: Verbrechen und andere Kleinigkeiten
Neue Erfolgsmeldung aus dem Bereich des illegalen Gelderwerbs. Ein Filmreifer Super-Coup wird aus Brasilien gemeldet: 18 frohgemute Diebe mit stählernen Nerven und einer Engelsgeduld haben in der Nacht zum letzten Sonntag eine Bank in Salvador de Bahia geknackt und dabei etwa zwei Milliarden Cruzeiros (etwa 330 Mio. DM) erbeutet. Die bewaffneten Männer betraten durch eine Hintertür die Bank. Sie gaben sich frech als Polizisten aus und überwältigten die vier Wächter. Mehr als zehn Stunden arbeiteten sie seelenruhig an dem Tresor, bevor sie endlich ans Eingemachte kamen. Während der ganzen Zeit mußte ein Wächter stündlich die Zentrale des Wachdien
stes anrufen und bestätigen, daß die Lage normal sei. Die höflichen Diebe behandelten die gefangenen Wächter gut und flüchteten schließlich mit drei Autos in den brasilianischen Sonnenaufgang.
Der 78jährige französische Milliardär Jean Pierre Peyraud ist ein Gauner von ganz anderem Kaliber. Vor einigen Wochen geriet er in die Schlagzeilen, nachdem er mit mehreren anderen Großfinanziers wegen Insidervergehen im Zusammenhang mit einem Börsenskandal um die größte französische Privatbank „Societe Generale“ unter Anklage gestellt wurde. Gegen 35 Millionen Francs Kaution (10,5 Mio. DM) wurde er auf freiem Fuß belassen. Das wollte er anscheinend gebührend feiern. Letzten Freitag gab der französische Dagobert Duck eine protzige Party in seiner Villa in Saint
Remy de Proven?e. Nicht alle Gäste waren eingeladen. Ein paar bewaffnete und vermummte Diebe ließen sich, vor den vor Schreck versteinerten Party-Gästen, den Safe des Bankiers öffnen und rafften Bargeld und Wertpapiere im Wert von mehreren
Millionen Francs zusammen. Um ihre Flucht zu decken, nahmen sie zwei der Schickis als Geiseln, die sie jedoch wenig später wieder freiließen. Von den ebenso erfolgreichen wie dreisten Tätern fehlt jede Spur.
Von ihren ausländischen Kollegen können unsere Langfinger noch eine Menge lernen. Letzten Montag benahmen sich zwei deutsche Diebe dümmer als die Polizei erlaubt. Zunächst ging alles nach Plan: Sie überfielen in Ost-Friesland einen Geldtransporter, zwangen den Fahrer auszusteigen, und flüchteten mit der rollenden Sparbüchse. Der Transporter wurde wenig später verlassen aufgefunden. Bei der Inspektion des Fahrzeugs fand sich auch der Geldkoffer. Die Möchtegern -Diebe hatten lediglich einen Koffer mit völlig wertlosen Papieren mitgehen lassen.
Karl Wegmann
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