piwik no script img

VattenfallStoned im AKW

In Krümmel wurde erst spät nach falschen Dübeln gesucht. In Schweden waren Arbeiter beim AKW-Umbau betrunken.

Alkohol im AKW? Auf dieser Aufnahme aus Krümmel wirkt alles nüchtern, in Schweden wurden betrunkene Arbeiter erwischt. Bild: dpa

Atomkraftwerke und Alkohol gehören nicht zusammen. Nach Meldungen über alkoholisierte Beschäftigte im schwedischen AKW Forsmark hatte der Reaktorbetreiber Vattenfall hoch und heilig versprochen, dass dies nicht mehr passieren werde.

Doch am Mittwoch wurde bekannt, dass bei Stichprobenkontrollen am westschwedischen Atomkraftwerk Ringhals, das Vattenfall und Eon gemeinsam betreiben, in den letzten Wochen acht alkoholisierte Arbeiter erwischt und daraufhin entlassen wurden. In Ringhals wird derzeit der Reaktor 3 umgebaut, um die Leistung des betagten Kraftwerks zu steigern. In den provisorischen Unterkünften der Bauarbeiter aus ganz Europa und den USA werde viel getrunken, berichteten Medien.

Ringhals-Informationschef Torsten Bohl bestätigte, dass die Baustelle für acht Arbeiter wegen Alkoholkonsum gesperrt wurde. Auch Sicherheitschef Rickard Hallein konnte gegenüber dem Göteborgs-Posten "nicht hunderprozentig garantieren, das sich dort nicht jemand aufhält, der von Alkohol- und Drogen beeinflusst ist". Derzeit würden nur Stichproben durchgeführt; für den Herbst werde eine Einlasskontrolle mit lückenlosen Alkoholtests erwogen. Bohl betonte, dass sich keiner der alkoholisierten Arbeiter im Reaktorbereich aufgehalten habe. Betroffen seien nur "nichtnukleare" AKW-Bereiche.

Neuigkeiten gibt es auch aus dem deutschen Vattenfall-AKW Krümmel, wo ein Brand - in einer ebenfalls "nichtnuklearen" Trafostation - Ende Juni massive Sicherheitsprobleme ausgelöst hatte. Am Dienstag hatte der Betreiber mitgeteilt, dass dort 14 Dübel eingesetzt wurden, die nicht den sicherheitstechnischen Anforderungen genügen. Diese Entdeckung der nach Angaben des Kieler Sozialministeriums nicht erdbebensicheren Befestigungen kam allerdings reichlich spät: Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit hatte nach ähnlichen Problemen mit Befestigungen im AKW Biblis schon im Juni vergangenen Jahres eine Nachricht an alle deutschen AKW-Betreiber und Aufsichtsbehörden verschickt.

Das schleswig-holsteinische Sozialministerium habe als zuständige Aufsichtsbehörde mit Blick auf die in Krümmel bevorstehende Revision beim Betreiber angefragt, wie es eigentlich um die Dübelproblematik stehe, sagte Ministeriumssprecher Oliver Breuer der taz. Erst danach informierte der Betreiber über fehlerhafte Befestigungen per Störfall-Mitteilung über ein "Meldepflichtiges Ereignis der Kategorie N". Laut Breuer mussten im Mai auch in Vattenfalls AKW Brunsbüttel 253 Dübel ausgetauscht werden. Auch dort beseitigte der Betreiber nicht von sich aus die fehlerhaften Befestigungen. Sie wurden bei der letzten Revision von Beamten der Atomaufsicht entdeckt.

Welche Konsequenzen die Pannenserie für Vattenfall haben kann, wird im Kieler Umweltministerium derzeit noch juristisch geprüft. Auch ein nachgewiesen unzuverlässiges Verhalten auf der Betreiberseite führt möglicherweise nur zum Auswechseln einzelner Personen, sagte Ministeriumssprecher Breuer. Man untersuche aber, ob es noch andere juristische Ansätze gibt.

Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums müssen die Betreiber Fachkunde und Zuverlässigkeit immer nur für konkrete Personen nachweisen, die sie für als atomrechtlich Verantwortliche für ihre Anlagen benennen. Bei AKW sind das in der Regel die Betriebs- und Bereichsleiter. Auch bei Atomskandalen der Vergangenheit führte deswegen Unzuverlässigkeit auf der Betreiberseite nur zum Auswechseln einzelner Personen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • MM
    M. Muliski

    Ich habe seit geraumer Zeit den Eindruck, dass sich BILD und taz leider nur durch die Leserklientel unterscheidet und die taz mit allen Mitteln ihre Klientel mit "Dope" versorgt. Um Fakten geht es m.E. bei der taz bei bestimmten Themen leider schon lange nicht mehr. Gerade die Themen Klimaschutz und natürlich Kernkraft werden m. E. dermaßen undifferenziert angegangen, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen müsste und sich fragt, ob Malte K., Nick R. und die Anderen nicht auch irgendwie "stoned" beim schreiben waren. Kritische Leserbriefe oder auch Hinweise auf Falschaussagen werden m.E. nicht konsequent gedruckt (bis auf dieses neue Instrument Aktikel online zu kommentieren).... deshalb kauf ich die Zeitung auch nicht mehr am Kiosk sondern lese Sie kostenlos im Internet, was mir für die taz-Gesellschafter, die viel Geld in die Zeitung gesteckt haben leid tut.

     

    schöne online-Grüße

  • MM
    Martin Meyer-Stoll

    "Stoned im AKW", ah ja. Klingt knackig und hat absolut nichts mit dem nachfolgenden Artikel zu tun, in dem es um Arbeiter auf Alk geht. Leute, das ist BILD-Niveau.