Veränderungen im Elektrokonzern: „Corporate Governance“ bei Siemens

Der Umbau in der Unternehmensspitze von Siemens ist abgeschlossen. Bald sollen auch neue Höchstgrenzen für die Vorstandsgehälter gelten.

Die Gebäude stehen auch nach dem Personalumbau bei Siemens noch. Bild: reuters

MÜNCHEN dpa | Der frühere Siemens-Chef Peter Löscher kassiert nach seinem vorzeitigen Abgang von der Konzernspitze fast 15 Millionen Euro Abfindung. Hinzu kommt eine Sonderzahlung zur Altersversorgung von gut 2,2 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht des Elektrokonzerns für 2012/13 hervorgeht, der am Mittwoch in München veröffentlicht wurde.

Löscher hatte Ende Juli nach zwei Gewinnwarnungen in Folge und einem Machtkampf seinen Posten geräumt. Sein Vertrag wäre eigentlich noch bis 2017 gelaufen. Seither führt Joe Kaeser Deutschlands größten Elektrokonzern.

Mit neuen Höchstgrenzen für die Vorstandsgehälter will Siemens derweil die Regeln zur guten Unternehmensführung („Corporate Governance“) umsetzen. Mit der Umstellung, die komplizierte Regelungen umfasst, soll vermieden werden, dass etwaige sprunghafte Aktienkurssteigerungen zu unverhältnismäßigen Gehaltssprüngen für die Manager führen.

Nach einer Beispielrechnung im Geschäftsbericht des Unternehmens würde sich etwa eine absolute Obergrenze für die Vergütung von Konzernchef Kaeser von derzeit 9,5 Millionen Euro ergeben. Schon bisher gab es im Siemens-Vergütungssystem eine Begrenzung für Boni und aktienbasierte Vergütungen, die aber die künftige Aktienkursentwicklung noch nicht einbezog.

Solmssen geht

Auch der vorzeitige Abgang von Siemens-Vorstand Peter Solmssen wurde am Mittwoch besiegelt. Die Verkleinerung des Führungsgremiums kommt damit zum Abschluss. Der für Compliance und Recht zuständige Solmssen verlässt das Gremium zum Jahresende einvernehmlich, wie Siemens mitteilte.

Solmssens Ressort wird künftig direkt Konzernchef Kaeser zugeordnet. Neuer Chefjustiziar und Leiter der Rechts- und Compliance-Abteilung werde Andreas Christian Hoffmann. Er soll direkt an Kaeser berichten und nicht mehr im Rang eines Vorstands tätig sein.

Der 58-jährige Solmssen gehört der Siemens-Führung seit Oktober 2007 an und ist eigentlich bis März 2017 zum Vorstand bestellt. Sein vorzeitiger Abschied hatte sich aber bereits in den vergangenen Wochen abgezeichnet. So verlor er zuletzt die Zuständigkeit für den amerikanischen Markt. Der Manager galt als letzter Vertrauter Löschers in der Siemens-Führung.

Aus zehn werden sieben Mitglieder

Nach dem milliardenschweren Schmiergeldskandal bei Siemens verantwortete Solmssen unter anderem den Aufbau des Systems für Regeltreue im Unternehmen (Compliance). „Herr Solmssen ist in schwieriger Zeit zu Siemens gekommen und hat großen Anteil an der Aufarbeitung der Compliance-Affäre des Unternehmens“, erklärte Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. In Medien wurde bereits spekuliert, dass Solmssen in die USA zurückkehren wolle.

Der promovierte Rechtswissenschaftler Hoffmann kam 2008 als Chefjustiziar in den Siemens-Industriesektor und wechselte 2010 in gleicher Funktion in die zentrale Finanzabteilung des Unternehmens. Zuvor war er in verschiedenen internationalen Anwaltskanzleien und Unternehmen tätig, darunter bei BMW und dem Siemens-Konkurrenten General Electric.

Vor einigen Wochen hatte auch die frühere Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer nach Streit mit den Arbeitnehmervertretern das Unternehmen verlassen. Sie bekommt laut Geschäftsbericht 5,6 Millionen Euro Abfindung plus knapp 900.000 Euro Sonderbeitrag zur Altersversorgung. Hinzu kam der Abschied der für den Einkauf zuständigen Schweizerin Barbara Kux. Mit Solmssens Abgang wird die Siemens-Führung von bisher zehn auf sieben Mitglieder reduziert.

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