiziert, die als Selbstmordattentäter in den entführten Flugzeugen waren. Aufgrund dieser Liste durchsuchten Beamte des Bundeskriminalamtes mehrere Wohnungen in der Stadt.
Bisher ist bekannt, dass drei der Flugzeugentführer von New York und Washington zeitweise in Hamburg gelebt haben. Zwei von ihnen waren auf den Jet gebucht, der als Erster in das World Trade Center raste. Der Dritte war Passagier in dem Flugzeug, dass in Pennsylvania abstürzte.
Alle drei waren geraume Zeit vor dem Anschlag von Hamburg aus in die USA ausgereist. Die Namen von zwei der Selbstmordattentäter wurden mit Marwan al-Schehi und Mohammad Atta angegeben wurden. Die beiden Männer hatten zuvor in Hamburg studiert und dort jahrelang legal gelebt. Über eine Verbindung der drei mit Bin Laden hat die Bundesanwaltschaft noch keine Kenntnis. Das FBI entsandte einen Spezialisten in die Hansestadt.
Nach einem Bericht der Khaleej Times, die in den Golfstaaten erscheint, ist es keineswegs sicher, ob der Verdächtige, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Marwan al-Schehi registriert worden war, auch tatsächlich einer der Selbstmordattentäter ist. Al-Schehi hatte im Jahr 1999 seinen Pass bei den Behörden in den Emiraten als verloren gemeldet und sich neue Papiere besorgt. Er war jedoch seit Dezember 2000 nicht mehr in seiner Heimat gewesen.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes leben in Deutschland etwa 2.500 Extremisten arabischer Herkunft. Wie viele davon allerdings terroristische Aktionen befürworten, ist unklar.
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