hamburg heute : „Verantwortung tragen alle“
Sozial engagierter Gedankenaustausch soll Reichen und Mächtigen die Augen öffnen
taz: Frau Rollin, „Geld verdienen und Gutes tun“ ist das Motto des Abends, ein alltäglicher Widerspruch?
Julika Rollin: Die Wirtschaftskrise hat gezeigt, wie verantwortungslos agiert wurde. Die Wirtschaft sollte nicht zum Selbstzweck arbeiten, sondern zu einer besseren Gesellschaft beitragen.
Warum sollte eine Krise die Chefetagen zu guten Taten zwingen?
Ich glaube, sie werden nicht gezwungen, sich sozial zu engagieren, sie wollen es. Viele Unternehmen merken, dass soziales Engagement langfristig den Erfolg bedingt. Die Wirtschaft ist eben Teil der Gesellschaft und nicht umgekehrt.
Sie leiten Weiterbildungen für Führungskräfte, wo besteht Nachholbedarf?
Viele erlangen im Laufe ihrer Karriere einen hohen Grad fachlicher Spezialisierung. Die Perspektive verjüngt sich immer weiter, wie für ein Korn in einer Sanduhr. Doch als Führungskraft öffnet sich der Horizont wieder, dann muss wieder nach links und rechts geschaut werden.
Warum nehmen Sie am Gesprächsabend teil?
Ich bin ursprünglich Ethnologin und in Hamburg gibt es viele Parallelgesellschaften. Ob Chef, Wissenschaftler oder Arbeiter, jeder lebt auf seinem kleinen Kontinent und spricht seine Stammessprache. Ich möchte dazwischen vermitteln, so dass alle wertschätzen können, was der Einzelne zur Gemeinschaft beiträgt. INTERVIEW: JV
Diskussionsrunde ab 20 Uhr, Kultwerk West in Altona
Fotohinweis:JULIKA ROLLIN, 35, leitet Weiterbildungen