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Verbot der BurkaBelgien zieht nach

Nach Frankreich soll nun auch in Belgien der Ganzkörperschleier verboten werden. Das Parlament stimmte mit einer großen Mehrheit für den Gesetzentwurf, jetzt fehlt nur noch der Senat.

In Belgien nicht erwünscht: Frauen in Burkas. Bild: dapd

BRÜSSEL dpa | Als zweites europäisches Land nach Frankreich will Belgien den Vollschleier Burka verbieten. Das Plenum des belgischen Parlaments nahm am Donnerstagabend nahezu einstimmig einen Gesetzentwurf an, der muslimischen Frauen das Tragen von Vollschleiern wie Burka und Nikab in der Öffentlichkeit verbieten soll. Das meldete die belgische Nachrichtenagentur Belga. Nun muss die zweite Kammer, der Senat, noch zustimmen.

Bereits vor einem Jahr hatte das Parlament einen entsprechenden Beschluss gefasst, der aber wegen des Sturzes der Regierung nicht mehr in der zweiten Kammer verabschiedet werden konnte. Belgien ist seit fast elf Monaten ohne gewählte Regierung.

Laut Gesetzentwurf darf künftig niemand mehr sein Gesicht im öffentlichen Leben so verhüllen, dass er nicht mehr zu identifizieren ist: Keine Busfahrt, kein Spaziergang und kein Besuch in Museen oder im Kino. Bei Zuwiderhandlung drohen Strafen zwischen 15 und 25 Euro oder bis zu sieben Tage Gefängnis. Das Gesetz solle "das Strafrecht verändern, um das Tragen eines jeden Kleidungsstücks zu verbieten, das ganz oder in Teilen das Gesicht verdeckt", heißt es in dem Text des Entwurfs.

Die Befürworter im Parlament verwiesen auf die Sicherheit und den nötigen Respekt vor Frauen. "Die Burka ist kein religiöses Symbol, sondern ein Symbol der Unterdrückung der Frauen", sagte der sozialistische Abgeordnete André Frédéric.

Das Nachbarland Frankreich hatte bereits im September vergangenen Jahres als erstes westliches Land ein Burka-Verbot beschlossen, das Mitte April in Kraft trat. Komplett verschleierte Frauen sind in Frankreich somit vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Bußgeld rechnen.

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9 Kommentare

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  • DN
    Daniela Nettinger

    Ich persönlich finde, dass diese Länder gegen die Menschenwürde und Religionsfreiheit verstößen.

     

    Ich kann verstehen, dass in unserer Gesellschaft es etwas "komisch" ist jemanden zu begegnen der komplett verschleiert oder verhüllt ist. Aber das bedeutet für mich doch nicht, dass er von vorneherein etwas Böse will.

     

    Wiso beschränkt man dieses Gesetz nicht auf öffentliche Gebäude wie Gerichte, Polizeidiensstellen usw.

  • HS
    Horst Schwabe

    Nicht wirklich schlimm. Eigentlich nur blöde für die Frauen, die die Burka freiwillig tragen. Das sind aber nicht so viele.

  • GM
    Gosig Mus

    "Ich MUSS bei so jemandem davon ausgehen, dass er (oder sie) nichts Gutes im Schilde führt, denn wenn ich am öffentlichen Leben teilhaben möchte ist vertrauensvolle Kommunikation der erste logische Schritt."

     

    Quatsch. Gesetze sind nicht dafür da um deine persönliche Paranoia oder deinen Modegeschmack in Textform zu gießen. Deine Trennung von Kostüm und Vermummung ist völlig beliebig. Ich find eklige Parfums unangenehm und bin erstmal reserviert wenn ich jemandem mit ner Duftwolke begegnet, deswegen fordere ich aber kein Verbot von Parfum in der Öffentlichkeit. Ein Verbot von Sonnenbrillen fordert auch kein Mensch, obwohl man Sonnenbrillenträgern nicht in die Augen gucken kann.

     

    Genausowenig ist es bei uns verboten, unsere Gesellschaft zu verachten. Indem du und andere wie du Repressionen gegen solche (vermeintlichen) Meinungen fordern oder rechtfertigen, fügt ihr unserer Gesellschaft mehr Schaden zu als die paar Burkaträgerinnen. Ihr opfert bereitwillig grundlegende Freiheiten für ein Sicherheitsgefühl oder, wie in diesem Fall, sogar für banale Ästhetik.

  • MT
    Miaowara Tomokato

    "Wenn mir danach ist will ich gefälligst in Zebrakostüm mit Hosenträgern und Gieskanne auf dem Kopf herumlaufen dürfen."

     

    Dürfen sie auch. Jedenfalls wüsste ich noch keinen Fall, wo Maskottchen, Strassenkünstler oder Werbefiguren deswegen eingeknastet worden wären. Sich verkleiden ist etwas anderes, als sich vermummen. Ich MUSS bei so jemandem davon ausgehen, dass er (oder sie) nichts Gutes im Schilde führt, denn wenn ich am öffentlichen Leben teilhaben möchte ist vertrauensvolle Kommunikation der erste logische Schritt. Unmöglich jemandem mit einem freundlichen Lächeln zu begegnen, wenn man wie ein Wüstenbandit vermummt ist.

    Die wenigen Frauen, die sich freiwillig unters Stoffgefängnis begeben, machen fast immer deutlich, dass sie mit unserer Gesellschaft sowie Lebensart nichts zu tun haben wollen, oder sie gar verachten.

    Dafür nehme ich sie bestimmt nicht in Schutz.

  • K
    Kommentör

    Das ist kein Problem, denn der/die Busfahrer, Arzt, Ticketverkäufer etc. erkennt gleich "ah der mit der Giesskanne auf dem Kopf war tatsächlich schonmal da..."

     

    Was ist eigentlich auf dem Passbild einer Burka-Trägerin zu sehen?

  • RR
    Robert R

    "Laut Gesetzentwurf darf künftig niemand mehr sein Gesicht im öffentlichen Leben so verhüllen, dass er nicht mehr zu identifizieren ist"

     

    Ist das Motorradfahren in Belgien jetzt verboten?

  • SH
    Sebastian H.

    Normalerweise bin ich genervt von Kommentarparanoikern.

     

    Bei diesen Gesetzen fällt es mir aber selbst schwer, nicht auf die Idee zu kommen, dass es eigentlich nicht um Burkas gehen könnte. Sondern darum, vorzusorgen, dass in Zukunft niemand den gerade marktreif werdenden Gesichtsscannern entgehen kann.

     

    Nur nebenbei bemerkt: Burkas sind scheisse, aber wie kommt ein Staat egentlich auf die Idee, Leuten vorzuschreiben, was sie anziehen dürfen? Wenn mir danach ist will ich gefälligst in Zebrakostüm mit Hosenträgern und Gieskanne auf dem Kopf herumlaufen dürfen.

  • F
    FAXENDICKE

    Sehr gute Entwicklung. Man kann nur hoffen das andere Staaten nachziehen!!!

  • K
    keetenheuve

    "Komplett verschleierte Frauen sind in Frankreich somit vom öffentlichen Leben ausgeschlossen."

    Soll das ein Witz sein? Frauen in Burka sind doch schon durch den Stoff-Sack selbst vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Oder kann mir einer erklären, wie man in diesem Stoffkäfig am öffentlichen Leben "teilnehmen" kann?