Vattenfall Schweden: Brandalarm im Pannenreaktor
Ein elektrischer Fehler soll zur Rauchentwicklung in der Turbinenhalle des Akw Ringhals geführt haben. Die Anlage war erst kurz zuvor aufgeppt worden, um mehr Leistung herauszuquetschen.
Rauch ohne "eigentliches" Feuer. Das war laut Vattenfall die Ursache für einen Brandalarm im westschwedischen Atomkraftwerk Ringhals am Montagnachmittag. Ein elektrischer Fehler oder eine Überhitzung an einem der beiden Generatoren des Reaktors Ringhals 3 habe zu Rauchentwicklung in der neben dem Reaktorgebäude liegenden Turbinenhalle, zum Brandalarm und zu einem automatischen Turbinenstopp geführt. Es habe keine Gefahr für den Reaktor bestanden, liess Vattenfall verlauten. Allerdings produziere Ringhals 3 wegen des Ausfalls einer der beiden Turbinen bis auf weiteres nur mit halber Leistung.
Ringhals 3 ist ein Pannenreaktor. Erst im November letzten Jahres hatte es hier einen Transformatorenbrand ähnlich dem vor einigen Wochen im Vattenfall-AKW Krümmel gegeben. Drei weitere außerplanmäßige Stopps gab es zwischen Januar und März.
Selbst wenn es diesmal tatsächlich kein Feuer gewesen sein sollte, so war es dennoch ein brandgefährliches Signal, meint der schwedische Atomkraftexperte und Ex-Vattenfall-Konstruktionschef Lars-Olov Höglund. Betroffen war nämlich eine Turbinen- und Generatorenanlage, welche erst 12 Tage vorher wieder in Betrieb genommen worden war - nach monatelangen Umbauten mit dem Zweck aus dem seit 26 Jahren betriebenen Altreaktor mehr Leistung herauszuquetschen. Konstruiert worden war Ringhals 3 für eine Leistung von 920 MW, in Zukunft soll er 1080 MW liefern. "Man jagt die Anlagen hoch bis zur Belastungsgrenze", sagt Höglund: "Die Sicherheitsmarginalen werden immer geringer. Das kostet ja auch nichts. Und die Sicherheit zu erhöhen, würde ja etwas kosten."
Ausgerechnet ein Zwischenfall an dieser umfassend umgebauten Turbinen- und Generatoranlage kommt für Vattenfall nicht nur wegen der nicht enden wollenden Fehlerkette in seinen deutschen AKWs zu einem äusserst ungünstigen Zeitpunkt. Leistungssteigerungen bei Altreaktoren stehen nämlich bei nahezu allen schwedischen AKWs in den kommenden Jahren auf dem Plan. Dazu sollen Teile der Anlagen - auch der Nuklear-Komponenten - so "optimiert" werden, dass die Reaktoren zwischen 12 und 15 Prozent mehr Strom ins Netz speisen können. Allein in Ringhals will Vattenfall hierbei 1,4 Milliarden Euro verbauen. Am Ende hofft man mit den jetzigen 10 Reaktoren mehr Atomstrom erzeugen zu können, als in Schweden mit den ursprünglich 12 Reaktoren je produziert wurde.
Ein "schwedisches Modell", das von der internationalen Atomstromwirtschaft mit Interesse verfolgt wird. Weshalb man im Februar auch zu einer speziellen Konferenz zum Thema ins schwedische Oskarshamn eingeladen hatte, wo sich Experten von Südafrika bis USA beeindruckt von den Plänen zeigten. Die Erfahrungen, die man nun gleich mit der ersten Etappe machen musste: Man verkalkulierte sich gründlich. Nicht nur dauerten die Umbauten wegen unvorhergesehener Probleme 2 Monate länger als geplant und waren allein wegen des damit verbundenen ausserplanmässigen Produktionsausfalls 20 Millionen Euro teurer als errechnet. Sondern es tauchen auch bereits nach weniger als 2 Wochen erste Fragen nach der Zuverlässigkeit und Sicherheit dieses "Pimp-my-Reaktor"-Konzepts auf.
Es sei eben so, wie wenn man ein Auto aus den fünfziger Jahren hochtrimmen will, sagt Höglund, für den der jetzige Vorfall "alles andere als unerwartet" kommt: "Und das nächste Mal kann es in der Reaktoranlage selbst sein."
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